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Wirtschaftsumfeld | Luxemburg | Außenhandel, Struktur

Außenhandel erholt sich kräftig vom Corona-Einbruch

Die luxemburgischen Im- und Exporte steigen 2021 wieder. Der Markt eröffnet deutschen Lieferanten lukrative Absatzchancen.

Von Torsten Pauly | Berlin

Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzte im April 2021, dass der luxemburgische Warenimport im Gesamtjahr preisbereinigt um 9 Prozent zulegen wird. Der Export soll sich sogar um 13,8 Prozent ausweiten. Grund ist der Konjunkturaufschwung. Im April 2021 ist die durchschnittliche Kapazitätsauslastung in der Industrie laut Statistikamt Luxemburg weiter auf 84 Prozent gestiegen. Zudem erwarten 25 Prozent der Betriebe in den nächsten Monaten steigende und nur 7 Prozent sinkende Exportaufträge. Insgesamt soll das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2021 laut IWF um 4,1 Prozent steigen.

Güteraustausch ist 2020 eingebrochen

Seit März 2020 hat die luxemburgische Regierung das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben zur Eindämmung der Corona-Pandemie wiederholt stark einschränken müssen. Dadurch ist der Außenhandel eingebrochen. So war die Gütereinfuhr 2020 nominal um 15,4 Prozent und die Ausfuhr sogar um 17,7 Prozent niedriger als 2019.

Außenhandel von Luxemburg (in Mio. Euro; Veränderung in Prozent)

2020

Veränderung 2020/2019

Importe

18.301

-15,4

Exporte

12.082

-17,7

Handelsbilanzsaldo

-6.219

-10,6

Quelle: Eurostat 2021

Vielen Warenimporten stehen hohe Dienstleistungsexporte gegenüber

Da die Gütereinfuhr 2020 stärker als die Ausfuhr eingebrochen ist, hat sich das hohe strukturelle Außenhandelsdefizit um 10,6 Prozent verringert. Dennoch war das Minus mit 6,2 Milliarden Euro weiterhin sehr hoch und entsprach damit 9,7 Prozent des BIP. Luxemburg ist als kleines Land bei vielen Waren importabhängig, zudem hat die Industrie in den letzten Jahren an Bedeutung eingebüßt. So erbrachte das verarbeitende Gewerbe 2020 nur 4,1 Prozent der landesweiten Bruttowertschöpfung. Dagegen hatten das Finanz- und Versicherungswesen einen BIP-Anteil von 25,7 Prozent und alle anderen privaten Dienstleistungsbranchen von 44,6 Prozent.

Daher erwirtschaftet Luxemburg sehr hohe Überschüsse im internationalen Austausch von Dienstleistungen. Diese haben sich 2020 auf 21,1 Milliarden Euro oder 33,1 Prozent des BIP summiert. Der IWF erwartet, dass Luxemburg in der Leistungsbilanz 2021 insgesamt ein Plus von 4,9 Prozent des BIP erreichen wird.

Qualitätsbewusstsein, Kaufkraft und Margen sind sehr hoch

Der hohe Überschuss im Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland trägt maßgeblich zum sehr hohen gesellschaftlichen Wohlstand in Luxemburg bei. Das dortige BIP pro Kopf war 2020 mit 101.600 Euro zweieinhalbmal so hoch wie in Deutschland (40.100 Euro) und das mit Abstand höchste in der Europäischen Union (EU).

Zudem ist die Bevölkerung sehr kaufkräftig und die dortigen Verbraucher legen im internationalen Vergleich sehr hohen Wert auf Qualität. So gab ein Luxemburger 2020 etwa 36 Prozent mehr für Konsum aus als ein Deutscher. Auch die Margen sind sehr attraktiv. Im Jahr 2019 lag das Preisniveau für Endverbraucher in Luxemburg um 32 Prozent über dem EU-Schnitt und war damit das dritthöchste unter allen Mitgliedsstaaten. Deutsche Konsumenten haben 2019 zum Vergleich 7,3 Prozent mehr als im EU-Mittel gezahlt.

High-Tech-Bedarf kommt deutschen Anbietern entgegen

Die hohe Wirtschafts- und Kaufkraft zeigt sich in der luxemburgischen Importstruktur, die Waren mit hohem Technologieanteil und hoher Wertschöpfung stark prägen. Obwohl Autohäuser zur Eindämmung der Covid-19-Infektionen 2020 zeitweise schließen mussten, haben Kfz 2020 etwa 14,6 Prozent aller Warenimporte ausgemacht. In Luxemburg halten Oberklassewagen hohe Marktanteile. Auch chemische Erzeugnisse, Maschinen und Elektrotechnik führt Luxemburg in hohem Maße ein.

Wichtige luxemburgische Importwaren (Anteile 2020 in Prozent)

Segment (SITC-Position)

Weltweit

aus Deutschland

Kfz (78)

14,6

15,0

Chemische Erzeugnisse (5)

12,8

10,8

Nahrungsmittel, lebende Tiere, Getränke (0, 11)

11,9

7,1

Maschinen (71, 72, 73, 74)

8,5

8,9

Brennstoffe (3)

7,0

4,2

Elektrotechnik (77 ohne 776)

3,8

4,9

Sonstige

41,4

49,1

Quelle: Eurostat 2021

Das hohe Qualitätsbewusstsein kommt deutschen Anbietern stark entgegen. Im Jahr 2020 hat Deutschland 27,3 Prozent aller luxemburgischen Importe geliefert. Wichtigstes Bezugsland ist für Luxemburg aber traditionell Belgien. Beide Staaten hatten schon vor der Euro-Einführung eine Währungsunion. Belgien ist mit Europas zweitgrößtem Hafen Antwerpen allerdings oft ein Transitland für Luxemburgs Handel mit weiteren Märkten.

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Brexit bleibt eine Herausforderung

Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus dem gemeinsamen EU-Binnenmarkt birgt für viele luxemburgische Unternehmen Unwägbarkeiten. Die Verflechtung mit britischen Partnern ist sehr ausgeprägt. Im Jahr 2020 hat Luxemburg mit dem Vereinigten Königreich samt den Kanalinseln und Gibraltar Dienstleistungen im Wert von 27,8 Milliarden Euro ausgetauscht. Dabei hat Luxemburg einen Ausfuhrüberschuss von 5,2 Milliarden Euro erzielt. Dieses Plus entspricht 8,1 Prozent des BIP.

Nichttarifäre Handelshemmnisse, etwa der Wegfall von Banklizenzen, können diesen Dienstleistungsaustausch erheblich schmälern. Der Brexit eröffnet Luxemburg aber auch Chancen, da es für britische Investoren insbesondere in der Finanzbranche eine der attraktivsten Standortalternativen in der EU ist.

Deutschland ist wichtigster Auslandsmarkt

Deutschland nimmt traditionell die meisten luxemburgischen Warenexporte ab. Es folgen die anderen beiden Nachbarländer Frankreich und Belgien.

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Luxemburg ist ein Standort mit ausgesprochen hohen Löhnen und sonstigen Kosten und führt vor allem teure High-Tech-Waren aus. Zu den wichtigsten Exportprodukten zählen Maschinen, Stahl und dabei insbesondere Spundwände, chemische Erzeugnisse und Elektrotechnik. Auch Kfz sind bedeutend, wobei es sich meist um Reexporte handelt, da es im Luxemburg keine Autofertigung gibt.

Wichtige luxemburgische Exportwaren (Anteile 2020 in Prozent)

Segment (SITC-Position)

Weltweit

nach Deutschland

Maschinen (71, 72, 73, 74)

13,1

8,7

Eisen/Stahl (67)

13,0

11,6

Chemische Erzeugnisse

12,8

13,1

Nahrungsmittel, lebende Tiere, Getränke (0, 11)

8,8

13,1

Kfz (78)

8,8

6,6

Elektrotechnik (77 ohne 776)

3,8

3,8

Sonstige

39,7

43,1

Quelle: Eurostat 2021

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