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Wirtschaftsumfeld | Niederlande | Außenhandel, Struktur

Niederländischer Außenhandel wächst wieder

Die Ein- und Ausfuhren legen 2021 zu, nachdem es 2020 einen pandemiebedingten Dämpfer gab. Die Niederlande erzielen mit eigenen und mit Transitwaren hohe Exportüberschüsse.

Von Torsten Pauly | Berlin

Ende 2020 haben 25,6 Prozent aller niederländischen Betriebe im verarbeitenden Gewerbe erwartet, dass ihr Auslandsumsatz 2021 wieder steigt. Der Anteil der Firmen, die dort von sinkenden Umsätzen ausgehen, war mit 12,7 Prozent nur halb so hoch. Der Rest erwartet keine größeren Veränderungen. Dies erhob das Statistikamt CBS.

Das öffentliche Analyseinstitut CPB prognostiziert im März 2021, dass sich der niederländische Export von Waren und Dienstleistungen im Gesamtjahr um 2,6 Prozent erhöht. Dies trägt maßgeblich dazu bei, dass auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,2 Prozent wächst. Mit der anziehenden Konjunktur nimmt der Importbedarf 2021 sogar um 3 Prozent zu.

Coronapandemie führte 2020 zu Einbrüchen

Im Jahr 2020 ist der Warenexport um 6,2 Prozent und der entsprechende Import sogar um 7,7 Prozent eingebrochen. Seit März 2020 hat die Regierung das öffentliche Leben wiederholt stark einschränken müssen, was die Geschäftstätigkeit vieler Unternehmen erheblich beeinträchtigt hat. Zudem hat die weltweite Rezession ausländische Auftragsbestellungen einbrechen lassen. Der zeitweilige Einbruch internationaler Lieferketten hatte auch auf das wichtige Transitgeschäft Auswirkungen. Insgesamt ist das BIP 2020 um 3,7 Prozent gesunken.

Dem Handelseinbruch 2020 war ein jahrelanger starker Aufschwung vorausgegangen, dank der hohen Wettbewerbsfähigkeit niederländischer Anbieter und wegen eines dynamischen Welthandels. So hatte sich die niederländische Warenein- und -ausfuhr zwischen dem letzten Krisenjahr 2009 bis 2019 um jeweils über zwei Drittel ausgeweitet. Auch der Exportüberschuss ist im letzten Jahrzehnt um 60 Prozent gestiegen. Selbst in der Krise 2020 ist der positive Saldo um 6,9 Prozent gewachsen, weil die Einfuhr noch stärker als die Ausfuhr eingebrochen ist.

Außenhandel der Niederlande (in Millionen Euro; Veränderung in %)

2020

Veränderung 2020/2019

Veränderung 2019/2009

Importe

424.298

-7,7

67,7

Exporte

483.092

-6,4

66,8

Handelsbilanzsaldo

59.206

6,9

59,7

Quelle: CBS 2021

Transitgüter haben herausragende Bedeutung

Die Niederlande sind eine führende Logistikdrehscheibe in Nordwesteuropa und haben daher ein sehr hohes Aufkommen an Transitwaren. Laut Statistikamt CBS waren 2019 etwa 45 Prozent der niederländischen Gesamtausfuhr Reexporte, die nicht im Lande selber erzeugt wurden. Zudem waren 41 Prozent der niederländischen Gesamteinfuhr Importe, die nicht für den eigenen Binnenmarkt, sondern zur Weiterbeförderung in andere Länder bestimmt waren.

Deutschland hat für diesen Transit herausragende Bedeutung. So waren im Rotterdamer Hafen 2018 laut CBS 70 Prozent aller Waren, die Binnenschiffe jenseits der Niederlande weiterbefördert hatten, für Deutschland bestimmt. Bei Lkw-Fracht betrug der deutsche Anteil 44 Prozent und bei der Bahnfracht sogar 76,5 Prozent. Der Hafen Rotterdam hat 2020 etwa 437 Millionen Tonnen umgeschlagen. Das waren wegen der Pandemie zwar 6,9 Prozent weniger als 2019, doch immer noch mehr als das Doppelte dessen, was in den Häfen von Hamburg und Bremen zusammen angefallen ist.

3 Prozent des deutschen Außenhandels passieren die Niederlande

Im Jahr 2019 machten 53 Prozent der niederländischen Gesamtexporte nach Deutschland Transitwaren aus, die nicht in den Niederlanden hergestellt wurden. Auch von der niederländischen Einfuhr aus Deutschland waren 2019 etwa 36 Prozent nicht für den eigenen Markt, sondern zur Weiterbeförderung in Drittmärkte bestimmt.

Insgesamt hat sich das deutsche Transitaufkommen in den Niederlanden 2010 laut CBS auf 83,4 Milliarden Euro summiert. Zum Vergleich: Das Statistische Bundesamt beziffert den deutschen Außenhandel 2019 auf 2,4 Billionen Euro. Demnach sind etwa 3 Prozent davon als Transit durch die Niederlande gegangen. Dabei waren die Niederlande als Transitland für den deutschen Import mit einem Anteil von 5 Prozent noch bedeutender als beim Export (2 Prozent).

Deutschland ist wichtigster Handelspartner

Ohne die reexportierten Transitgüter haben die Niederlande 2019 einen weltweiten Exportüberschuss von 12,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies entspricht 1,5 Prozent des BIP.

Bei den Importen für den eigenen Gebrauch war Deutschland 2019 mit 46,1 Milliarden Euro beziehungsweise einem Anteil von 17,6 Prozent der wichtigste Lieferant. Gleichzeitig haben die Niederlande 2019 Waren aus eigener Herstellung im Wert von 52,5 Milliarden Euro nach Deutschland exportiert. Dies kommt einem globalen Anteil von 19,1 Prozent gleich, womit die Bundesrepublik auch größter Auslandsmarkt ist.

Logistikakteure betreiben gemeinsame Brexit-Homepage

Auch das Vereinigte Königreich ist traditionell einer der wichtigsten Handelspartner. Durch den britischen Austritt aus der Europäischen Union und dem Binnenmarkt verteuert sich der Handel jedoch durch einen höheren Verwaltungsaufwand. Das Analysebüro CPB erwartet, dass dies den niederländischen Export auf eine Sicht von drei bis sechs Jahren um 1,4 Prozent schmälern wird. Die landesweite Wertschöpfung soll durch den Brexit um 0,4 Prozent geringer ausfallen.

Die niederländischen Nordseehäfen haben sich jedoch auf die brexitbedingten Zollabfertigungen und sonstigen Anforderungen gut vorbereitet. Unter anderem informieren sie dazu gemeinsam mit dem Zoll und anderen Logistikakteuren auf einer gemeinsamen Homepage.

Importbedarf an High-Tech-Waren ist sehr groß

Die Niederlande haben 2019 Waren für den eigenen Gebrauch in Höhe von 262,5 Milliarden Euro eingeführt. Davon waren 22,7 Prozent Maschinen und Elektronik. Dazu waren 10,5 Prozent Fahrzeuge, 5,7 Prozent Chemikalien und 4 Prozent auf Arzneimittel.

Wichtigste niederländische Importwaren (Anteile 2019 in %) *)

Segment (NST-Position)

weltweit

aus Deutschland

Maschinen, Elektronik (11)

22,7

23,3

Rohöl, Erdgas (02.2, 02.3)

12,9

1,3

Fahrzeuge (12)

10,5

15,6

Nahrungsmittel, Getränke, Tabak (04)

9,2

11,9

Raffinierte Ölerzeugnisse (07.2, 07.3, 07.4)

6,6

2,2

chemische Erzeugnisse, Düngemittel (08.1, 08.2, 08.3, 08.7)

5,7

6,7

Pharmazeutika, Parachemikalien (08.5)

4,0

4,9

Sonstige

28,4

34,1

* Erfasst sind keine Transitwaren, sondern nur Importe für den niederländischen Binnenmarkt.Quelle: CBS 2021

Die Ausfuhr von Waren aus niederländischer Erzeugung hat 2019 etwa 275 Milliarden Euro erreicht. Dabei dominierten ebenfalls Maschinen, Elektronik, (petro-)chemische und pharmazeutische Produkte. Zudem spielen Agrar- und Fischereiprodukte sowie verarbeitete Nahrungsmittel und Getränke eine wichtige Rolle.

Wichtigste niederländische Exportwaren (Anteile 2019 in %) *)

Segment (SITC-Position)

weltweit

nach Deutschland

Maschinen, Elektronik (11)

21,4

12,3

Nahrungsmittel, Getränke, Tabak (04)

16,3

17,5

Raffinierte Ölerzeugnisse (07.2, 07.3, 07.4)

10,8

10,0

Pharmazeutika, Parachemikalien (08.5)

7,7

8,4

chemische Erzeugnisse, Düngemittel (08.1, 08.2, 08.3, 08.7)

7,4

7,0

Agrar-, Forst-, Fischereiprodukte (01)

7,3

12,2

Fahrzeuge (12)

5,8

5,2

Sonstige

23,3

27,4

* Erfasst sind keine Transitwaren, sondern nur Importe für den niederländischen BinnenmarktQuelle: CBS 2021

Unterstützung beim Markteintritt offeriert unter anderem die Deutsch-Niederländische Handelskammer.

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