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Bericht Wirtschaftsumfeld Palästinensische Gebiete Konjunktur
Jerusalem (GTAI) - Die palästinensische Industrie konnte 2019 zulegen und den Vorjahresrückgang ausgleichen. Allerdings bleiben die Rahmenbedingungen, unter denen sie agieren muss, schwer.
24.12.2019
Die Produktion des verarbeitenden Gewerbes in den palästinensischen Gebieten dürfte 2019 real um rund 4,5 Prozent gestiegen sein. Das geht aus den im Dezember 2019 veröffentlichten Angaben des Palästinensischen Zentralamts für Statistik (Palestinian Central Bureau of Statistics) für die ersten zehn Monate des Jahres hervor. Mit diesem Anstieg konnte der im Vorjahr verzeichnete Rückgang mehr als ausgeglichen werden. Nach den jüngsten verfügbaren Angaben belief sich der palästinensische Industrieumsatz des Vorjahres (2018) auf 5 Milliarden US-Dollar (US$).
Generell gilt, dass die Industrieproduktion in den palästinensischen Gebieten häufigen Jahresschwankungen unterliegt, nicht zuletzt als Folge des israelisch-palästinensischen Konflikts. Längerfristig betrachtet zeigt sich zudem, dass die Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes je Beschäftigten keinen Aufwärtstrend aufweist.
Jahr | Umsatz | Wertschöpfung | Wertschöpfung, real, Veränderung zum. Vorjahr, in % | Bruttoanlageinvestitionen | Wertschöpfung je Beschäftigten, Tsd. US$ |
2014 | 4.103 | 1.712 | -3,9 | 79 | 19,8 |
2015 | 3.818 | 1.459 | -3,8 | 30 | 16,1 |
2016 | 4.192 | 1.777 | 1,0 | 40 | 18,0 |
2017 | 4.785 | 1.979 | 4,1 | 53 | 20,7 |
2018 | 4.956 | 2.104 | -3,9 | 42 | 18,6 |
2019 (Schätzung) | k.A. | k.A. | 4,5 | k.A. | k.A. |
Quelle: Palästinensisches Zentralamt für Statistik
Die Industrie im Gaza-Streifen leidet stark unter der Isolation des Landstrichs von der Außenwelt. Sie erschwert sowohl die Belieferung der palästinensischen Industriebetriebe mit Vorprodukten und Investitionsgütern als auch den Absatz von Industriegütern außerhalb Gazas.
Im Jahr 2019 hat sich die Situation der Industrie in Gaza weiter verschärft: Im 1. Halbjahr nahm die industrielle Wertschöpfung gegenüber dem Durchschnitt von 2018 um rund 16 Prozent ab. Dadurch schrumpfte der Anteil Gazas an der Wertschöpfung der palästinensischen Industrie von 15,1 Prozent (2018) auf 13,2 Prozent. Zum Vergleich: Der Anteil des Gaza-Streifens an der Bevölkerung der palästinensischen Gebiete liegt bei 39 Prozent.
In der Westbank nahm die Industrieproduktion 2019 zu, wodurch sich das Gesamtwachstum der palästinensischen Industrie erklärt. Allerdings wurden die Probleme der Industrie im Westjordanland ebenfalls nicht gelöst. Vor allem bleibt der Großteil der Westbank, der von Israel sowohl militärisch als auch zivil kontrolliert wird, für palästinensische Wirtschaftstätigkeit unzugänglich.
Der israelische Markt, mit dem die palästinensischen Gebiete ein einheitliches Zollgebiet bilden, bietet zwar zahlreiche Absatzchancen, doch bleiben Exporte in andere Länder, vor allem nach Übersee, sehr niedrig. Das wird am Beispiel der Baustoffe deutlich, die die wichtigste Exportkategorie des verarbeitenden Gewerbes der palästinensischen Gebiete sind. Im Jahr 2018 betrug die palästinensische Ausfuhr dieser Kategorie 216 Millionen US$ von denen 79,2 Prozent auf Israel entfielen. Geradezu vollständig ist die Abhängigkeit der palästinensischen Möbel-Exporteure von Israel. In diesem Bereich lag die Ausfuhr bei 113 Millionen US$, von denen 99,5 Prozent nach Israel gingen.
Die Herstellung von Baustoffen sowie die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie waren 2018 die mit Abstand führenden Branchen des verarbeitenden Gewerbes in den palästinensischen Gebieten und erzielten jeweils einen Umsatz von 1,1 Milliarden US$. Die Möbelindustrie erwirtschaftete 623 Millionen US$. Weitere wichtige Branchen waren die Kunststoff- und Kautschukindustrie mit einem Umsatz von 205 Millionen, die Textil- und Bekleidungsindustrie mit 185 Millionen sowie die Pharmaindustrie mit 112 Millionen US$.