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Wirtschaftsumfeld
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Die palästinensische Wirtschaftsleistung wird laut Weltbank weder 2021 noch 2022 ihren Vorkrisenstand erreichen. Auch die palästinensische Amtsstatistik zeichnet ein düsteres Bild.
13.11.2020
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Für 2020 erwartet die Weltbank einen realen Rückgang des palästinensischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 7,9 Prozent und noch empfindlichere Einbrüche bei Bruttoanlageinvestitionen und Exporten. Für die beiden kommenden Jahre sieht die Weltbank zwar eine Rückkehr zum Wachstum, doch wird dieses nicht ausreichen, um den Rückschlag der Coronakrise wettzumachen. Infolgedessen läge das BIP 2022 noch immer um 3,5 Prozent, die Investitionen um 7,1 Prozent und die Exporte von Waren und Dienstleistungen um 10,4 Prozent unter dem Vorkrisenstand von 2019. Beim Konsum beliefe sich der Rückstand gegenüber 2019 auf 2,4 Prozent, und bei Importen auf 1,3 Prozent, jeweils in realen Zahlen.
Wird auch das Bevölkerungswachstum in den Palästinensischen Gebieten berücksichtigt, das bei 2,4 bis 2,5 Prozent pro Jahr liegt, werden die Kennziffern je Einwohner noch tiefer einbrechen. Weitere Wellen von COVID-19, Lockdowns oder militärische Konflikte würden die Situation, so die Weltbank, weiter verschärfen.
Laut Schätzung der Weltbank leidet die Industrie stark unter der Krise. Sie wird 2020 mit 10 Prozent genau ein Zehntel ihrer Wertschöpfung einbüßen und 2022 noch immer um 5,4 Prozent unter dem Vorkrisenstand bleiben.
Kennziffer | 2020 3) | 2021 4) | 2022 4) |
---|---|---|---|
BIP | -7,9 | 2,3 | 2,4 |
Privater Verbrauch 1) | -7,0 | 2,4 | 2,5 |
Öffentlicher Verbrauch 1) | -2,1 | 5,6 | 2,3 |
Bruttoanlageinvestitionen 1) | -13,0 | 5,0 | 1,7 |
Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen 1) | -15,0 | 3,8 | 1,5 |
Einfuhr von Waren und Dienstleistungen 1) | -8,5 | 5,6 | 2,1 |
Wertschöpfung der Landwirtschaft 2) | -3,6 | 0,0 | 1,3 |
Wertschöpfung der Industrie 2) | -10,0 | 3,0 | 2,0 |
Wertschöpfung des Dienstleistungssektors 2) | -7,7 | 1,6 | 2,6 |
Schwer betroffen von der Krise wird zudem der Tourismussektor. Das Palästinensische Zentralamt für Statistik (PCBS) schätzt die Einnahmenverluste der Branche für 2020 auf 1 Milliarde US-Dollar beziehungsweise ein Minus von 68 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Während des Lockdowns im Frühjahr 2020 haben, wie das PCBS berichtete, 52 Prozent der Hauptverdiener in den Palästinensischen Gebieten keinen Lohn oder kein Gehalt erhalten, während 25 Prozent nur einen Teil des vor der Krise bezogenen Arbeitsentgelts erhielten. Lediglich 23 Prozent erlitten keine Einkommenseinbußen. Das hat die ohnehin prekäre Situation zahlreicher Haushalte weiter verschärft und wird sich konsumhemmend auswirken.