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Wirtschaftsumfeld | Japan | Forschung und Entwicklung

Deutschland und Japan arbeiten erfolgreich zusammen

Beide Länder gelten als Hightech-Nation und stehen vor ähnlichen Herausforderungen. So ist die deutsch-japanische Kooperation bei Forschung und Entwicklung (F&E) befruchtend.

Von Christiane Süßel | Bonn

Demografischer Wandel, Klimaschutz und Digitalisierung sind Themen, denen sich Japan und Deutschland stellen müssen. Ein Vertreter der Deutschen Botschaft in Tokyo sieht daher generell ein großes Interesse von deutscher Seite an F&E in Japan: „Umgekehrt ist auch in Japan der Respekt vor deutscher Hochtechnologie da."

Interesse deutscher Unternehmen an F&E in Japan

Das lässt sich daran ablesen, dass sowohl die Fraunhofer-Gesellschaft als auch das Deut­sche Zen­trum für Luft- und Raum­fahrt (DLR) in Japan präsent sind. „Allerdings achten die Japaner auch auf ihren Vorteil. So heißt die Devise: Fließt japanisches Geld, gehören die Forschungsergebnisse der japanischen Seite. Um auf Augenhöhe zu agieren und die Ergebnisse zu teilen, verfahren viele Projekte nach dem Motto: Jeder zahlt seines – also jeder trägt seine Forschungskosten“, erklärt der Botschaftsvertreter.

Die Auslandshandelskammer (AHK) in Tokyo hat in ihrer neuesten Geschäftsklimaumfrage 105 in Japan aktive deutsche Unternehmen nach ihrem Engagement befragt. Immerhin 13 Prozent sagen, dass sie Japans gutes Forschungsumfeld schätzen. Insgesamt forscht und entwickelt mit 18 Prozent knapp jedes fünfte selbst auf dem Archipel. In erster Linie sind dies laut AHK deutsche chemisch-pharmazeutische Unternehmen, gefolgt von Automobilherstellern und -zulieferern. Weitere Firmen kommen aus den Bereichen Maschinen und industrielle Ausrüstungen, medizinische und Gesundheitsprodukte sowie Plastik- und Metallprodukte.

"So manches große deutsche Unternehmen ist in Japan aktiv, um vor Ort Wettbewerber zu beobachten."

In vielen Chemiebereichen etwa seien deutsche und japanische Unternehmen die Hauptkonkurrenten, heißt es vonseiten der Deutschen Botschaft. Bei neuen Technologien wie dem autonomen Fahren kooperierten hingegen deutsche und japanische Automobilfirmen, weil sie Herausforderer wie Apple und Tesla inzwischen mehr fürchten.

Hans-Gerhard Reh, Japan-Referent des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), sieht den japanischen Mittelstand als einen interessanten Partner bei der Entwicklung von Innovationen: „Aufgrund der traditionellen Stärke der Großkonzerne ist dieser aber im Vergleich zu Deutschland wenig entwickelt.“ Für kleine Mittelständler aus Deutschland ist der Aufwand, eigene Forschung in Japan zu verfolgen, eher hoch, wertet ein Botschaftsvertreter: „Die Unternehmen werden auch weiter ihre Kernforschung in ihrem Heimatland betreiben. In Japan dürfte der Großteil der F&E-Aktivitäten in den Bereich Anpassung bestehender Produkte für den japanischen Markt fallen.“

Historisch gewachsene Beziehungen

Die bilateralen Verbindungen im F&E-Bereich reichen weit zurück: 1974 haben Japan und Deutschland ein Regierungsabkommen zur Zusammenarbeit auf wissenschaftlich-technologischem Gebiet (WTZ) besiegelt. Dabei standen zunächst die Bereiche Meeresforschung und -technologie, Lebenswissenschaften (biologische und medizinische Forschung und Technologie) sowie neue Umweltschutztechnologien auf der Agenda.

Wie für Deutschland sind in Japan die Branchen Kfz und ihre Zulieferer aber auch Chemie die wichtigsten Industriezweige. Im Fokus der staatlich geförderten deutsch-japanischen Zusammenarbeit im Forschungsbereich stehen aktuell die Themen Batterien, Wasserstoff und nicht zuletzt auch das autonome Fahren. Der Botschaftsvertreter erklärt:

„Bei Carbonfasern spielen beide Seiten weltweit vorne mit; Deutschland für den Kfz- und Japan für den Flugzeugbereich."

2+2-Projekte als Format

Ein 2017 zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Japan Science and Technology Agency (JST) geschlossenes Memorandum of Understanding (MoU) sieht gemeinsame Förderbekanntmachungen vor. Im Rahmen von 2+2-Projekten kooperieren jeweils ein wissenschaftlicher und ein KMU-Partner aus den beiden Ländern. Die ersten 2+2-Projekte schrieben BMBF und JST im Bereich Optik und Photonik aus.

Aktuell sind im Rahmen der Strategie der Bundesregierung zur Internationalisierung von Bildung, Wissenschaft und Forschung bilaterale Verbundprojekte im Bereich Grüner Wasserstoff mit Japan ausgeschrieben. Die Projektförderung sieht Zuwendungen in Höhe von bis zu 600.000 Euro je Verbundprojekt für die deutsche Seite bei einer Laufzeit der Projekte von bis zu 36 Monaten vor.

Vernetztes Fahren und Industrie 4.0

Ebenfalls 2017 brachten die Forschungsminister beider Länder im Rahmen ein MoU zur F&E-Zusammenarbeit im Bereich vernetztes und autonomes Fahren auf den Weg. Die Zusammenarbeit ist in die vier Themenbereiche „Human Factors“, „Cyber Security“, “Validation, Modelling, Simulation“ und „Impact Assessment of Socioeconomics Benefits“ untergliedert. Alle vier haben eigene Laufzeiten und Budgets.

So ist im Bereich Cyber Security der deutsche Technologiekonzern Infineon federführender Koordinator und wird von wissenschaftlicher Seite unter anderem von der Hochschule Karlsruhe und zwei Fraunhofer-Instituten unterstützt. Auf japanischer Seite ist der Automobilzulieferer Denso Projektpartner. Zu den Kooperationspartnern zählen zudem Toyota, die staatliche New Energy and Industrial Development Organisation (NEDO) und die Yokohama National University. Das Projekt läuft bis Ende Oktober 2022 und hat ein Volumen von 2,9 Millionen Euro. Davon trägt das BMBF 75 Prozent als Förderung.

"Die Kooperation beim autonomen Fahren ist der aktuell größte, staatlich geförderte bilaterale F&E-Schwerpunkt."

Er decke eine Förderung von insgesamt 10 Millionen Euro ab, erklärt der Botschaftsvertreter. Neben den 28 akademischen Partnern sind auch BMW, Audi und Mercedes-Benz beteiligt.

Die im Zuge der Hannover Messe 2008 verkündete Hannover-Declaration zwischen METI, NEDO und BMWi stellt das Thema Industrie 4.0 in den Fokus und umfasst die Bereiche künstliche Intelligenz und Big Data. Als institutioneller Hub für bilaterale Forschungsvorhaben berät und unterstützt generell das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) in Tokyo.

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