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Wirtschaftsumfeld | ASEAN | Außenhandel
Die Coronakrise hat im Außenhandel mit Südostasien Spuren hinterlassen. Die deutschen Warenlieferungen in die Region fielen auf den niedrigsten Wert seit zehn Jahren.
03.03.2021
Von Frank Malerius | Jakarta
Deutschland hat laut DeStatis im Jahr 2020 Waren im Wert von 25,5 Milliarden US-Dollar (US$) in die zehn Länder der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN geliefert. Das ist ein Rückgang von 18,3 Prozent gegenüber 2019 und der niedrigste Wert seit 2010. Es war bereits das zweite Minus in Folge. Gegenüber dem Rekordexportwert von 33,2 Milliarden US$ von 2018 beträgt der Rückgang bis 2020 fast ein Viertel.
Hauptgrund für die Entwicklung ist der Einbruch der Nachfrage als Folge der Corona-Pandemie. Auch wenn alle ASEAN-Länder gemessen an den offiziellen Infektions- und Todesraten im internationalen Vergleich gut durch die Pandemie gekommen sind, waren umfassende Reise- und Bewegungseinschränkungen die dominierende Begleiterscheinung. Die Wirtschaftsleistung aller großen Volkswirtschaften der Region ist mit Ausnahme von Vietnam 2020 geschrumpft.
Im deutschen Exportmarkt ASEAN sind jährliche Schwankungen im zweistelligen Prozentbereich allerdings auch jenseits der Corona-Pandemie keine Ausnahme. Gründe dafür können große Einzelaufträge sein. Denn die ASEAN, deren Wirtschaftsleistung etwa drei Viertel der deutschen entspricht, ist im internationalen Vergleich ein kleiner Zielmarkt: Weniger als 2 Prozent aller deutschen Exporte gehen in diese Region.
Nichtsdestotrotz fiel das prozentuale deutsche Exportminus in die ASEAN mehr als doppelt so hoch wie der Gesamtrückgang der Ausfuhren von 7,3 Prozent. Auch die Lieferungen in andere Weltregionen und Länder wie die EU, die USA oder Japan sanken weniger stark. Die deutschen Lieferungen nach China stiegen 2020 auf Dollar-Basis sogar geringfügig.
Vom Rückgang der deutschen Lieferungen in die ASEAN gegenüber dem Vorjahr von insgesamt 5,7 Milliarden US$ entfielen knapp ein Viertel ausgerechnet auf das wachstumsstarke Vietnam. Grund dafür waren allerdings die umfangreichen Flugzeuglieferungen dorthin im Jahr 2019. Ohne diese stünde für 2020 ein leichtes Plus zu Buche. Gleichzeitig fiele der Rückgang der deutschen Gesamtexporte in die ASEAN 2020 deutlich geringer aus.
Mehr als ein Viertel der deutschen Exporte in die ASEAN gehen traditionell nach Singapur, von wo aus sie zum Großteil weiter in die Region verteilt werden. 2020 blieben sie erstmals seit 2009 unter dem Wert von 7 Milliarden US$. Zweit- und drittwichtigste Absatzmärte sind Malaysia und Thailand, deren Wirtschaftsleistung 2020 um 5,6 beziehungsweise 6,1 Prozent einbrach. In der Folge wurden um knapp 15 Prozent weniger Waren aus Deutschland nachgefragt.
Ein traditionell ausgesprochen schwieriger Absatzmarkt ist Indonesien. Die mit Abstand größte Volkswirtschaft der ASEAN treibt deutlich weniger Außenhandel als Singapur, Malaysia oder Thailand. Die deutschen Exporte dorthin brachen 2020 nahezu um ein Viertel ein. Zwar ist Indonesien mit einer nur um -2,1 Prozent schrumpfenden Wirtschaft vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Doch der Archipel senkte dabei seine wertmäßigen Einfuhren um 17,3 Prozent und schaffte so den zweigrößten Außenhandelsüberschuss seiner Geschichte.
Neben der konjunkturell bedingten Nachfrageschwäche der ASEAN-Länder 2020 gibt es einen strukturellen Wandel hin zu China als Warenlieferant, der anderen Wettbewerbern den Marktzugang zunehmend erschwert. In allen Ländern der Region (mit Ausnahme des an Thailand angrenzenden Laos) ist China die wichtigste Bezugsquelle, oftmals mit großem Abstand. In Indonesien kamen 2020 knapp ein Drittel aller Importwaren jenseits des Öl- und Gassektors aus dem Reich der Mitte, Tendenz steigend.
Der wachsende chinesische Warenstrom besteht längst nicht mehr nur aus Konsumartikeln und einfachen Investitionsgütern, sondern es handelt sich zunehmend um Hightech. In allen größeren Gütergruppen, mit Ausnahme von Automobilen, ist China als Lieferant längst führend. Zudem baut das Reich der Mitte in allen Ländern der Region massiv die Infrastruktur aus, unterstützt von heimischen Zulieferern und staatlicher Finanzierung. Wer Waren in die ASEAN exportiert, muss sich auf wachsende Konkurrenz aus China einstellen.