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Wirtschaftsumfeld
Bericht Wirtschaftsumfeld Taiwan Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland
11.03.2019
Taipei (GTAI) - Deutsche Firmen in Taiwan schätzen die Perspektiven des Standorts überwiegend optimistisch ein. Allerdings gibt es auch Hemmnisse, die sich negativ auf die Geschäfte vor Ort auswirken.
Deutsche Unternehmen blicken optimistisch in ihre nähere Zukunft in Taiwan. Dies ergab eine Umfrage des Deutschen Wirtschaftsbüros in Taipei, die Anfang 2019 im Rahmen des "Business Confidence Survey Report" veröffentlicht wurde. Nach Einschätzung von Geschäftsführer Axel Limberg zeigte die Studie übergreifend, dass deutsche Firmen dem Standort weiter vertrauen und positiv in die wirtschaftliche Zukunft vor Ort blicken - wenn auch leicht weniger optimistisch als noch im Vorjahr.
Mehr als drei Viertel der Befragten gehen davon aus, dass ihre Geschäftsziele 2019 mindestens zu einem großen Teil erfüllt werden. 44 Prozent sehen es als wahrscheinlich an, dass die Vorgaben vollumfänglich oder sogar mehr als ursprünglich geplant umgesetzt werden können. 51 Prozent prognostizieren einen Zuwachs ihrer Umsätze, und nur 13 Prozent gehen von einem Rückgang der Verkäufe aus.
Allerdings erwarten nur knapp 31 Prozent, dass sich die konjunkturelle Lage verbessern wird. Im Vorjahr lag der Anteil der Optimisten noch bei fast 50 Prozent. 24 Prozent sehen eine Verschlechterung voraus. Diese Einschätzung liegt im allgemeinen Trend. Im Februar korrigierte die Regierungsorganisation DGBAS (Director-General of Budget, Accounting and Statistics) ihre Wachstumsprognose für 2019 aufgrund zunehmender externer Risiken wie dem nachlassenden Wachstum in China von zuvor 2,4 Prozent auf 2,3 Prozent leicht nach unten.
Knapp 40 Prozent der befragten Unternehmen planen in den kommenden zwei Jahren Investitionen. Im Vorjahr lag der Prozentsatz noch leicht darunter. Die Expansionspläne der deutschen Tochtergesellschaften zielen weniger auf die Ausweitung der Produktionskapazitäten ab. Nur knapp 7 Prozent der Firmen wollen für diesen Bereich Geld ausgeben. Wichtiger sind hingegen Investitionen in den Ausbau der Verkaufs- und Marketingabteilungen mit 36 Prozent der geplanten Vorhaben, gefolgt von der Dienstleistungssparte mit 26 Prozent sowie Ingenieursleistungen und R&D-Aktivitäten mit jeweils 9 Prozent.
Bezüglich der großen Wirtschaftsprogramme der Regierung zeigen die deutschen Firmen gemischte Einschätzungen. Die sogenannte "New Southbound Policy", mit der Taiwan die Abhängigkeit von China reduzieren und sich mehr in Richtung anderer Volkswirtschaften wie etwa der ASEAN-Gemeinschaft ausrichten will, hat der Umfrage zufolge nur einen geringen Einfluss auf die geschäftlichen Perspektiven. 74 Prozent der befragten Unternehmen sehen bisher keine größeren Auswirkungen auf Ihre Aktivitäten, 61 Prozent bezweifeln das auch für die Zukunft.
Im Gegensatz dazu werden die Perspektiven im Rahmen des "Five plus two Innovative Industry Plans" zumindest in Teilen positiver eingeschätzt. Von den insgesamt sieben Bereichen werden vor allem die Sektoren "intelligente Maschinen" und "grüne Energien" mit 30 oder mehr Prozent als relevant für Ihre Aktivitäten eingestuft. Andere Segmente wie "neue Landwirtschaft", Biotechnologie oder Kreislaufwirtschaft spielen demzufolge mit Nennungen im jeweils einstelligen Bereich keine große Rolle für die Planungen.
Die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen ist gemäß der Umfrage zufrieden mit dem Standort. Fast 96 Prozent planen vor Ort zu bleiben, nur 4 Prozent erwägen einen Rückzug oder Verlagerung der Aktivitäten in ein Drittland. Derzeit operieren nach Aussagen der AHK rund 250 deutsche Firmen in Taiwan und beschäftigen rund 15.000 Mitarbeiter.
Ebenso positiv wird das Image von deutschen Waren und Dienstleistungen bewertet. 77 Prozent der befragten Unternehmen sehen die Marke "Made in Germany" als sehr relevant für ihre geschäftlichen Aktivitäten an. Diese Einschätzung wird auch im individuellen Gespräch mit lange Jahre vor Ort tätigen Firmen bestätigt. Darüber hinaus ist nach Meinung von Experten ein Trend zum Bürokratieabbau zu beobachten.
Dennoch sehen weiterhin 38 Prozent der Firmen administrative Hürden als eine zentrale Herausforderung im Geschäftsleben. 40 Prozent bewerten die Verlässlichkeit der regulatorischen Rahmenbedingungen, 36 Prozent die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen und 33 Prozent die Abwesenheit von Freihandelsabkommen als kritisch.
Als weitere Hürde wird zunehmend der Mangel an qualifizierten und vor allem erfahrenen Arbeitskräften wahrgenommen. So haben fast 70 Prozent der Firmen Schwierigkeiten, "Senior Positions" mit mindestens achtjähriger Berufserfahrung zu besetzen. Darüber hinaus gilt der Arbeitsmarkt als anspruchsvoll für Unternehmen, wie Rechtexperten im Gespräch bestätigen. Ebenso hat Taiwan mit dem Phänomen eines an Intensität zunehmenden "Brain Drain" zu kämpfen, da immer mehr hochqualifizierte junge Universitätsabsolventen ins Ausland - und dabei vorzugsweise nach China - abwandern.
Als kritischer Faktor werden auch die Faktoren politische Stabilität und die Beziehungen zu China wahrgenommen. Interessant ist das Ergebnis, dass den Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China weniger Bedeutung beigemessen wird. 73 Prozent der befragten Firmen sehen bisher keine negativen Auswirkungen auf ihr Geschäft, 27 Prozent sehen sogar positive oder sehr positive Effekte.
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