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Wirtschaftsumfeld | Finnland | Außenhandel

Finnlands Nachfrage nach deutschen Waren steigt wieder

Deutschland bleibt auch in der Coronakrise Finnlands wichtigster Handelspartner. Eine große Bedeutung beim bilateralen Handel kommt dem Pkw-Auftragsfertiger Valmet Automotive zu. 

Von Niklas Becker | Helsinki

Das finnische Interesse an deutschen Produkten legt wieder zu. Der Wert der aus Deutschland nach Finnland importierten Waren stieg zwischen Januar und Mai 2021 im Jahresvergleich nominal um 10,2 Prozent. Das geht aus Handelszahlen des finnischen Zolls hervor. Zurückzuführen ist dies auf steigende Einfuhren von Waren aus der Kfz-Branche. Insbesondere der Import von deutschen Pkw stieg deutlich. Steigende Einfuhren zeigen sich auch im Bereich der Elektrotechnik. Dank der fortschreitenden Erholung der finnischen Wirtschaft dürfte sich die positive Entwicklung in den Folgemonaten fortsetzen. Finnlands Industrie meldete im Sommer 2021 eine steigende Produktion sowie einen deutlich verbesserten Auftragseingang.

Bei der Betrachtung der Handelszahlen 2021 ist zu beachten, dass der nominale Zuwachs der Importzahlen bisher nur auf den Basiseffekt zurückzuführen ist. 2020 hatte der Ausbruch der Coronakrise zu einem starken Rückgang des Welthandels geführt. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum 2019 war der Importwert der zwischen Januar und Mai 2021 aus Deutschland nach Finnland eingeführten Waren nominal betrachtet rund 4,6 Prozent niedriger. Ein noch deutlicheres Bild ergibt sich bei den aus Finnland nach Deutschland exportierten Waren: Zwar verzeichnete der finnische Zoll zwischen Januar und Mai 2021 im Jahresvergleich einen nominalen Zuwachs um 13,5 Prozent. Beim Vergleich mit 2019 ergibt sich allerdings ein nominaler Rückgang um 24 Prozent. 

Deutschland ist der wichtigste Handelspartner

Im Gesamtjahr 2020 belief sich der deutsch-finnische Warenaustausch nach Zahlen von Eurostat auf 18,3 Milliarden Euro. Damit macht der bilaterale Handel mehr als 15 Prozent des gesamten finnischen Außenhandels aus, wodurch Deutschland wie in den Vorjahren der wichtigste Handelspartner Finnlands war. Das nordische Land importierte 2020 deutsche Waren mit einem Gesamtwert von 10,4 Milliarden Euro. Im Jahresvergleich entspricht dies einem nominalen Rückgang um rund 10 Prozent. Auf der anderen Seite exportierte Finnland 2020 Waren im Wert von 7,9 Milliarden Euro nach Deutschland, ein nominaler Einbruch um mehr als 16 Prozent.

Der deutliche Rückgang bei den finnischen Exporten in die Bundesrepublik ist nicht ausschließlich auf die Coronakrise zurückzuführen: Die zur deutschen Meyer Gruppe gehörende Werft in Turku hatte im Januar 2019 das "Mein Schiff 2" im Wert von etwa 544 Millionen Euro ausgeliefert. Bereits vor der Coronakrise stand fest, dass 2020 und auch 2021 kein Schiff an die Bundesrepublik geliefert wird. Wenn man die Lieferung des Schiffes aus den Zahlen für 2019 herausrechnet, liegt der nominale Rückgang der finnischen Exporte nach Deutschland 2020 bei 11,3 Prozent. 

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Valmet Automotive macht 15 Prozent des Handels aus

Einer großen Bedeutung beim deutsch-finnischen Handel kommt der Kfz-Branche zu. Rund 24 Prozent aller nach Finnland importierten und 29 Prozent aller nach Deutschland exportierten Waren entfielen auf diese Branche. Einen entscheidenden Anteil daran hat Valmet Automotive. Das finnische Unternehmen führt unter anderem Auftragsfertigungen für Mercedes-Benz durch. Am Standort in Uusikaupunki werden die A-Klasse und die GLC-Serie hergestellt. Insgesamt fertigte der Produzent 2020 nach eigenen Angaben insgesamt rund 86.000 Fahrzeuge. Valmet Automotive ist allerdings nicht nur Auftragshersteller von Pkw, sondern auch Produzent von Batteriesystemen. Im Frühjahr 2021 gab das Unternehmen in einer Pressemeldung bekannt, seine erste Batteriefabrik in Deutschland zu errichten – nach Salo und Uusikaupunki das dritte Batteriewerk des Unternehmens. 

Nach Zahlen von Eurostat exportierte Finnland 2020 Pkw im Gesamtwert von 2,1 Milliarden Euro nach Deutschland. Da Valmet Automotive der einzige Pkw-Hersteller in Finnland ist, entfällt dieser gesamte Exportbereich auf das Unternehmen. Einen erheblichen Anteil hat der Hersteller auch an den aus Deutschland importierten Kfz-Teilen. Konservativ geschätzt entfallen mindestens 50 Prozent der eingeführten Kfz-Teile inklusive Verbrennungsmotoren auf die Aktivitäten von Valmet Automotive. Zusammen mit den Pkw-Ausfuhren ergibt sich ein Anteil am gesamten deutsch-finnischen Handel von 14,8 Prozent.

Das Unternehmen hat im Frühjahr und Sommer 2021 viele neue Mitarbeiter für die Fahrzeugproduktion rekrutiert. Dies deutet darauf hin, dass die Produktion am finnischen Standort in Zukunft wachsen könnte, wodurch der Anteil von Valmet Automotive am deutsch-finnischen Handel weiter steigen würde. Es ist damit zu rechnen, dass in der neuen Batteriefabrik in Uusikaupunki auch Batteriesysteme und -module für den deutschen Markt hergestellt werden. Das wird die Bedeutung des Produzenten ebenfalls steigern. Das Werk soll im September 2021 eröffnet werden.

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Warenhandel sorgt für positive Außenbilanz

Weltweit handelte Finnland 2020 Waren mit einem Gesamtwert von 116 Milliarden Euro. Hinzu kommt ein Austausch von Dienstleistungen im Wert von 53,7 Milliarden Euro, das geht aus methodisch bereinigten Daten von Eurostat hervor. Finnland verbuchte 2020 einen positiven Außenbeitrag in Höhe von etwa 900 Millionen Euro. Das nordische Land konnte seinen negativen Beitrag im Bereich der Dienstleistungen durch einen deutlichen Überschuss beim Warenhandel ausgleichen. 

Außenhandel Finnlands (in Millionen Euro; nominale Veränderung in Prozent) *)

2019

2020

Veränderung 2020/2019

Importe

95.283

84.594

-11,2

Exporte

95.657

85.503

-10,6

Außenbeitrag 

374

909

*) Waren und DienstleistungenQuelle: Eurostat 2021

Auch die anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) spielen für den finnischen Außenhandel eine entscheidende Rolle. So stammen mehr als 70 Prozent der finnischen Importe aus EU-Ländern. Bei den Exporten ist der Anteil etwas geringer. 2020 gingen rund 54 Prozent der finnischen Ausfuhren an andere Mitgliedstaaten. Im Gesamtjahr 2021 werden die finnischen Exporte von Waren und Dienstleistungen nach Prognosen der Bank of Finnland von Ende Juni 2021 um 5,9 Prozent und 2022 um 5,5 Prozent zulegen. Für die Importe sagen die Experten Zuwächse um 5,4 Prozent und 5,3 Prozent voraus. Getrübt werden die Erwartungen vom Komponentenmangel, von dem immer mehr finnische Branchen betroffen sind. 

Top 5 der finnischen Handelspartner

Import:

  1. Deutschland
  2. Schweden
  3. Russland
  4. Niederlande
  5. China

Export: 

  1. Deutschland
  2. Schweden
  3. USA
  4. Niederlande
  5. China


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