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Wirtschaftsumfeld | USA | Investitionsförderung

Praxischeck

Kommunen stellen für Investoren vielfältige Hilfen bereit, unabhängig von der Betriebsgröße. Personal zu finden und auch zu halten, scheint das größte Problem zu sein.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Eine Direktinvestition in den USA durchzuführen gilt im internationalen Vergleich als relativ einfach. Der Verwaltungsaufwand für eine Firmenregistrierung ist überschaubar, die Reaktionszeiten der örtlichen Behörden sind in der Regel kurz. Die Abnehmermärkte weisen ein großes Volumen auf und Kontakte zu potenziellen Geschäftspartnern lassen sich leicht knüpfen. Als nachteilig gilt in den USA, insbesondere für deutsche Investoren, dass es keine duale Berufsausbildung gibt und sich die Suche nach geeigneten Facharbeitern insgesamt schwierig gestaltet.

Fachkräftemangel ist ein landesweites Problem

Hinzu kommt, dass sich die Loyalität der Mitarbeiter über das Gehalt und das Sozialpaket definiert. Sebastian Thöle, Geschäftsführer der Winkelmann MSR Technology GmbH & Co. KG mit einer Betriebsniederlassung in Auburn (Alabama) berichtet gar, dass zuweilen Wettbewerber vor den Eingangstoren stehen und Winkelmann-Mitarbeiter mit höheren Gehaltsversprechen abzuwerben versuchen.

Ausländische Investoren sollten bei ihren ersten Schritten in den USA nach Verwaltungsebenen gestaffelt vorgehen. Auf der Bundesebene erhalten sie Erstinformationen, etwa zur Zielbranche, Einfuhrverfahren, rechtlichen und steuerlichen Bestimmungen etc. Die bundesstaatliche und kommunale Ebene bietet darüber hinaus konkrete, in der Regel auf das Unternehmen zugeschnittene technische und verwaltungstechnische Hilfestellungen. Mit den örtlichen Verwaltungen werden Fragen wie die Auswahl eines geeigneten Grundstücks oder einer Immobilie erörtert, Wasser-, Energie- und Datenanschlüsse, die Personalrekrutierung und -ausbildung, aber auch Genehmigungs- und Registrierungsverfahren etc.

Kommunen kommen Investoren weitgehend entgegen

Vereinzelt helfen die Behörden auf kommunaler und bundesstaatlicher Ebene sogar beim Marketing: Über eigene Medienkanäle weisen sie auf die Unternehmenseröffnung hin oder Vertreter der örtlichen und bundesstaatlichen Politik nehmen an den Eröffnungszeremonien teil. Damit wird direkt und indirekt für Öffentlichkeit für den neuen Investor gesorgt - der Gewinnung von Kunden und Geschäftspartnern ist dieser Sachverhalt in der Anfangsphase zweifellos dienlich. 

Die US-Tochter von Winkelmann hat von der Stadt Auburn ein geeignetes Grundstück in Pacht und bei der Aushebung der Baugrube unbürokratisch schnelle Hilfe erhalten. Auch sonst hat sich die Kommunalverwaltung stets kooperativ gezeigt, weiß Sebastian Thöle zu berichten. "Bei unserer Eröffnung 2017 war, obwohl wir in Auburn ein relativ kleines Unternehmen sind, fast die gesamte Politikprominenz vertreten, vom Bürgermeister über die Gouverneurin bis hin zum Kongressabgeordneten aus Washington. Zusätzlich hatte uns geholfen, dass große Konzerne in den USA beim Bezug von Zulieferteilen eine KMU-Mindestquote einhalten. Die ersten Aufträge des in Alabama niedergelassenen Flugzeugbauers Boeing und von GE Aviation waren dadurch schnell hereingekommen."

Flächenland USA bietet viele alternative Standorte zur Auswahl

Entscheidend für die Standortwahl ist unter anderem die Kundennähe. Manuel Merkt, President & COO des Maschinenbauers Hermle USA, Inc. aus Franklin (Wisconsin) berichtete der GTAI, dass es für die Grundsteinlegung einen erhöhten behördlichen Aufwand zu bewältigen gab. So waren für alle rechtlichen Belange Anwälte einzubeziehen. Wisconsin ist für Hermle dennoch ein sehr guter Standort, befinden sich doch im Mittleren Westen wichtige Kunden für deutsche Maschinenbauprodukte. 

WEF-Länderrating 2019, USA (wirtschaftlicher Rang unter 141 Ländern)

Kriterien

USA

Deutschland

Gesamtrang

2

7

1 Institutionen (Sicherheit, Transparenz, Recht)

20

18

2 Infrastruktur

13

8

3 Adaption von Informations- und Kommunikationstechnologien 

27

36

4 Makroökonomische Stabilität

37

1

5 Gesundheit

55

31

6 Bildung und Ausbildung

9

5

7 Produktmärkte

8

9

8 Arbeitsmarkt

4

14

9 Finanzsystem

3

25

10 Marktgröße

2

5

11 Dynamik des Geschäftsumfeldes

1

5

12 Innovationsfähigkeit

2

1

Quelle: World Economic Forum (Global Competitiveness Report)

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