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Bericht Wirtschaftsumfeld Kroatien Außenhandel, Struktur
Zagreb (GTAI) - Der kroatische Außenhandel hat 2017 ein Rekordniveau erreicht. Das Land bleibt im hohen Maße auf Importe angewiesen, um die Binnennachfrage etwa aus dem Tourismussektor zu decken.
27.08.2018
Kroatiens Warenaustausch mit dem Ausland legte in den vergangenen Jahren stark zu. Sowohl die Exporte als auch die Importe stiegen 2017 auf ein Allzeithoch. Auch für 2018 gehen Prognosen von einem neuen Rekord aus. Zwischen 2010 und 2017 nahmen die Ausfuhren um 57,4 Prozent zu. Seit dem Beitritt des Landes zur Europäischen Union (EU) im Jahr 2014 waren es 35,2 Prozent. Die Importe wuchsen in der gleichen Periode um 44,6 beziehungsweise 27,8 Prozent.
Ungeachtet der starken Zunahme der Exporte bleibt die kroatische Handelsbilanz wegen der deutlich höheren Importe chronisch defizitär. Seit 2013 liegt das Defizit bei rund 7 Milliarden Euro pro Jahr. Wegen der angezogenen Konjunktur und der besonderes starken Tourismussaison, die eine höhere Nachfrage nach Konsumgütern zur Folge hatte, stieg die Differenz 2017 sogar auf 7,7 Milliarden Euro. Dieses Defizit wird durch einen hohen Überschuss der Dienstleistungsbilanz (Tourismus) gemildert.
Das Defizit im Warenaustausch mit dem Ausland dürfte auch in den nächsten Jahren hoch bleiben. Die Inlandsnachfrage wird bei Konsum- und Investitionsgütern zum großen Teil durch Einfuhren gedeckt. Auf der anderen Seite gilt das Potenzial für höhere Warenexporte als nur bedingt ausbaufähig. Die Internationalisierung kroatischer Unternehmen ist im EU-Vergleich noch recht gering. Bei der Exportquote (Anteil der Exporte am Bruttoinlandsprodukt; 2017: 24 Prozent) belegt das Land innerhalb der EU einen der hinteren Plätze.
2012 | 2017 | Veränderung 2017/2012 | |
Importe | 16.214 | 21.892 | 35,0 |
Exporte | 9.629 | 14.168 | 47,1 |
Handelsbilanzsaldo | -6.586 | -7.724 | - |
Quelle: Eurostat
Der EU-Beitritt Kroatiens im Juli 2013 hat dem Handel mit den EU-Ländern einen Schub gegeben. Der Anteil der Exporte in die übrigen EU-Staaten an den Gesamtausfuhren stieg von 58,3 Prozent 2012 - dem letzten Jahr vor dem Beitritt - auf 69,0 Prozent in den ersten fünf Monaten 2018. Auch bei den Importen ist das Gewicht der EU entsprechend von 62,3 auf 79,0 Prozent gestiegen. Die beiden wichtigsten Lieferländer sind traditionell Italien und Deutschland, auf die gemeinsam etwa 30 Prozent der kroatischen Importe entfallen. In jüngster Zeit hat Deutschland seine Position auch im Vergleich zu Italien deutlich gestärkt.
Mit dem Beginn der EU-Mitgliedschaft musste Kroatien die zentraleuropäische Freihandelszone CEFTA verlassen. Das hat die Bedingungen für kroatische Exporte auf diese wichtigen Märkte verschlechtert. Die Befürchtungen, dass sich der EU-Beitritt negativ auf den Handel mit den CEFTA-Mitgliedern auswirken würde, haben sich nur zum Teil bewahrheitet. Der Anteil der kroatischen Exporte in die Region gemessen an den Gesamtausfuhren ging von 21,0 Prozent 2012 auf 16,2 Prozent in den ersten fünf Monaten 2018 zurück. Der Anteil der CEFTA-Länder an den kroatischen Importen ist in diesem Zeitraum mit rund 6,0 Prozent fast gleich geblieben.
Deutlich an Gewicht verloren hat der Handelsaustausch mit Russland. Besonders stark gesunken ist der Anteil der Einfuhren aus Russland an den Gesamtimporten (2012: 7,6, 2017: 1,4 Prozent). Das dürfte zum einen auf die gesunkenen Weltmarktpreise für Erdöl und -gas und zum anderen auf die EU-Sanktionen zurückzuführen sein.
Der Importbedarf Kroatiens bleibt bei vielen Produktgruppen mangels geringer eigener Erzeugung hoch. Am stärksten gewachsen sind zwischen 2007 und 2017 die Einfuhren von Lebensmitteln und Getränken, was zum großen Teil auf die Nachfrage aus dem Tourismussektor zurückzuführen war. Die Importe von Maschinen nahmen in diesem Zeitraum nur um 3,9 und die von Elektrotechnik um 15,6 Prozent zu. Seit 2012, dem Beginn der wirtschaftlichen Erholung nach jahrelanger Krise, zieht deren Einfuhrwachstum aber wieder deutlich an.
Von der steigenden Nachfrage profitiert zum Teil Deutschland. Die Lieferungen von Lebensmitteln und Getränken haben sich zwischen 2007 und 2017 mehr als verdoppelt. Ihr Anteil an den gesamten deutschen Lieferungen nach Kroatien belief sich 2017 auf 11,1 Prozent. Die kroatischen Importe von Maschinen stiegen um 43,3 Prozent, die von elektrotechnischen Ausrüstungen um 56,5 Prozent. Eine große Bedeutung haben ferner die deutschen Lieferungen von Chemieerzeugnissen und Straßenfahrzeugen. Deren Anteile an deutschen Exporten nach Kroatien betrugen 14,8 beziehungsweise 16 Prozent.
Warengruppe | SITC-Code *) | 2012 | 2017 |
Gesamt | 16.214 | 21.892 | |
Vorerzeugnisse | 6 | 2.697 | 3.912 |
Fertigerzeugnisse | 8 | 1.820 | 3.201 |
Chemische Erzeugnisse | 5 | 2.196 | 3.036 |
Mineralische Brennstoffe | 3 | 3.767 | 2.930 |
Nahrungsmittel/lebende Tiere | 0 | 1.618 | 2.418 |
Maschinen | 71-74 | 1.252 | 1.803 |
Straßenfahrzeuge | 78 | 671 | 1.566 |
Elektronik | 75, 76, 776 | 741 | 1.092 |
Elektrotechnik | 77 minus 776 | 602 | 954 |
Rohstoffe | 2 | 234 | 396 |
Getränke/Tabak | 1 | 157 | 298 |
Schienen-, Wasser-, Luftfahrzeuge | 79 | 337 | 167 |
Tierische/pflanzliche Öle | 4 | 121 | 103 |
Sonstiges | 9 | 1 | 17 |
*) Das Internationale Warenverzeichnis für den Außenhandel (Standard International Trade Classification) können Sie auf der Seite des Statistischen Bundesamtes herunterladen: https://www.destatis.de/DE/Methoden/Klassifikationen/Aussenhandel/InternationalesWarenverzeichnis.html
Quelle: Eurostat
Kroatien durchlief Anfang der 2000er Jahre eine Phase der Deindustrialisierung, die sich massiv auf die Exporte des Landes ausgewirkt hat. Zu den wichtigsten Exportzweigen gehörte früher die Schiffbauindustrie, die sich seither im Niedergang befindet. Exportstarke Zweige sind heute die Pharmaindustrie (vor allem der Konzern Pliva), die Mineralölverarbeitung (Konzern INA), die elektrotechnische Industrie sowie die Maschinen- und Anlagenbauindustrie (unter anderem Koncar - Energetske Transformatori, Dalekovod, Ericsson Nikola Tesla, Djuro Djakovic). Erfolge im Exportgeschäft feiern kroatische Automobilzulieferer, wie beispielsweise AD Plastik d.d. oder Boxmark Leather d.o.o.
Warengruppe | SITC-Code *) | 2012 | 2017 |
Gesamt | 9.629 | 14.168 | |
Vorerzeugnisse | 6 | 1.373 | 2.268 |
Fertigerzeugnisse | 8 | 1.205 | 2.162 |
Chemische Erzeugnisse | 5 | 1.050 | 1.992 |
Nahrungsmittel/lebende Tiere | 0 | 959 | 1.528 |
Mineralische Brennstoffe | 3 | 1.320 | 1.509 |
Maschinen | 71-74 | 885 | 1.203 |
Rohstoffe | 2 | 757 | 1.069 |
Elektrotechnik | 77 minus 776 | 631 | 837 |
Straßenfahrzeuge | 78 | 158 | 557 |
Schienen-, Wasser-, Luftfahrzeuge | 79 | 720 | 353 |
Elektronik | 75, 76, 776 | 188 | 339 |
Getränke/Tabak | 1 | 182 | 252 |
Tierische/pflanzliche Öle | 4 | 20 | 60 |
Sonstiges | 9 | 180 | 39 |
*) Das Internationale Warenverzeichnis für den Außenhandel (Standard International Trade Classification) können Sie auf der Seite des Statistischen Bundesamtes herunterladen: https://www.destatis.de/DE/Methoden/Klassifikationen/Aussenhandel/InternationalesWarenverzeichnis.html
Quelle: Eurostat
Weitere Informationen zu Kroatien finden Sie unter http://www.gtai.de/Kroatien.