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Wirtschaftsumfeld | Kanada | Investitionsförderung

Praxischeck

Kanada kann mit qualifizierten Arbeitskräften und stabilen Institutionen punkten. Bürokratie und teure Logistik können die Marktbearbeitung aber erschweren.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

In internationalen Standortrankings platziert sich Kanada in den meisten Kategorien unter den Top 10 oder Top 20 Ländern. Als Vorzüge gelten ein flexibler Arbeitsmarkt, stabile staatliche Institutionen, ein gesunder Finanzsektor sowie ein effizientes Rechtssystem.

Bürokratie und Infrastrukturmängel hemmen die Markterschließung

Auf der anderen Seite berichten ausländische Unternehmen immer wieder über zum Teil große staatliche Bürokratie, wobei dies bei genauerem Nachhaken wohl nicht schlimmer sei als anderswo. Ein zweites Thema ist die Infrastruktur. Vor allem im Transport bemängeln Unternehmen häufiger die hohen Preise im Schienentransport mit den nationalen Eisenbahngesellschaften CN und CP bei gleichzeitig schwachem Service.

Bei der Unternehmensgründung zu beachten ist, dass je nach Provinz ein Teil der Director kanadische Staatsbürger oder "permanent residents" sein müssen. Auch Banken fragen bei Finanzierungen oft nach "resident directors". Für Kredite ist zudem eine kanadische "Credit History" notwendig, was auch für gewöhnliche Alltagsgeschäfte wie Leasing gilt, so die AHK Kanada.

Steuersätze unterscheiden sich regional

Kanadas Bundeskörperschaftssteuersatz beträgt 15 Prozent, für Kleinunternehmen sogar nur 9 Prozent. Die Provinzen erheben eine zusätzliche Körperschaftssteuer von bis zu 16 Prozent. Hier herrschen teilweise große regionale Unterschiede.

Lohn- und Bürokosten in Metropolregionen steigen

Im verarbeitenden Gewerbe weist Kanada im regionalen Vergleich recht hohe Lohnkosten auf und hat in den letzten Jahren als Produktionsstandort an Boden verloren. In den Metropolen des Landes, vor allem in Vancouver und Toronto, müssen Unternehmen mit hohen Fixkosten in den Stadtzentren rechnen. Nicht nur ein großer Teil der Bevölkerung, auch viele Unternehmen, werden durch hohe Mietpreise zunehmend an die Stadtränder gedrängt.

Büroraumauslastung und Mieten in Städten erfuhren zwar in der Coronakrise einen leichten Abwärtstrend, jedoch wird dies - vor allem bei Wohnraum - nicht von Dauer sein. Die Immobilienmärkte in kanadischen Städten sind seit Jahren überhitzt. Im Gewerbe bleibt abzuwarten, inwieweit die Coronakrise mobiles Arbeiten tatsächlich etablieren konnte und ob Unternehmen ihren Bürobedarf langfristig neuen Arbeitsbedingungen anpassen werden. Am Ende könnte auch ein sinkender Bedarf an Büroraum durch vermehrtes mobiles Arbeiten von dem erhöhten Platzbedarf für sichere Arbeitsbedingungen unter Hygieneauflagen ausgeglichen werden.


WEF-Länderrating 2019, Kanada (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 141 Ländern)

Kriterien

Kanada

Deutschland

Gesamtrang

14

7

1 Institutionen (Sicherheit, Transparenz, Recht) 

13

18

2 Infrastruktur 

26

8

3 Adaption von Informations- und Kommunikationstechnologien 

35

36

4 Makroökonomische Stabilität 

1

1

5 Gesundheit 

14

31

6 Bildung und Ausbildung 

12

5

7 Produktmärkte 

24

9

8 Arbeitsmarkt 

8

14

9 Finanzsystem 

9

25

10 Marktgröße 

16

5

11 Dynamik des Geschäftsumfeldes 

12

5

12 Innovationsfähigkeit 

16

1

Quelle: World Economic Forum (Global Competitiveness Report)

Europäisch-kanadisches Freihandelsabkommen noch immer nicht vollständig in Kraft

Seit September 2017 wird das Freihandelsabkommen CETA zwischen der Europäischen Union (EU) und Kanada in großen Teilen vorläufig angewendet. Zwar enthält Kapitel 8 des Vertrags einen ausführlichen Abschnitt zum Investitionsschutz.

Diese Regelungen zur Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten durch ein Investitionsgericht gelten aber erst dann, wenn CETA vollständig in Kraft tritt. Dafür müssen zunächst alle EU-Mitgliedsstaaten das Abkommen ratifizieren. Bisher haben erst die Hälfte der EU-Staaten sowie Kanada unterschrieben.

Die CETA-Bestimmungen im Wortlaut sind auf der Seite der Europäischen Kommission nachzulesen.

Deutsche Firmen gründen oft Vertriebstöchter

In Kanada sind circa 700 deutsche Unternehmen vertreten, davon nur wenige wie Siemens, BASF und K+S mit eigener Produktion. Die meisten deutschen Unternehmen vor Ort haben eigene Vertriebsgesellschaften gegründet und bearbeiten so den kanadischen Markt.

Chancen für einen Zufluss an Direktinvestitionen verspricht sich Kanada unter anderem aus der kürzlich geschlossenen Energiepartnerschaft mit Deutschland. Vor allem zur Entwicklung der eigenen Wasserstoffwirtschaft und für Kooperationsprojekte im Bereich der Nutzung grünen Wasserstoffs erhofft sich Kanada deutsches Engagement. Eine erste Machbarkeitsstudie für eine CO2-ärmere Stahlerzeugung mit grünem Wasserstoff wurde von einem deutsch-kanadischen Konsortium bereits begonnen.

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