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Wirtschaftsumfeld | Hongkong | Konjunktur

Wirtschaft in Hongkong hellt sich auf

Viele Indikatoren haben sich zum Sommer 2021 verbessert, verfehlen aber das Vorkrisenniveau. Ein erneutes Aufflackern von Corona in China gefährdet womöglich den Wiederaufschwung.

Von Roland Rohde | Hongkong

Hongkongs Wirtschaft rutschte bereits infolge der politischen Unruhen im Sommer 2019 in eine Rezession, die sich durch die nachfolgende Coronapandemie noch verstärkte. Nach einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von real 1,7 Prozent im Jahr 2019, verzeichnete das lokale Statistikamt für 2020 ein entsprechendes Minus von 6,1 Prozent.

Die Metropole leidet insbesondere unter der Anfang 2020 erfolgten Grenzschließung. Selbst doppelt Geimpfte mit negativen Covid-19-Testergebnissen müssen bei der Einreise für ein bis drei Wochen in Quarantäne. Da die Wirtschaft der Sonderverwaltungsregion (SVR) dringend auf den freien Personenverkehr angewiesen ist, liegen viele Branchen am Boden. Immerhin herrscht im Inneren weitgehend Normalität. Seit dem Frühjahr 2021 gibt es praktisch keine lokalen Ansteckungen mehr.

Zudem gibt es beim Impffortschritt positive Nachrichten. In der anfangs zurückhaltenden Bevölkerung hat es im Sommer 2021 einen deutlichen Sinneswandel gegeben. Gemessen an der Impfquote liegt Hongkong innerhalb Asiens an zweiter Stelle, da belastbare Zahlen zu China nicht vorliegen. Bis zum Spätherbst 2021 könnten rund zwei Drittel der Einwohner vollständig geimpft sein. Zudem gibt es erste Diskussionen darüber, wie man mit dem neuartigen Virus künftig leben könnte. Die bisher eisern verfolgte Null-Toleranz-Politik gegenüber Covid-19 spürt zunehmend Gegenwind.

Lockerungen bei Quarantäne- und Einreisevorschriften

Die Regierung hat im Sommer 2021 in zwei Schritten Lockerungen bei den Quarantäne- und Einreisevorschriften durchgesetzt. Erstmals seit anderthalb Jahren war es Anfang August 2021 auch für Geschäftsreisende aus Europa und den USA wieder möglich, die SVR anzusteuern. Damit wächst die Hoffnung, dass es auf absehbare Zeit zu einer umfangreicheren Öffnung kommen könnte. Ohne einen solchen Schritt ist ein durchgreifender wirtschaftlicher Umschwung nicht möglich. Das wissen auch die politischen Verantwortlichen.

Auch wenn sich die Grenzen bislang nur einen Spalt geöffnet haben, bessert sich bereits die Konjunktur. So ist das BIP nach offiziellen vorläufigen Schätzungen im 1. Halbjahr 2021 um real 7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Ein Großteil des Wachstums ist allerdings auf den statistischen Basiseffekt zurückzuführen. Im 1. Halbjahr 2020 war die Wirtschaftskraft um 9 Prozent geschrumpft. In den folgenden Quartalen 2021 wird der Nachholeffekt daher deutlich geringer ausfallen.

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Regierung will Prognose für 2021 anheben

Zudem zeigte sich, dass das BIP im 2. Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal um real 1 Prozent geschrumpft war. Dennoch gibt sich die Regierung optimistisch. Sie will ihre BIP-Prognose für 2021 von einem Plus von 3,5 Prozent bis 5,5 Prozent nach oben anpassen. Allerdings weiß niemand, wie sich das Wiederaufflammen von Covid-19 in China im Sommer 2021 auswirken wird. Kommt es dort abermals zu Lockdowns, droht auch Hongkong Ungemach.

Insbesondere der Einzelhandel wird erst dann wieder normal laufen, wenn chinesische Touristen im gewohnten Maße in die Stadt strömen. Obwohl die Umsätze des Einzelhandels im 1. Halbjahr 2021 gegenüber den ersten sechs Monaten 2020 um gut 8 Prozent wuchsen, lagen sie immer noch mehr als ein Viertel unter dem Vorkrisenlevel von 2019. Immerhin freut sich die Branche auf einen kleinen Boom. Die Regierung verteilt im Sommer 2021 an jeden Einwohner einen Einkaufsgutschein im Wert von umgerechnet 640 US-Dollar.

Positives gibt es außerdem vom Arbeitsmarkt zu berichten. Die Erwerbslosigkeit ist zum Sommer 2021 spürbar gesunken. Doch von Vollbeschäftigung, wie sie bis Mitte 2019 geherrscht hatte, ist man noch deutlich entfernt. Zudem rechnet die offizielle Statistik viele kleine Geschäftsinhaber, die ihr Geschäft infolge von Corona aufgeben mussten, oftmals nicht ein. Die offizielle Arbeitslosenquote einschließlich der Unterbeschäftigung lag im 2. Quartal 2021 bei 8 Prozent. Das waren knapp 2 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

Außenhandel boomt, Tourismus liegt am Boden

Der Außenhandel verzeichnete in den ersten sechs Monaten 2021 einen außerordentlichen Boom. Er ist hauptverantwortlich für den gesamtwirtschaftlichen Aufschwung. Tourismus, Messe- und Konferenzwesen sowie der Personenflugverkehr liegen jedoch immer noch am Boden. Die Zukunft der Hongkonger Airline Cathay Pacific bleibt ungewiss. Eine Entlassungswelle folgte auf die nächste. Ohne großzügige staatliche Unterstützung kann die Fluggesellschaft wohl nicht überleben.

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Geht Hongkong geschwächt oder gestärkt aus der Krise hervor?

Es bleibt die Frage, ob Hongkong geschwächt oder gestärkt aus der Pandemie hervorgehen wird. Zu den Auswirkungen von Corona kommen die negativen Folgen durch die Einführung des nationalen Sicherheitsgesetzes hinzu. Die Strafverfolgung von Oppositionellen und Journalisten hat dem Standort einen schweren Imageschaden zugefügt. Doch für die vor Ort vertretenen internationalen Unternehmen hat im Sommer 2021 die Öffnung der Grenzen oberste Priorität.

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