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Bericht Wirtschaftsumfeld Iran Außenhandel, Struktur
Teheran (GTAI) - Nach einem starken Einbruch sind Irans Importe in den letzten beiden Jahren um insgesamt 31 Prozent gestiegen. Dieser Zuwachs blieb jedoch hinter den sehr hohen Erwartungen der westlichen Lieferländer zurück. Angesichts der Anfang 2016 erfolgten Sanktionslockerung war von einer sprunghaften Ausweitung der Einfuhren ausgegangen worden. Eine Beschleunigung des Importwachstums ist 2018 nicht zu erwarten, eher eine Verlangsamung. Deutschland konnte 2017 für 3 Milliarden Euro nach Iran liefern.
27.04.2018
Nach vorläufigen Angaben des iranischen Zolls sind 2017/18 (iranisches Jahr 1396: 21. März 2017 bis 20. März 2018) die Importe um 24,3 Prozent auf 54,3 Milliarden US-Dollar (US$) gestiegen. Der hohe Zuwachs wurde vor allem durch die Verdoppelung der Importe von CKD-Kits (Completely Knocked Down) zur Herstellung von Pkw und landwirtschaftlicher Traktoren verursacht.
Auf insgesamt fast 4 Milliarden US$ beliefen sich 2017/18 die Beschaffungen von CKD-Kits zur Montage von Straßenfahrzeugen sowie Agrar- und Straßenbaumaschinen (HS-Position 98), davon entfielen 2,5 Milliarden US$ auf Pkw und 0,8 Milliarden US$ auf Traktoren. Die Pkw-Kits lieferten vor allem Peugeot, Renault/Dacia und chinesische Hersteller.
Maschinen und Anlagen (HS 84) bleiben aber mit 8,4 Milliarden US$ (Schätzung 2017/18 auf Basis der Daten für elf Monate) die wichtigste Importposition, hier wurde ein Zuwachs von 15 Prozent erreicht. Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumenten (HS 90) legten um 30 Prozent auf 1,6 Milliarden US$ zu, Eisen und Stahl (HS 72) um 10 Prozent auf 2 Milliarden US$, Kunststoffe (HS 39) um 14 Prozent auf 1,7 Milliarden US$. Nur relativ geringe Erhöhungen konnten bei elektrischen Maschinen und Geräten (HS 85; 3 Prozent auf 4,5 Milliarden US$) sowie Pharmazeutika (HS 30; 6 Prozent auf 1,5 Milliarden US$) verzeichnet werden.
Länder | 2013/14 (1392) | 2014/15 (1393) | 2015/16 (1394) | 2016/17 (1395) | 2017/18 (1396) |
Alle Länder | 49.709 | 53.569 | 41.539 | 43.684 | 54.302 |
.China | 9.787 | 12.733 | 10.477 | 10.753 | 13.216 |
.Vereinigte .Arabische .Emirate 2) | 11.784 | 12.244 | 7.765 | 6.407 | 10.067 |
.Südkorea | 3.943 | 4.417 | 3.680 | 3.460 | 3.717 |
.Türkei | 3.627 | 3.916 | 2.988 | 2.738 | 3.193 |
.Deutschland | 2.451 | 2.331 | 1.811 | 2.537 | 3.083 |
1) iranische Jahre (21. März bis 20. März); 2) vor allem Re-Exporte über Dubai
Quelle: Islamic Republic of Iran Customs Administration
China, der in Iran mit großem Abstand führende ausländische Lieferant, erzielte ein Plus von 23 Prozent und kam mit 13,2 Milliarden US$ auf einen Anteil an Irans Gesamtimport von 24 Prozent. Den iranischen Angaben zufolge verbuchten die Vereinigten Arabischen Emirates (VAE) 2017/18 den höchsten Zuwachs, einen Anstieg der Lieferungen um 57 Prozent auf 10,1 Milliarden US$. Der Großteil der VAE-Lieferungen sind Re-Exporte über die Handelsdrehscheibe Dubai.
Die starke Ausweitung der Einfuhren aus den VAE ist angesichts der Bestrebungen Irans, den mit erheblichen Mehrkosten verbundenen Re-Export zu reduzieren, und der deutlichen Verschlechterung der politischen Beziehungen zwischen den VAE und Iran bemerkenswert. Die Lockerung der Iran-Sanktionen sollte zu einer signifikanten Verminderung der indirekten Einfuhren über Dubai führen. Der Hauptgrund für das dennoch expansive Re-Exportgeschäft sind die fortbestehenden und zukünftig möglicherweise sogar wieder wachsenden Behinderungen im Zahlungsverkehr zwischen Iran und Europa.
Die begründete Angst vor amerikanischen Strafmaßnahmen hält große Teile des westlichen Bankensektors davon ab, Iran-Geschäft zu unterstützen. Auch in Deutschland zeigen viele Banken große Zurückhaltung, häufig werden Transaktionen mit Iran-Bezug ganz abgelehnt.
Die österreichische Oberbank hat im September 2017 mit 14 iranischen Banken ein Rahmenkreditabkommen zur Finanzierung von Iran-Geschäften österreichischer Firmen abgeschlossen. Die Vereinbarung soll langfristige Finanzierungen mit Deckung der österreichischen Exportkreditversicherung ermöglichen. Ende März 2018 erklärte jedoch Oberbank-Chef Franz Gasselsberger, das Abkommen sei "on hold". Die US-Regierung erschwere die Geschäfte massiv. Der mögliche amerikanische Ausstieg aus dem Atomabkommen wird als besonderer Risikofaktor genannt.
HS Position | Bezeichnung | 2016/17 (1395) | 2017/18 (1396) | Veränderung 2017/18 gegenüber 2016/17 |
Summe | 43.684 | 54.302 | 24,3 | |
.9887 03 12 | CKD-Kits zur Montage von Pkw mit einem Hubraum bis 2.000 cc, mit lokaler Wertschöpfung von 14 bis 30 Prozent | 782 | 1.801 | 130,4 |
.1005 90 10 | Mais als Tierfutter | 1.413 | 1.610 | 14,0 |
.1006 30 00 | Reis, halbgeschliffen oder vollständig geschliffen, auch poliert oder glasiert | 690 | 1.214 | 75,9 |
.1201 90 00 | Sojabohnen, andere | 909 | 943 | 3,8 |
.8703 23 19 | Pkw mit einem Hubraum über 1.500 bis 2.000 cc | 893 | 809 | -9,4 |
.9887 03 14 | CKD-Kits zur Montage von Pkw mit einem Hubraum bis 2.000 cc, mit lokaler Wertschöpfung von über 30 bis 60 Prozent | 391 | 676 | 72,8 |
.8703 23 29 | Pkw mit einem Hubraum über 2.000 bis 2.500 cc | 684 | 641 | -6,3 |
.0803 10 00 | Bananen, frisch oder getrocknet | 469 | 544 | 16,1 |
.8517 12 10 | Mobiltelefone | 249 | 529 | 112,7 |
.8529 90 20 | Teile für LED- oder Plasmabildschirme etc. | 497 | 526 | 5,9 |
.0202 30 90 | Rindfleisch, ohne Knochen | 342 | 524 | 53,1 |
.1003 90 00 | Gerste, andere | 265 | 518 | 95,6 |
.2304 00 00 | Ölkuchen etc. aus der Gewinnung von Sojaöl | 608 | 503 | -17,2 |
.9887 01 22 | CKD-Kits zur Montage von Traktoren, mit lokaler Wertschöpfung von 14 bis 30 Prozent | 50 | 427 | 748,7 |
.1512 11 00 | Sonnenblumenöl etc., roh | 253 | 424 | 67,6 |
*) iranische Jahre (21. März bis 20. März)
Quelle: Islamic Republic of Iran Customs Administration
Die beiden hinter den VAE positionieren Lieferländer, Südkorea und die Türkei, konnten zwar 2017/18 zulegen. Aber bei Betrachtung der letzten fünf Jahre zeigt sich kein Wachstumstrend. Die Einfuhren aus Südkorea lagen 2014/15 bei 4,4 Milliarden US$, nur 3,7 Milliarden US$ waren es 2017/18. Ein ähnliches Bild ergibt sich im Falle der Türkei: Einfuhren in Höhe von 3,9 Milliarden US$ wurden 2014/15 registriert, 2017/18 lediglich 3,2 Milliarden US$.
Deutschland verlor 2007 seine Stellung als Irans führender Lieferant an China und sank in der Folgezeit ins Mittelfeld ab. Nach iranischen Angaben erreichten die Einfuhren deutscher Waren 2015/16 mit nur noch 1,8 Milliarden US$ einen Tiefpunkt. Für 2017/18 werden 3,1 Milliarden US$ gemeldet. Damit ist Deutschland nahe an den Viertplatzierten, die Türkei (3,2 Milliarden US$), herangerückt.
Länder | 2015 | 2016 | 2017 |
China | 17.770 | 16.416 | 18.600 |
Vereinigte Arabische Emirate *) | 21.087 | 17.117 | k.A. |
Südkorea | 3.731 | 3.717 | 4.021 |
Türkei | 3.664 | 4.966 | 3.260 |
Japan | 287 | 586 | 877 |
EU28 | 7.161 | 9.098 | 12.226 |
.Deutschland | 2.274 | 2.844 | 3.346 |
.Italien | 1.326 | 1.707 | 1.960 |
.Frankreich | 624 | 799 | 1.696 |
.Niederlande | 520 | 793 | 1.219 |
.Belgien | 444 | 534 | 673 |
*) vor allem Re-Exporte über Dubai
Quellen: Statistikämter der Lieferländer
Eurostat meldet für 2017 einen Anstieg deutscher Iran-Lieferungen um 15,3 Prozent auf 3 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor, dem ersten Jahr nach der Sanktionslockerung, konnte ein Plus von 25,3 Prozent erreicht werden. Der erwartete große Boom im Iran-Geschäft ist somit ausgeblieben. Prognosen von Anfang 2016 hatten innerhalb weniger Jahre einen Anstieg der deutschen Lieferungen nach Iran auf 10 Milliarden Euro für möglich gehalten.
Da 2018 mit einer weiteren Verschlechterung der Rahmenbedingungen für Iran-Geschäft zu rechnen ist, erscheint bei den deutschen Lieferungen eine weitere Verlangsamung des Wachstumstempos möglich. Als zusätzliche negative Faktoren wären unter anderem die allgemeine Verschlechterung des Wirtschaftsklimas, neue iranische Restriktionen zur Importkontrolle (Einfuhrbeschränkungen, Devisenkontrollen etc.) sowie die drohende Reaktivierung derzeit ausgesetzter US-Sanktionen zu nennen.
Auch der deutsche Maschinenbau hatte im Iran-Geschäft mit kräftigeren Zuwächsen gerechnet, kann aber dennoch mit den, in den letzten beiden Jahren erzielten Steigerungen zufrieden sein. Nach Berechnungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) wurden 2015 für 0,5 Milliarden Euro deutsche Maschinen nach Iran verkauft, für 0,9 Milliarden Euro konnte 2017 geliefert werden. Wichtigste Maschinengruppen waren 2017 Nahrungs- und Verpackungsmaschinen, Kompressoren und Vakuumtechnik sowie Textilmaschinen.