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JordanienAußenhandel, Struktur
Wirtschaftsumfeld
Bericht Wirtschaftsumfeld Jordanien Außenhandel, Struktur
17.10.2018
Kairo (AHK) - Bei Beherzigung einiger Grundregeln ist der persönliche Umgang in Jordanien unproblematisch. Persönlicher Kontakt wird großgeschrieben.
Jordaniens Amtssprache ist Arabisch, in der Geschäftspraxis mit internationalen Geschäftspartnern kommt außerdem häufig Englisch zum Einsatz. Dolmetscher werden nur in Ausnahmefällen zu Rate gezogen. Jordanien bemüht sich um eine ausgeglichene Haltung gegenüber all seinen Nachbarn und zugleich um gute Beziehungen zum Westen, vor allem zu den USA.
Jordanien ist ein muslimisches Land, in dem man bestimmte lokale Verhaltensregeln beachten sollte. So wird vor allem im Geschäftsleben großen Wert auf konservative, formelle Kleidung gelegt. Männer sollten Anzug und Krawatte tragen, Frauen ein Kostüm. Schultern und Knie sollten auch im Alltag stets bedeckt werden.
Persönlicher Kontakt ist ausschlaggebend für den Geschäftserfolg, was regelmäßige Geschäftsreisen unabdingbar macht. Zum persönlichen Kennenlernen und dem Aufbau einer Beziehung auf persönlicher Ebene ist Smalltalk unabdingbar. Geduld und Ausdauer sind hier bei den Verhandlungen erforderlich. Jordanische Geschäftspartner freuen sich immer über kleine Geschenke mit symbolischem Wert. Man sollte jedoch darauf achten, dass alle Anwesenden eine kleine Aufmerksamkeit erhalten.
Ein geschäftliches Mittagessen findet üblicherweise in einem Hotel oder Restaurant statt und dauert zwei bis zweieinhalb Stunden. Internationale Geschäftspartner werden außerdem häufig zu einem traditionellen Dinner in ein Restaurant eingeladen, welches erst nach 22 Uhr beginnt. Das dort servierte arabische Menü beinhaltet mehrere Vorspeisen, einen Hauptgang mit Grillspezialitäten und zahlreiche Desserts. Überhaupt sind Jordanier sehr gastfreundlich und man wird häufig zum Essen, zu Veranstaltungen oder nach Hause eingeladen. Auch bei jeder Art von Problemen wird sofort Hilfe angeboten. Dies sollte jedoch eher als Zeichen der Höflichkeit und der Gastfreundschaft aufgefasst und zunächst höflich abgelehnt werden. Angebote dieser Art sollten erst nach Wiederholung angenommen werden.
Rechtsstreitigkeiten sind meist langwierig und teuer und sollten daher nach Möglichkeit zugunsten einer gütlichen Einigung vermieden werden. Vor dem Geschäftsabschluss prüft man stets die Bonität des Geschäftspartners, zum Beispiel anhand öffentlicher Register oder Geschäftsberichte. Eine weitere Möglichkeit der Absicherung sind Testgeschäfte und Vorkasse. Verträge sind stets sorgfältig aufzusetzen und zu prüfen. Auch bei Verkäufen empfiehlt sich eine vertragliche Absicherung, um Rechtsstreitigkeiten vorzubeugen. Verträge sollten stets die Lizenznummer sowie eine physische Adresse des Geschäftspartners enthalten. Außerdem sollte festgehalten werden, ob jordanisches oder deutsches Recht Anwendung findet. Für Lieferbedingungen empfiehlt es sich, auf das offizielle Regelwerk der Internationalen Handelskammer (ICC) zurückzugreifen.
Juristische Abwicklung von Geschäftsabschlüssen in Jordanien | 642 Tage |
Kosten | 31,2 % der Forderung |
Qualität des juristischen Wegs | 7 (Index 0-18) |
Quelle: Doing Business Report 2018, Weltbank
Für das geschäftliche Engagement ausländischer Unternehmen in Jordanien gibt es verschiedene Möglichkeiten und Rechtsformen. Eine Repräsentanz ("Non Operating Foreign Company") eignet sich für Marketingaktivitäten und Geschäftsanbahnungen, Geschäfte (Import, Export, Vertragsabschluss) dürfen jedoch keine abgewickelt werden. Mit einer Zweigniederlassung ("Branch Office") lassen sich beschränkt wirtschaftliche Aktivitäten durchführen. Eine Zweigniederlassung ist rechtlich nicht selbstständig und muss registriert werden, die Kosten hierfür belaufen sich auf 5.000 jordanische Dinar (JD, rund 6.125 Euro). Für die Gründung einer GmbH ("Limited Liability Company") sind mindestens zwei Gesellschafter erforderlich, sowie ein Stammkapital von 50.000 JD. Eine GmbH kann innerhalb von zwei Tagen gegründet werden.
Die jordanische Regierung begrüßt ausländische Investitionen und bietet eine Reihe von Hilfen sowie finanzielle Anreize. Das neue Investitionsgesetz Nummer 30 aus dem Jahr 2014 regelt den rechtlichen Rahmen für alle Investitionen im Land. Die neu errichtete Jordan Investment Commission (JIC) ist für das Management und die Regulierung aller Investitionen zuständig, mit Ausnahme der Aqaba Special Economic Zone. Die JIC unterstützt ausländische Investoren bei Registrierungen, Lizensierungsprozessen und Investitionsentscheidungen und berät zu bestehenden Steuer- und Zollerleichterungen.
Investitionen können häufig nur mit einem jordanischen Partner, der mindestens 50 Prozent der Anteile hält, realisiert werden. Diese Regelung greift unter Anderem in der Print- und Verlagsbranche, sowie bei Wartungs- und Reparaturdienstleistungen im Flug- und Schiffsverkehr. Bestimmte Wirtschaftsbereiche sind für ausländische Investoren grundsätzlich nicht zugänglich. Hierzu zählen der Personen- und Warentransport auf Straßen im Inland sowie Sicherheitsdienste.
Es gibt jedoch Sonderwirtschaftszonen, in welchen ausländische Direktinvestitionen ohne jordanischen Partner (100 Prozent Foreign Ownership) und branchenunabhängig realisiert werden können. Hierzu zählen aktuell 20 Entwicklungszonen sowie 42 Freihandelszonen. Um Anreize für ausländische Investoren zu schaffen, gelten innerhalb dieser Zonen erhebliche Steuer- und Zollerleichterungen sowie -befreiungen. Darüber hinaus bieten Sonderwirtschaftszonen zahlreiche weitere Vorteile, wie eine erleichterte Beschaffung von Visa und Aufenthaltsgenehmigung für Investoren, Personal und deren Familien, sowie die Möglichkeit, Kapital und Profite in einer konvertierbaren Währung zurückzuführen. Das "Investment Window" der Jordan Investment Commission bietet einen sogenannten One-stop-shop für alle nötigen Lizenzierungs- und Registrierungsprozesse in den Sonderwirtschaftszonen.
Ziel der Entwicklungszonen ist die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung im gesamten Land, sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen, insbesondere in strukturschwachen Regionen. Jordanien ist in drei Entwicklungszonen unterteilt. In der am wenigsten entwickelten Zone C werden die höchsten Investitionsanreize gesetzt. Sämtliche Investitionen in die Agrarwirtschaft, den Seetransport und die Eisenbahn fallen in die Zone C, unabhängig ihres geografischen Standorts in Jordanien. Hotel- und Tourismusprojekte entlang der Küste des Toten Meers, Freizeit- und Tagungsanlagen sowie Ausstellungszentren fallen in die Zone A.
Die Investitionsanreize in den Entwicklungszonen umfassen beispielsweise eine reduzierte Einkommensteuer von fünf Prozent auf alle ökonomischen Aktivitäten innerhalb der Zonen und einen Erlass von Exportzöllen auf Waren und Dienstleistungen. Banken, Telekommunikationsunternehmen mit individueller Lizenz, Finanzdienstleister, Versicherungen, Transportunternehmen, Bergbau- und Förderindustrien sowie Stromerzeuger und -verteiler sind von diesen Vergünstigungen jedoch selbst in den Entwicklungszonen ausgenommen. Laut dem aktuell gültigen Investitionsgesetz (Nr. 30/2014) können auch für Projekte außerhalb der Entwicklungs- oder Freihandelszonen Steuer- und Zollerleichterungen gewährt werden. Hierzu zählen unter anderem Krankenhäuser, Kliniken, Forschungszentren und medizinische Labore.
Weitere Informationen:
Recht kompakt Jordanien, http://www.gtai.de/MKT201711308012
Die Europäische Union ist neben der USA der wichtigste Wirtschaftspartner Jordaniens und Deutschland der zweitgrößte europäische Handelspartner des Königreiches. Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Jordanien sind vor allem durch Warenaustausch gekennzeichnet. Deutschland exportiert vorwiegend Produkte aus den Bereichen des Maschinen- und Fahrzeugbaus, der pharmazeutischen und der chemischen Industrie, sowie elektrotechnische Produkte und Nahrungsmittel. Die deutschen Exporte beliefen sich 2017 auf 745 Millionen Euro, während sich die Importe lediglich auf einen Wert von 26 Millionen Euro beliefen. Deutschland importiert aus Jordanien vor allem Tabak, Perlen und Edelsteine, sowie Textilien. Jordaniens bedeutendste Exportgüter sind Düngemittel, dank der reichen Phosphat- und Kaliumkarbonatvorkommen.
Exportdauer | Exportkosten | Importdauer | Importkosten | |
Documentary compliance | 6 Stunden | 16 US$ | 55 Stunden | 30 US$ |
Border compliance | 38 Stunden | 131 US$ | 79 Stunden | 181 US$ |
Quelle: Doing Business Report 2018, Weltbank
Eine wichtige Rolle spielt außerdem die Entwicklungszusammenarbeit. Deutschland und die USA gehören hierbei zu den größten bilateralen Gebern. Schwerpunkt in der deutsch-jordanischen Zusammenarbeit ist der Wassersektor. Jordanien ist eines der wasserärmsten Länder und die ohnehin stark beanspruchte Wasserinfrastruktur gerät durch die hohe Flüchtlingszahl zusätzlich unter Druck. Hier engagiert sich Deutschland zum einen mit kurzfristigen Maßnahmen zur Linderung der Notlage vor allem in Grenzregionen, zum anderen auch für eine nachhaltige Verbesserung des jordanischen Wassersektors. Hierbei ist das Ziel, ein integriertes Wasserressourcenmanagement aufzubauen, in das sowohl Privatwirtschaft als auch Zivilgesellschaft einbezogen sind.
Darüber hinaus engagiert sich Deutschland im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit in der Bildung und Beschäftigungsförderung von Jordaniern sowie Geflüchteten. Außerdem werden Projekte in anderen Bereichen wie Schulbau, Armutsbekämpfung und Gleichberechtigung der Geschlechter unterstützt und gefördert.
2015 | 2016 | 2017 | |
Deutsche Einfuhr | 25,4 | 24,6 | 25,8 |
Deutsche Ausfuhr | 812,0 | 708,8 | 753,7 |
Quelle: Statistisches Bundesamt
*) Autor: AHK Ägypten