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Branchen | Westafrika | Nahrungsmittel- , Verpackungsmaschinen

Lokale Produktion soll in Westafrika gestärkt werden

Internationale Geber und Investoren treiben Projekte voran. Bei risikoreichen Märkten wie Sierra Leone zögern jedoch viele Finanzinstitute Kredite bereitzustellen.

Mehr Baumwolle und Naturkautschuk

Der afrikanische Hedgefonds Obara Capital investiert umgerechnet 70 Millionen Euro in das Baumwollunternehmen Sodeco in Benin. Die Société pour le Développement du Coton (SODECO) ist mit 17 Fabriken einer der führenden Betriebe zur Weiterverarbeitung von Baumwolle in Afrika. Mehr als 670.000 Tonnen Baumwolle können darin pro Jahr verarbeitet werden. In Benin wurden 2019/2020 rund 700.000 Tonnen Baumwolle geerntet, gegenüber 678.000 Tonnen im Vorjahr. Mit dem frischen Kapital soll die Verarbeitungskapazität von Sodeco ausgebaut werden.

Côte d'Ivoire will den Ertrag bei Naturkautschuk in den nächsten zwei Jahren verdoppeln. 2020 wurde mit 950.000 Tonnen eine Rekordernte erzielt. Damit konnte die Ernte gegenüber dem Vorjahr um 21 Prozent gesteigert werden. Die Anbaufläche im Land wird aktuell auf rund 600.000 Hektar geschätzt. Etwa 165.000 Menschen arbeiten in der Branche. Um die Wertschöpfungskette bei Naturgummi auszubauen will die Société Internationale de Plantations d'Hévéas (SIPH) rund 85 Millionen Euro in eine neue Verarbeitungsanlage investieren.

Israel will Reis anbauen

Der Anbau von Reis wird in Côte d'Ivoire weiter vorangetrieben. Das israelische Unternehmen Mitrelli will Reis zunächst auf 2.000 Hektar anbauen, später sogar auf der doppelten Fläche. Die Reisfelder sollen künstlich bewässert werden. Silos und Lagerhallen sind ebenfalls geplant. Das von AfricaRice und der GIZ betriebene Reisprojekt im Department Dabakala wird auch durch die Hilfsorganisation Mother Africa Needs You (MANY) unterstützt. Die NGO will den Anbau im Norden des Landes durch Maschineneinsatz, Drohnen und digitale Anwendungen fördern.

In Côte d'Ivoire errichtet das Unternehmen African Diamond Company in der Stadt Sikensi im Süden des Landes eine Anlage zur Verarbeitung von Cashew-Nüssen. Die jährliche Kapazität von rund 20.000 Tonnen soll binnen eines Jahres auf 30.000 Tonnen erhöht werden. Zunächst sind 350 Arbeitsplätze geplant. Bis 2022 entsteht in Bondonkou die erste Industriezone für Cashew-Verarbeitung auf einer Fläche von 15 Hektar. Die Elfenbeinküste ist der weltweit größte Produzent von Cashewnüssen. 2020 wurde mit 849.000 Tonnen ein neuer Ernterekord erzielt.

Trockenfrüchte für den Export

Die Schweizer HPW AG hat in der Stadt Assé eine neue Verarbeitungsanlage für tropische Früchte errichtet. Umgerechnet rund 5 Millionen Euro wurden in die Anlage investiert. Geplant ist eine jährliche Verarbeitung von 7.700 Tonnen Mango, Bananen, Ananas und Kokosnüssen zu Trockenfrüchten für den Export. HPW ist bereits mit einem Werk in Ghana aktiv. Die Elfenbeinküste ist führender Lieferant frischer Mangos aus Westafrika und der größte afrikanische Exporteur von Bananen.

Im Jahr 2020 konnte Côte d'Ivoire mit einer Menge von 848.700 Tonnen eine neue Rekordmenge an Cashew-Nüssen ernten. Ein Plus von rund 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit rund 634.000 Tonnen. Von weiteren Investitionen in Maschinen, Anlagen und Transportkapazitäten zur Weiterverarbeitung für den Export ist auszugehen. In der Elfenbeinküste werden Cashewbäume von etwa 400.000 Landwirten auf rund 1,4 Millionen Hektar bewirtschaftet.

Das Unternehmen Koudjis Ghana Ltd., Teil der niederländischen Koudjis Animal Nutrition, hat kürzlich eine neue Tierfuttermittelfabrik in Betrieb genommen und ein lokal produziertes Komplettfutter für die Geflügelwirtschaft auf den Markt gebracht. Oftmals stehen Landwirte vor der Herausforderung, Geflügelfutter bei unterschiedlichen Lieferanten zu kaufen und dieses zu mischen. Das Komplettfutter macht die Beschaffung und Mischung unterschiedlicher Bestandteile in etwaiger unterschiedlicher Qualität überflüssig. Der Bau der ersten Mischfutterfabrik des Unternehmens in Westafrika begann 2019 und markierte einen wichtigen Meilenstein für Koudijs beim Übergang vom Importeur zu einem lokalen Verarbeiter. Die neu errichtete Fabrik befindet sich auf einem 500 Hektar großen Grundstück in Tema und hat eine Produktionskapazität von 90.000 Tonnen pro Jahr.

Neue Einkaufszentren in Kamerun

Die niederländische Handelsgruppe Spar expandiert mit ihrer Marke L'Atrium in Kamerun. Nach einem Einkaufszentrum in Douala soll 2022 ein weiteres in Bertoua entstehen. Von dort will die Handelskette auch die Zentralafrikanische Republik, den nördlichen Kongo und den Tschad bedienen. In Kamerun ist Spar Partner von L'Atrium SA, einem Joint Venture zwischen Dee-lite Sarl und der Arno Group, die beide im Groß- und Einzelhandel in Kamerun aktiv sind.

In Mali hat die erste Anlage zur Herstellung von Sheabutter ihren Betrieb aufgenommen. Die Anlage von Mali Shi befindet sich in Banakoroni in der Nähe der Hauptstadt Bamako. Sie hat eine Verarbeitungskapazität von jährlich 30.000 bis 32.000 Tonnen Kariténüssen. Rund 14.000 Tonnen Sheabutter sollen pro Jahr hergestellt werden. Das aus den Nüssen gewonnene Stearin wird als Pflanzenbutter eingesetzt, vor allem zur Herstellung von Schokolade.

Der nigerianische Landwirtschaftsminister Muhammad Sabo Nanono hat die baldige Verabschiedung einer National Dairy Policy angekündigt, die darauf abzielt, den lokalen Milchsektor zu fördern und die Milchproduktion anzukurbeln. Nigeria gibt jährlich etwa 1,3 Milliarden US$ für den Import von Milchprodukten aus und etwa 60 Prozent der lokal konsumierten Milchprodukte stammen dabei aus Importen. Das nationale Milchkonzept wird sich auf die Entwicklung der Infrastruktur, die Verarbeitung, die Milchviehhaltung, die Qualitätskontrolle, die Produktentwicklung, die Industrie und die sektorale Zusammenarbeit konzentrieren. Beteiligt an der Entwicklung des Konzeptes waren Akteure des öffentlichen Sektors und des Privatsektors, die in den Prozess eingebunden waren und Empfehlungen abgeben konnten.

Wertschöpfungskette für Getreide

Als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie und die zunehmende Bedeutung lokaler Lieferketten hat Nestlé in Nigeria zusammen mit IDH, der Initiative für nachhaltigen Handel, und TechnoServe das Projekt „Developing Inclusive Grain Value Chains“ zur Entwicklung integrativer Wertschöpfungsketten für Getreide ins Leben gerufen. Das Projekt wird Stakeholder in der gesamten Lieferkette einbeziehen und sieht die Zusammenarbeit mit hauptsächlich sechs kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) vor, die Pflanzen von etwa 5.000 Kleinbauern kaufen und an Nestlé-Fabriken liefern. Darüber hinaus wird die Initiative das Know-how von Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette für Getreide stärken, zum Beispiel durch Schulungen zum richtigen Umgang mit Getreide, zur Lagerung sowie zu unternehmerischen und finanziellen Kompetenzen. Die Einbeziehung von Kleinbauern in die Wertschöpfungskette eines Unternehmens wie Nestlé verschafft den Landwirten die Möglichkeit, durch den Verkauf auf stabilen und formellen Märkten höhere Einkommen zu erzielen. Nestlé selbst verkürzt die Lieferkette und profitiert von der stetigen Versorgung mit lokal produziertem Getreide.

Die französische Beteiligungsgesellschaft Amethis investiert im Senegal in das Unternehmen Nouvelle Minoterie Africaine. NMA gilt als ein führendes Unternehmen im Bereich Fast Moving Consumer Goods, das Geflügel- und Viehfutter, Nudeln und Weizenmehl produziert und vertreibt. Das senegalesische Unternehmen hatte 2015 die Getreidemühlen Moulins Sentenac übernommen und ist seit-dem mit eigenen Marken stark gewachsen. Weitere Investitionen in Maschinen und Anlagen sind zu erwarten. Amethis ist in mehreren afrikanischen Märkten mit Beteiligungen aktiv.

Im Senegal nehmen die Pläne für ein neues Landwirtschaftszentrum im Süden des Landes Gestalt an. Die agroindustrielle Verarbeitungszone PZTA-Sud bzw. Agropole Sud soll in Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) entstehen. Umgerechnet rund 43 Millionen Euro will die Entwicklungsbank in das Projekt investieren. Das Ziel ist es, die Landwirtschaft im Süden des Senegal weiter zu professionalisieren. Das Land hat seine Ernten bei einer Reihe von Feldfrüchten in den letzten Jahren bereits deutlich steigern können.

Weniger Abhängigkeiten von Milchimporten

Die Molkerei La Laiterie du Berger (LBD) mit Sitz im Senegal hat 600.000 Euro von der EU-Agentur EDFI AgriFI in Brüssel erhalten. Damit soll der Ausbau der Milchproduktion entlang des Flusses Senegal vorangetrieben werden. Vor allem halbnomadische Hirten sollen davon profitieren. Senegal will seine Abhängigkeit von Milchimporten reduzieren. Mit dem Ausbau der Milchwirtschaft sind mehr Investitionen in Kühlketten und Molkereianlagen zu erwarten.

Capitol Foods Ltd., führender Getränkehersteller in Sierra Leone, hat von zwei niederländischen Investoren, Cordaid Investment Management und Triodos-Hivos Fund, ein Darlehen in Höhe von 1 Million US$ erhalten. Capitol Foods produziert unter dem Markennamen „Sierra“ Trinkwasser in Flaschen und Fruchtsäfte aus lokal angebauten Früchten. Mit dem Kredit soll der Kauf und die Installation einer Obstverarbeitungsanlage mit einer Kapazität von 3 Tonnen pro Stunde finanziert werden. Den Bedarf schätzt das Unternehmen auf rund 5.000 Tonnen Obst pro Jahr, der von etwa 10.000 lokalen Landwirten beschafft wird. Da Sierra Leone als risikoreicher Markt gilt, scheuen viele Finanzinstitute Kredite bereitzustellen, was die weitere Entwicklung vieler Sektoren, insbesondere der Landwirtschaft und der Agrarverarbeitung, behindert.

In Togo entstehen 90 Entwicklungszonen für Viehzucht. Das hat der Ministerrat des westafrikanischen Landes beschlossen. In den fünf Wirtschaftsregionen des Landes sollen vermehrt Rinder für die Milch- und Fleischproduktion gezüchtet werden. Erste Pilotgebiete entstehen in den Präfekturen Zio, Lakes, Haho, Ogou, Anié, Blitta, Tchamba, Bassar, Kozah und Oti. Mittelfristig dürfte die Nachfrage nach Anlagen für Milch- und Fleischverarbeitung steigen.

Stand: 30. April 2021

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