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Saudi-ArabienAußenhandel, Struktur
Wirtschaftsumfeld
Wirtschaftsumfeld | Saudi-Arabien | Außenhandel
Der Ölpreisverfall und die Coronakrise haben Saudi-Arabien eine schwere Wirtschaftskrise beschert. Der Außenhandel ist stark eingebrochen. Aber Deutschland meldet positive Zahlen.
07.10.2020
Von Robert Espey | Dubai, Riad
Nach vorläufigen Angaben des nationalen Statistikamtes ist der saudiarabische Außenhandel in den ersten sieben Monaten 2020 gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 29 Prozent auf 172 Milliarden US$ geschrumpft. Die Ausfuhren gingen um 38 Prozent auf 98 Milliarden US$ zurück, die Einfuhren um 15 Prozent auf 74 Milliarden US$.
Der Einbruch beim Export spiegelt vor allem die Entwicklung des Ölsektors. Im Siebenmonatszeitraum verminderten sich die Ölausfuhren um 43 Prozent auf 69 Milliarden US$, die Nicht-Öl-Exporte um 18 Prozent auf 29 Milliarden US$. Die gesunkenen Öleinnahmen sind das Ergebnis eines deutlichen Preisverfalls bei gleichzeitiger Reduzierung der Exportmenge. Die OPEC+ Gruppe hat im April Produktionsdrosselungen ab Mai 2020 bis April 2022 beschlossen. Für Saudi-Arabien dürfte sich im Gesamtjahr 2020 eine Verminderung der Ölförderung um etwa 6 Prozent auf durchschnittlich 9,2 Millionen bpd (barrel per day) ergeben.
Der Nicht-Öl-Export konzentriert sich auf die Petrochemie. Hier machen sich derzeit die ebenfalls nachlassenden Weltmarktpreise und eine Nachfrageschwäche bemerkbar.
Die in den ersten sieben Monaten 2020 rückläufigen Einfuhren lassen sich nur zum Teil auf die Folgen der Corona-Pandemie zurückführen. Bereits im ersten Quartal 2020 schrumpfte der Import um 4 Prozent, im Zeitraum April bis Juli waren es dann -21 Prozent.
Länder | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 |
---|---|---|---|---|
Alle Länder | 140.170 | 134.519 | 137.065 | 153.163 |
China | 20.082 | 20.526 | 21.819 | 28.152 |
USA | 20.727 | 18.157 | 18.838 | 18.940 |
Vereinigte Arabische Emirate *) | 7.631 | 8.755 | 11.584 | 10.615 |
Deutschland | 9.155 | 7.866 | 7.548 | 7.373 |
Japan | 7.419 | 5.485 | 5.491 | 6.765 |
Indien | 5.243 | 5.380 | 5.686 | 6.627 |
Frankreich | 4.935 | 5.827 | 5.274 | 5.433 |
Italien | 4.624 | 4.528 | 4.290 | 4.412 |
Korea (Rep.) | 6.221 | 5.263 | 4.319 | 4.135 |
Vereinigtes Königreich | 3.314 | 3.130 | 3.165 | 3.204 |
Eurostat zufolge musste die EU 27 Gruppe in den ersten sieben Monaten 2020 nur einen Rückgang der Lieferungen nach Saudi-Arabien von 1,3 Prozent auf 14,9 Milliarden Euro hinnehmen. Deutschland als führender EU-Exporteur auf dem saudiarabischen Markt konnte sogar einen kräftigen Zuwachs um 18,4 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro verbuchen.
Der in der Eurostat-Statistik zweitgrößte EU-Lieferant, die Niederlande, kam mit 2,2 Milliarden Euro immerhin auf ein Plus von 1,9 Prozent. Die von Eurostat als niederländische Ausfuhren registrierten Exporte sind zu einem erheblichen Teil Erzeugnisse aus anderen EU-Ländern, die über Rotterdam verschifft werden. Schrumpfungen werden unter anderem für Frankreich (-17,2 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro), Italien (-2,6 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro) und Belgien (-9,1 Prozent auf 1,0 Milliarden Euro) ausgewiesen.
Der Zuwachs bei den deutschen Lieferungen in den ersten sieben Monaten 2020 wurde insbesondere durch gestiegene Exporte von chemischen Erzeugnissen (SITC 5; 35,8 Prozent auf 0,93 Milliarden Euro) sowie von Maschinen und Fahrzeugen (SITC 7; 14,9 Prozent auf 1,66 Milliarden Euro) verursacht. Deutliche Erhöhungen gab es unter anderem im Flugzeugsektor (SITC 792; 282 Prozent auf 0,21 Milliarden Euro) sowie im Bereich Schienenfahrzeuge (SITC 791; 57,7 Prozent auf 0,16 Milliarden Euro). Die deutschen Nahrungsmittellieferungen legten aufgrund höherer Ausfuhren von Getreide, Gemüse und Früchten um 43,5 Prozent auf 0,33 Milliarden Euro zu.
Warenbezeichnung (SITC) | 2019 | 2020 |
---|---|---|
Lebende Tiere und Nahrungsmittel (0) | 230 | 330 |
Getränke und Tabak (1) | 26 | 31 |
Rohstoffe (2) | 14 | 18 |
Mineralische Brennstoffe etc. (3) | 5 | 6 |
Tierische und pflanzliche Öle, Fette etc. (4) | 1 | 0 |
Chemische Erzeugnisse (5) | 681 | 925 |
Bearbeitete Waren, vorwiegend nach Beschaffenheit gegliedert (6) | 258 | 321 |
Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse und Fahrzeuge (7) | 1443 | 1658 |
Verschiedene Fertigwaren (8) | 401 | 336 |
Waren und Warenverkehrsvorgänge (9) | 9 | 8 |
China konnte 2019 in Saudi-Arabien seinen Vorsprung als führender ausländischer Lieferant ausbauen. Nach Angaben des chinesischen Zolls erhöhten sich 2019 die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent auf 23,9 Milliarden US$, dies war ein neuer Spitzenwert. In den ersten acht Monaten 2020 stiegen die Exporte um 14 Prozent auf 17,7 Milliarden US$.
Beim chinesischen Export war im Achtmonatszeitraum die HS-Position 85 "Elektrische Maschinen etc." mit 2,4 Milliarden US$ die größte Warengruppe. Es folgten "Maschinen etc." (HS 84) mit 2,2 Milliarden US$, "Möbel, Bettausstattungen etc." (HS 94) mit 1,8 Milliarden US$, "Fahrzeuge etc." (HS 87) mit 1,3 Milliarden US$ und "Kunststoffe etc." (HS 39) mit 0,7 Milliarden US$.
Die USA mussten in den ersten sieben Monaten 2020 eine Schrumpfung der Ausfuhren nach Saudi-Arabien um 19,1 Prozent auf 6,5 Milliarden US$ verbuchen, so die Daten der U.S. International Trade Commission. Damit setzt sich der negative Trend der letzten Jahre fort. Die Exporte waren zwischen 2016 und 2018 von 18,0 Milliarden auf 13,6 Milliarden US$ zurückgegangen und hatten sich 2019 auf 14,5 Milliarden US$ erholt.
Die in den ersten sieben Monaten 2020 rückläufigen US-Ausfuhren sind auf Schrumpfungen in fast allen wichtigen Warengruppen zurückzuführen. Nur die Ausfuhren von Luftfahrzeugen (HS 88) blieben nahezu stabil (-1,4 Prozent auf 1,3 Milliarden US$). Negative Entwicklungen gab es unter anderem bei Maschinen (-21,0 Prozent auf 1,0 Milliarden US$), Fahrzeugen (-21,0 Prozent auf 0,8 Milliarden US$) und elektrischen Maschinen (-23,0 Prozent auf 0,4 Milliarden US$).
Die saudi-arabische Statistik weist die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) als drittgrößten Lieferanten aus (2019: 10,6 Milliarden US$). Ein Großteil dieser Bezüge aus den VAE sind allerdings Re-Exporte über die Handelsdrehscheibe Dubai. Die größte Importposition unter den Bezügen aus den VAE sind Gold und Edelsteine (HS 71), die sich 2018 (letzte verfügbare Daten) auf 2,7 Milliarden US$ summierten.
Japans Exporte nach Saudi-Arabien haben sich in den ersten acht Monaten 2020 um 13,0 Prozent auf 2,7 Milliarden US$ vermindert. Die japanischen Lieferung waren zwischen 2014 und 2017 von 7,6 Milliarden auf 3,7 Milliarden US$ gefallen und hatten sich bis 2019 auf 5,1 Milliarden US$ erhöht.
Indien konnte in den ersten sieben Monaten 2020 seine Exporte nach Saudi-Arabien mit 3,4 Milliarden US$ fast auf Vorjahresniveau halten (-0,9 Prozent), so die offiziellen indischen Zahlen. Indiens Ausfuhren erreichten 2014 mit 13,1 Milliarden US$ einen Höhepunkt, 2019 waren es 6,0 Milliarden US$.
Südkorea musste bei den Exporten nach Saudi-Arabien seit 2016 schwere Einbußen verzeichnen. Nach koreanischen Angaben wurde 2015 für 9,5 Milliarden US$ geliefert. Es ging dann kontinuierlich zurück, nur noch 3,7 Milliarden US$ wurden 2019 verbucht. In den ersten acht Monaten 2020 wird eine Schrumpfung um 7,3 Prozent auf 2,1 Milliarden US$ gemeldet.