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IndienArbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Wirtschaftsumfeld
Bericht Wirtschaftsumfeld Indien Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
08.05.2019
Mumbai (GTAI) - In den meisten Branchen sollen 2019 die Löhne in Indien steigen. Standort des Unternehmens und Berufserfahrung des Arbeitnehmers sind für die Höhe der Gehaltszahlung entscheidend.
Einer Untersuchung der Personalberatung Aon Hewitt India zufolge werden Löhne in Indien 2019 um 9,7 Prozent zulegen. Mehr als 1.000 Unternehmen unterschiedlicher Branche und Größe wurden für eine Studie befragt. Analysen anderer Institute schwanken bei ihren Prognosen zwischen Steigerungen in Höhe von 9,7 und 10 Prozent. So rechnen beispielsweise Willis Tower Watson und Korn Ferry mit einem Anstieg von rund 10 Prozent. Die sehr hohen Zuwachsraten von bis zu 15 Prozent des Jahres 2007 werden kaum mehr erreicht.
Ob ein Unternehmen bei der Lohnanpassung stärker nach oben oder unten vom Durchschnitt abweicht, hängt in Indien vor allem von der Geschäftsentwicklung und der Inflationsrate ab. Das nachlassende Wirtschaftswachstum (2018/19: circa 7,1 Prozent) und die geringe Inflationsrate (2018/19: 3,5 Prozent) führten zu einer Verlangsamung der Lohnentwicklung. Auch langfristig erwartet man eher einstellige Zuwächse, weil indische Firmen insgesamt kostensensibler produzieren müssen, um international konkurrenzfähig bleiben zu können.
Im regionalen Vergleich zu anderen asiatischen Ländern sollen die Löhne in Indien immer noch am stärksten steigen, heißt es in der Aon Hewitt-Studie. So rechnet man in China mit einem Lohnanstieg in Höhe von 6,5, in Singapur von 3,9 und in Japan von 2,5 Prozent.
Jahr | Indien | China | Philippinen | Singapur | Hongkong, SVR | Australien | Japan |
2014 | 10,5 | 8,2 | 6,5 | 4,5 | 4,5 | 3,5 | 2,4 |
2015 | 10,8 | 8,0 | 6,7 | 4,5 | 4,5 | 3,5 | 2,5 |
2016 | 10,0 | 7,0 | 6,0 | 4,0 | 4,1 | 3,0 | 2,3 |
2017 | 10,0 | 7,0 | 6,0 | 4,0 | 4,0 | 3,0 | 2,2 |
2018 | 9,5 | 7,0 | 6,0 | 4,0 | 4,0 | 3,2 | 2,5 |
2019 2) | 9,7 | 6,5 | 5,9 | 3,9 | 4,0 | 3,0 | 2,5 |
1) Schätzungen, 2) Prognosen
Quellen: Willis Tower Watson, Aon Hewitt, März 2019
E-Commerce-Unternehmen und Start-Ups gehören zu den bestbezahlenden Arbeitgebern in Indien. Start-Ups können sich hohe Lohnzuwächse leisten, da sie von der Regierung stark gefördert werden. Sie erhalten beispielsweise Steuervergünstigungen, wenn sie mehr Mitarbeiter einstellen.
Positiv sieht die Prognose für Lohnerhöhungen im Finanzsektor aus. Hier rechnet man mit einer durchschnittlichen Steigerung von 9,2 Prozent und damit circa 8,2 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Die Erhöhung soll hauptsächlich auf verbesserte Leistung, höhere Prämieneinnahmen für Versicherungsunternehmen und Reformen seitens der Regierung zurückzuführen sein.
Indiens Hotelindustrie entwickelt sich dynamisch. Bis 2020 rechnet der Subkontinent mit 20 Millionen Touristen pro Jahr, damit werden doppelt so viele Reisende wie 2017 erwartet. Diese positiven Aussichten spiegeln sich in den durchschnittlichen Lohnsteigerungen des Hotelsektors wider. Die Angestellten der Branche rechnen mit 5,6 Prozent höheren Löhnen als 2018.
Solide sollen 2019 die Lohnerhöhungen im Maschinenbau und in der verarbeitenden Industrie (3,3 Prozent) sowie in der Zementindustrie (3,3 Prozent) ausfallen - eher Branchen mit geringerer Bezahlung. Die positiven Aussichten werden vor allem von den zahlreichen Projektankündigungen im Infrastrukturbereich getragen.
Die Konsumgüterindustrie bildet das Schlusslicht bei den Lohnerhöhungen. Die Auswirkungen des Reformmarathons der jüngsten Vergangenheit - beispielsweise die Einführung der Umsatzsteuer (GST) und die Demonetisierung - sind hier noch deutlich spürbar und bremsen entsprechend die Lohnentwicklung.
Branche | 2018 | 2019 | Veränderung 2019/2018 |
Professional Services | 10,6 | 11,1 | 4,7 |
Consumer Internet CompaniesE-Commerce/Start-ups | 10,4 | 11,1 | 6,7 |
Biowissenschaften | 10,3 | 10,1 | -1,9 |
Konsumgüter | 10,2 | 10,1 | -1,0 |
Automobilsektor | 10,1 | 10,1 | 0 |
Hochtechnologie/Informationstechnologie | 9,5 | 9,9 | 4,2 |
IT-gestützte Dienstleistungen | 9,6 | 9,8 | 2,1 |
Chemiebranche | 9,6 | 9,8 | 2,1 |
Einzelhandel | 9,5 | 9,8 | 3,2 |
Energiesektor | 9,0 | 9,6 | 6,7 |
Maschinenbau/Verarbeitende Industrie | 9,2 | 9,5 | 3,3 |
Medienbranche | 9,1 | 9,5 | 4,4 |
Hotelgewerbe | 9,0 | 9,5 | 5,6 |
Finanzsektor | 8,5 | 9,2 | 8,2 |
Zementindustrie | 8,4 | 8,7 | 3,6 |
Quelle: AON Hewitt "23rd Annual Salary Increase Survey", April 2019
Allerdings ist zu beachten, dass Lohnerhöhungen in Indien sehr stark variieren. Sie können für vergleichbare Positionen in einer Branche unterschiedlich ausfallen. Große Spannbreiten bestehen auch bei der Vergütung nach Funktionen innerhalb eines Unternehmens. Individuelle Verhandlungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern spielen oftmals eine Schlüsselrolle.
Entscheidend sind weiterhin Standort, Berufserfahrung und Faktoren wie beispielsweise das Renommee der besuchten Hochschule. Gehaltssteigerungen zwischen 10 und 30 Prozent pro Jahr sind vor allem bei Leitungsfunktionen keine Seltenheit. Vorstände und Geschäftsführer können mit einer Gehaltserhöhung um bis zu 20 Prozent rechnen.
Die Gehälter für hochqualifizierte Arbeitskräfte mit mehrjähriger Berufserfahrung erreichen in manchen Branchen durchaus das Niveau der Industrieländer. Der Wettbewerb um die besten Köpfe wird sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen, da immer mehr ausländische Unternehmen in den indischen Markt eintreten, die ähnliche Anforderungen an ihre Mitarbeiter stellen.
Insgesamt ist ein verstärkter Zusammenhang zwischen Leistung und Bezahlung zu erkennen. Da qualifizierte Fachkräfte selten sind, lassen sie sich für ihre Arbeit entsprechend bezahlen. Bei den Top-Performern soll der durchschnittliche Anstieg der Löhne 15,6 Prozent im Jahr 2019 betragen. Laut dem Marktforschungsinstitut Willis Towers Watson gewinnen auch nichtmonetäre Anreizsysteme bei indischen Beschäftigten zunehmend an Wertschätzung, trotzdem wird das Gehalt der wichtigste Anreiz, gerade für Hochqualifizierte, bleiben.
Unterschiedlicher Lohn für die gleiche Tätigkeit bei vergleichbarer Eignung ist selbst innerhalb eines Unternehmens an verschiedenen Standorten üblich. Die Lebenshaltungskosten sind sehr unterschiedlich, und dies spiegelt sich in den Löhnen wider. Beispielsweise werden in Mumbai in der Regel deutlich höhere Gehälter gezahlt als in Delhi, weil die Mieten sehr viel höher sind. Generell gilt: Je weiter man sich von urbanen Regionen wegbewegt, desto geringer sind die Bezüge.
2018 (in iR) | 2018 (in US$) 2) | |
Landesdurchschnitt | 44.549 | 644,63 |
Hauptstadtregion: Delhi | 50.900 | 736,53 |
Hochlohnregion: Mumbai (Maharashtra) | 55.300 | 800,20 |
Niedriglohnregion: Chandigarh (Punjab) | 43.500 | 629,55 |
1) für Vermögensverwalter in Banken, Finanzdienstleistungen und Versicherungen mit fünf bis acht Jahren Arbeitserfahrung; 2) Wechselkurs vom 12. April 2019: 1 US-Dollar (US$) = 69,10 indische Rupien (iR)
Quelle: Team Lease Jobs and Salary Primer 2018, Payscale, April 2019
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