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Südafrika ist ein klassisches Einwanderungsland und daher stark durch seine multikulturelle Gesellschaft geprägt. Die Geschäftspraktiken ähneln denen in Europa.
04.12.2020
Von Katrin Geisler (AHK Südliches Afrika) | Johannesburg
Englisch ist die gängige Geschäftssprache und zumindest für den Großteil der Bevölkerung die Zweitsprache. Die Kombination aus verschiedenen Kulturen, harter Arbeit sowie den Nebenwirkungen der Apartheid hat die Geschäftspraktiken und Etikette in Südafrika stark geprägt. Die Kulturen der westlichen und afrikanischen Gesellschaften unterscheiden sich stark, wenn es um den Umgang mit Geschäftspartnern geht. Handel und Geschäft können sich kompliziert gestalten, denn verschiedene Kulturen haben oft komplexe Wege damit umzugehen.
BBBEE ist eine regierungspolitische Strategie, die stärkere wirtschaftliche Teilhabe von schwarzen Südafrikanern, die während der Apartheid benachteiligt wurden, zu fördern. Die Regierung strebt danach, BBBEE aktiv voranzutreiben und umzusetzen. Wie ein Unternehmen BBBEE in seiner Firma anwendet, bleibt dem jeweiligen Unternehmen selbst überlassen. Das BBBEE-Gesetz und die Regeln legen für Unternehmen keine gesetzlichen Verpflichtungen zur Einhaltung bestimmter BBBEE-Ziele fest.
Der BBBEE-Status eines Unternehmens spielt jedoch eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, erfolgreich Angebote für Ausschreibungen von Behörden und öffentlichen Einrichtungen abzugeben und in bestimmten Sektoren Lizenzen zu erhalten. Privatkunden verlangen von ihren Lieferanten zunehmend auch eine Mindest-BBBEE-Klassifizierung, um ihren eigenen BBBEE-Status zu erhöhen. BBBEE ist dementsprechend ein wichtiger Faktor, der von jedem Unternehmen (ob lokal oder ausländisch), das in Südafrika geschäftlich tätig sein will, berücksichtigt werden muss.
Die südafrikanische Regierung hat zahlreiche Bestimmungen hinsichtlich der im Land herrschenden Korruption beschlossen. Am 28. April 2004 wurde das sogenannte „Prevention and Combating of Corrupt Activities Law“ verabschiedet. Das Gesetz hat das Hauptziel, die Korruption im öffentlichen und privaten Sektor zu verhindern und zu bekämpfen. Die Regierung ist verpflichtet, investigative Maßnahmen durchzuführen, die im Zusammenhang mit Korruption oder korrupten Aktivitäten stehen, und entsprechend zu handeln.
Für einen erfolgreichen Markteinstieg, Geschäftspartnervermittlung oder andere Dienstleistungen können die regionalen Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland, wie Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Gmbh, Deutsche Botschaft und die AHK Südliches Afrika, mit ihren Standorten in Johannesburg, Durban und Kapstadt, Hilfe leisten.
Südafrika ist eine multiethnische Gesellschaft. Geduld, Toleranz und Kreativität sind für viele Südafrikaner die vorherrschenden Werte. Der Respekt vor den Ältesten und dem Rang sind von wesentlicher Bedeutung. Unabhängig vom kulturellen Hintergrund bildet eine gute persönliche Beziehung häufig die Grundlage für ein erfolgreiches Geschäft. Diese Beziehung wird mit persönlichen Besprechungen und nicht per E-Mail oder Telefon aufgebaut. Bei ersten Terminen sollte es darum gehen, Ihre Partner auf persönlicher Ebene kennenzulernen.
Es ist oft notwendig, ein oder zwei Monate im Voraus Kontakt aufzunehmen um einen Termin zu vereinbaren, und diesen durch einen Anruf am Vortag zu bestätigen. Sommerferien sind für geschäftliche Termine zu vermeiden (Mitte Dezember bis Mitte Januar). Es kann zunächst schwierig sein, Treffen mit Führungskräften zu arrangieren. Möglicherweise müssen Sie sich anfänglich mit untergeordneten Managern treffen. Um zu kommunizieren, verlassen sich Südafrikaner auf Telefon und E-Mail.
Im Allgemeinen schätzen Südafrikaner Pünktlichkeit, während schwarze Südafrikaner eine flexiblere Einstellung zu der Zeit haben. Sie sollten immer etwas Zeit bei der Anreise einplanen, da es in vielen Unternehmen und öffentlichen Gebäuden Sicherheitskontrollen für die Besucher gibt. Der südafrikanische Ansatz für Fristen ist im Allgemeinen flexibel, daher wird empfohlen, strenge Fristen in Verträge aufzunehmen.
Ein fester Handschlag und direkter Blickkontakt sind bei der Begrüßung mit Ihren südafrikanischen Kollegen gewünscht. Südafrikaner können sehr taktil sein und Rückenschläge und Umarmungen sind häufig. Begrüßungen sind recht informell und beinhalten Zeit für soziale Themen. Wenn Südafrikaner jemanden zum ersten Mal treffen, verwenden sie im Allgemeinen „Mr“ oder „Mrs“, außer im akademischen Bereich, wo berufliche Titel wichtig sind. Vornamen werden häufig verwendet, es wird jedoch empfohlen zu warten, bis Sie dazu aufgefordert werden.
Der Austausch von Geschenken ist keine Geschäftsgepflogenheit, aber nicht ungewöhnlich. Geschenke gelten nicht als Bestechung; daher sollten Sie diese immer akzeptieren. Sie werden normalerweise bei Empfang geöffnet.
In Südafrika ist der Austausch von Visitenkarten üblich, findet während der Vorstellung statt und muss mit Respekt behandelt werden. Persönliche E-Mail-Adresse und eine Mobiltelefonnummer müssen angegeben werden. Die Karte sollte in englischer Sprache sein.
Das erste Treffen wird oft genutzt, um eine persönliche Verbindung und ein Vertrauensverhältnis herzustellen. Persönliche Besprechungen werden gegenüber Telefon- oder Skype-Terminen bevorzugt. Während der Diskussionen ist es üblich, Smalltalk zu führen, bevor geschäftliche Angelegenheiten behandelt werden. Die meisten englischsprachigen Südafrikaner streben nach harmonischen Geschäftsbeziehungen, werden diplomatisch sein und auf indirekte Weise ihren Standpunkt vertreten. Nach einer Besprechung wird empfohlen, eine E-Mail zu senden, in der zusammengefasst wird, was entschieden wurde und wie die nächsten Schritte aussehen werden.