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Wirtschaftsumfeld | Portugal | Außenhandel, Struktur

Warenaußenhandel in der Coronakrise massiv eingebrochen

Portugal verzeichnete 2020 einen zweistelligen Rückgang seiner Importe und Exporte. Dabei schlug vor allem das 2. Quartal negativ zu Buche.

Von Oliver Idem | Madrid

Der Außenhandel Portugals mit Waren wurde im Jahr 2020 von der Coronakrise wesentlich stärker getroffen als die Gesamtwirtschaft. Die Wirtschaftsleistung brach gegenüber dem Vorjahr um 7,6 Prozent ein. Bei den Importen fiel der Rückgang genau doppelt so hoch aus wie beim Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Exporte konnten sich mit minus 10,2 Prozent etwas besser behaupten.

 

Außenhandel Portugals (in Milliarden Euro; Veränderung in Prozent) 1)
 2018 <p>2019 <p>

2020 <p>

2021 <p>

2022 <p>

Importe

75,4

80,0

68,1

83,1

109,5

Exporte

57,8

59,9

53,8

63,6

78,4

1 WarenhandelQuelle: Eurostat 2023

Mit den drastischen Einbrüchen bildete das Jahr 2020 eine negative Ausnahme in der Wirtschaftsentwicklung Portugals. Für 2021 rechnet die Europäische Kommission mit einer Trendwende und ist auch für 2022 zuversichtlich. 

Beim Handelsbilanzsaldo reduzierte sich 2020 das Defizit gegenüber dem Vorjahr von 3,9 Milliarden auf minus 10,7 Milliarden Euro. Der Hauptgrund lag darin, dass die Importe aus den Partnerländern der Europäischen Union (EU) stärker zurückgingen als die portugiesischen Exporte in diese Staaten.

In der zeitlichen Betrachtung fällt auf, dass ein einziges Quartal die Jahresergebnisse besonders negativ beeinflusste. Das 2. Quartal 2020 bildete den Tiefpunkt mit Einbrüchen des Außenhandels in beide Richtungen um mehr als 30 Prozent. 

Zu dieser Zeit trafen für wichtige portugiesische Wirtschaftszweige Lieferkettenprobleme, eingeschränkte Produktionsmöglichkeiten aufgrund der pandemiebedingten Vorsichtsmaßnahmen sowie eine sinkende Nachfrage im Inland und Ausland zusammen.

Der Einbruch betraf sowohl den Außenhandel mit den EU-Staaten als auch mit Wirtschaftspartnern aus anderen Ländern. Die Europäische Union ist für Portugal als Beschaffungs- und Absatzmarkt von überragender Bedeutung. Im Jahr 2020 wickelte das Land 71 Prozent seiner Importe wie Exporte mit EU-Partnern ab.

Importe von Chemie- und Agrarprodukten mit geringen Rückgängen

Das wichtigste Bezugsland für Portugal war 2020 der iberische Nachbar Spanien mit 22,1 Milliarden Euro. Auf Rang zwei folgte Deutschland mit 9 Milliarden Euro. Mit Frankreich (5 Milliarden Euro) stammten auch die drittmeisten Importe aus einem EU-Staat.

Außerhalb der EU war China mit 3,1 Milliarden Euro führend. Nach dem Brexit fällt auch das Vereinigte Königreich mit 1,8 Milliarden Euro in diese Kategorie. Brasilien gewann 2020 als Bezugsland an Bedeutung und kam auf rund 1,6 Milliarden Euro Liefervolumen.

Warenimporte Portugal 2020 (in Millionen Euro)

Kategorie

Wert 2020

Veränderung 2020/2019

Anteil am Gesamtimport 2020

Chemische Erzeugnisse

12.524

-2,3

18,5

Agrarprodukte und Nahrungsmittel

10.773

-4,5

15,9

mineralische Kraftstoffe und Öle

5.880

-35,4

8,7

Erze und Metalle

5.683

-10,6

8,4

Textilien und Bekleidung

3.881

-14,3

5,7

gesamt

67.823

-15,2

100,0

Veränderungen und Anteile in ProzentQuelle: Gabinete de Estratégia e Estudos - Síntese Estatística de Comércio Internacional

Die Einfuhren Portugals weisen eine stärkere Konzentration auf als die Ausfuhren. Chemische Erzeugnisse und Nahrungsmittel stellen zusammen mehr als ein Drittel der Importe. Im Krisenjahr 2020 waren die Einfuhren in allen elf großen Kategorien der portugiesischen Statistik rückläufig.

Darunter behaupteten sich die Einfuhren der beiden größten Kategorien chemische Erzeugnisse (minus 2,3 Prozent) sowie Agrarprodukte und Nahrungsmittel (minus 4,5 Prozent) mit Abstand am besten. Da die Importe insgesamt um 15,2 Prozent fielen, müssen in vielen kleineren Warengruppen sehr drastische Rückgänge stattgefunden haben.

Am deutlichsten fiel das Minus bei Flugzeugen und Schiffen sowie Teilen dafür aus. Diese sanken um 67,2 Prozent gegenüber 2019. Zudem importierte Portugal wertmäßig rund 35 Prozent weniger Mineralöl/Kraftstoffe, Basismetalle sowie Wolle und Tierhaare.

Nur in wenigen Teilsegmenten wuchsen die Einfuhren gegenüber 2019. Dies war bei anderen konfektionierten Spinnstoffwaren (plus 132,9 Prozent) der Fall, aber auch bei diversen chemischen Produkten (plus 15 Prozent) sowie bei Ölsaaten, Medizinalpflanzen etc. mit plus 10,2 Prozent.

Exporte von Nahrungsmitteln sind gegen den Trend gestiegen 

Die drei wichtigsten Absatzmärkte für Portugal sind allesamt Mitglieder der EU. In das Nachbarland Spanien wurden 2020 Waren im Wert von 13,7 Milliarden Euro geliefert. Auch Frankreich (7,3 Milliarden Euro) und Deutschland (6,4 Milliarden Euro) waren Abnehmerländer mit hoher Bedeutung.

Das im Vorjahr noch zur EU gehörende Vereinigte Königreich bezog Waren im Wert von 3,1 Milliarden Euro aus Portugal. Die USA waren das außereuropäische Land mit dem höchsten Einfuhrvolumen portugiesischer Produkte (2,7 Milliarden Euro). 

Warenexporte Portugal 2020 (in Millionen Euro)

Kategorie

Wert 2020

Verändeurng 2020/2019

Anteil am Gesamtexport 2020

Maschinen inklusive Teile und Zubehör

7.911

-5,1

14,7

Straßenfahrzeuge und Teile

7.488

-16,9

13,9

Agrarprodukte und Nahrungsmittel

7.454

2,2

13,9

Chemische Erzeugnisse

7.093

-6,2

13,2

sonstige verarbeitete Produkte (Möbel, optische Erzeugnisse, Keramik, Glas etc.)

5.374

-8,4

10,0

gesamt

53.772

-10,2

100,0

Veränderungen und Anteile in ProzentQuelle: Gabinete de Estratégia e Estudos - Síntese Estatística de Comércio Internacional

Die meisten Zielmärkte für portugiesische Produkte waren 2020 durch die Folgen der Pandemie beeinträchtigt. Damit verschlechterten sich auch die Absatzaussichten für portugiesische Investitionsgüter auf ihren Märkten. Alleine die beiden Hauptgruppen Maschinen und Fahrzeuge machten 2020 knapp 29 Prozent der portugiesischen Ausfuhren aus. 

Eine schwache Wirtschaftsentwicklung führte vielfach dazu, dass europäische Unternehmen ihre Ausrüstungsinvestitionen verschoben oder reduzierten. Auch die Verkäufe von Fahrzeugen an gewerbliche und Privatkunden waren besonders stark von dem Negativtrend betroffen. Für die wichtigsten Exportgüter Portugals verursachte das 2020 einen erheblichen Gegenwind.

Hingegen waren Agrarprodukte und Nahrungsmittel unabhängiger von der allgemeinen Konjunkturentwicklung. Innerhalb der großen Exportkategorien zog ihr Ausfuhrwert sogar fast mit dem der Straßenfahrzeuge gleich. In der Detailbetrachtung sanken wie bei den Einfuhren am stärksten die Ausfuhren von Flugzeugen, Schiffen und Teilen dafür mit minus 41,5 Prozent. Die Exporte von Mineralöl/Kraftstoffen brachen um 32,2 Prozent ein.

Anders als bei den Einfuhren legten die Ausfuhren in einer Reihe von Warengruppen zweistellig zu. Mehr als 20 Prozent Zunahme verzeichneten die Exporte von Ölsaaten/Medizinalpflanzen etc., aber auch von Zucker und Zuckerwaren sowie lebenden Tieren.

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