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Wirtschaftsumfeld | Taiwan | Investitionsklima

Direktinvestitionen aus Europa ziehen an

Die ausländischen Direktinvestitionen gingen 2020 deutlich zurück. Die Engagements aus Europa zogen gegen den Trend an und konnten ihren Anteil damit weiter ausbauen.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Die ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment) sind in Taiwan 2020 deutlich gesunken. Der Wert der genehmigten Projekte belief sich 2020 nach Angaben der zum Wirtschaftsministerium gehörenden Investment Commission auf 9,1 Milliarden US-Dollar (US$), entsprechend einem Minus von 18,3 Prozent. Die Zahl der Vorhaben ging sogar um 24 Prozent auf 2.114 zurück. In den Vorjahren hatten sich die Vergleichswerte auf 11,4 Milliarden US$ (2018) und 11,2 Milliarden US$ (2019) belaufen.

Dennoch können sich die Ergebnisse im internationalen Vergleich sehen lassen. Weltweit sollen die Direktinvestitionen nach Schätzungen der Vereinten Nationen im Zuge der Coronakrise 2020 sogar um 40 Prozent eingebrochen sein. Experten führen das relativ bessere Ergebnis darauf zurück, dass Taiwan die Pandemie mit weniger als 1.000 Infektionen medizinisch gut in den Griff bekommen hat und gleichzeitig auch die wirtschaftlichen Folgen begrenzt blieben. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts konnte sogar mit einem Plus von 3,1 Prozent auf dem Vorjahresniveau gehalten werden, die Prognosen für 2021 sehen eine weitere Steigerung von rund 4 Prozent voraus.

Taiwan will sich als Alternativstandort positionieren

Die Regierung erhofft sich sogar positive Auswirkungen durch den Handelskonflikt zwischen China und den USA sowie durch das hervorragende Krisenmanagement auf der Insel. Taiwan will sich künftig verstärkt als „Gehirn“ oder „Schaltzentrale“ der internationalen Lieferketten positionieren. Die Regierung plant, die Insel als globalen Hub für die digitale Transformation auszubauen und hofft auf eine Welle von Auslandsinvestitionen.

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass internationale Firmen Taiwan verstärkt als „sicheren Hafen“ für ihre Engagements wählen - auch vor dem Hintergrund des Handelskonflikts zwischen China und den USA. Vor allem US-Technologiegiganten wie Apple, Google oder Microsoft hatten in den vergangenen Monaten Engagements angekündigt.

Europa baut Anteil an Investitionen aus

Noch 2020 hatten jedoch fast alle Länder und Regionen ihre Investitionen in Taiwan zurückgeschraubt. Aus Asien, das für 20 Prozent der Engagements verantwortlich zeichnete, zeigten die Investitionen wertmäßig um knapp 20 Prozent nach unten. Besonders stark war der Rückgang aus den Staaten, mit denen Taiwan im Rahmen der New Southbound Policy stärkere Beziehungen aufbauen will, um die Abhängigkeit von China zu reduzieren. Die Investitionen aus Ozeanien, Indien und Südostasien ließen um satte 65 Prozent nach.

Aus den USA flossen im vergangenen Jahr etwa 30 Prozent weniger Gelder in den Aus- und Aufbau von Kapazitäten auf der Insel. Nur aus Europa stiegen 2020 die Direktinvestitionen, was unter anderem auf hohe Engagements im Bereich Windkraft zurückzuführen gewesen sein dürfte.

Aus den wichtigsten Herkunftsländern Niederlande und Deutschland brachen die Investitionen hingegen stark ein. Im Falle der Engagements made in Germany dürfte dies in erster Linie auf die hohe Basis der beiden Vorjahre zurückzuführen sein. Dennoch sind derzeit einige Projekte deutscher Firmen im Gange, die eine Intensivierung der künftigen Wirtschaftsbeziehungen implizieren.

Direktinvestitionen nach Herkunftsländern (in Millionen US$; Veränderung und Anteil in Prozent)

Land/Region

2020

Veränd. 20/19

Anteil 2020

Kumuliert 1)

Anteil 2)

 Asien

1.853

-19,8

20,3

45.498

24,9

  Japan

964

-22,1

10,6

23.240

12,7

  Hongkong, SVR

554

-14,3

6,1

8.636

4,7

 Nordamerika

273

-26,5

3,0

24.839

13,6

  USA

258

-28,2

2,8

23.982

13,1

 Europa

4.274

10,6

46,8

60.701

33,2

  Deutschland

151

-68,3

1,7

4.157

2,3

  Niederlande

400

-82,6

4,4

35.807

19,6

Insgesamt

9.136

-18,1

100,0

183.024

100,0

1) seit 1952; 2) an KumuliertQuelle: Investment Commission 2021

Übergreifend hat Deutschland kumuliert 4,2 Milliarden US$ in Taiwan investiert. Dieser entspricht 2,3 Prozent des Bestands an Direktinvestitionen auf der Insel. Europäische Firmen zeichneten seit 1952 für ein Drittel aller Investitionen verantwortlich. Im vergangenen Jahr stieg dieser Anteil sogar auf fast 50 Prozent an.

Verarbeitende Industrie erleidet Einbruch

Nach Branchen musste 2020 vor allem die verarbeitende Industrie Federn lassen mit einem Rückgang der internationalen Investments um mehr als 60 Prozent. Der Anteil der Industrie belief sich demzufolge auch nur auf weniger als 20 Prozent, während er im Allzeitvergleich 44 Prozent des Bestands an Direktinvestitionen in Taiwan umfasst. Besonders starke Einbrüche mussten Investitionen in den Bereichen elektrische Komponenten und Maschinen hinnehmen.

Direktinvestitionen nach Branchen (in Millionen US$; Veränderung und Anteil in Prozent)

Branche

2020

Veränd. 20/19

Anteil 2020

Kumuliert 1)

Anteil 2)

 Verarbeitende Industrie

1.688

-61,0

18,5

80.594

44,0

  Chemie

102

31,0

1,1

6.615

3,6

  Elektronische Komponenten

807

-71,0

8,8

32.072

17,5

  Maschinen

77

-90,0

0,8

6.960

3,8

 Energie (Strom und Gas)

1.100

130,0

12,0

2.554

1,4

 Groß- und Einzelhandel

1.108

4,0

12,1

19.522

10,7

 Finanzen und Versicherungen

2.787

30,0

30,5

46.859

25,6

Insgesamt

9.136

-18,1

100,0

183.024

100,0

1) seit 1952; 2) an KumuliertQuelle: Investment Commission 2021

Im Gegenzug zogen die Direktinvestitionen in anderen Branchen zum Teil deutlich an. Der Groß- und Einzelhandel konnte ein Plus von zumindest 4 Prozent verbuchen, Finanzen und Versicherungen eines von 30 Prozent. Besonders stark entwickelten sich die ausländischen Engagements im Energiebereich mit einem Zuwachs um 130 Prozent. Auch hier dürfte der Bereich Offhore-Windkraft eine gewichtige Rolle spielen. Branchenvertreter bemängelten jedoch zuletzt speziell in diesem Bereich Hemmnisse etwa durch administrative und politische Verzögerungen sowie hohe Lokalisierungsanforderungen, die eine weitere dynamische Entwicklung des Sektors behindern könnten.

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