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Wirtschaftsumfeld | Usbekistan | Investitionsklima
Steigende in- und ausländische Investitionen bringen die usbekische Wirtschaft wieder in Fahrt. Das erwartete Volumen summiert sich von 2021 bis 2023 auf 80 Milliarden US-Dollar.
27.01.2021
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Ambitionierte Investitionspläne der Unternehmen und der öffentlichen Hand, neue Wirtschaftsreformen und Fortschritte beim Geschäftsklima lassen eine schnelle Trendwende bei den Investitionen in Usbekistan erwarten. Schon in diesem Jahr will das Land wieder einen realen Zuwachs von 7 bis 10 Prozent gegenüber 2020 erzielen.
Die Investitionsquote - der Anteil der getätigten Bruttoanlageinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt - bleibt mit prognostizierten 36,4 Prozent auf einem hohem Niveau im globalen Vergleich. In den Jahren 2017 bis 2019 wuchsen die Investitionen im Schnitt um jährlich real 29,1 Prozent. Im Corona-Krisenjahr 2020 schrumpfen sie um 8,2 Prozent.
Die für die Jahre 2021 bis 2023 erwarteten Investitionen in Höhe von 80 Milliarden US-Dollar basieren auf mehr als eintausend Ausbau- und Erneuerungsprojekten privater Unternehmen und des öffentlichen Sektors. Außerdem begleiten internationale Geber- und Geschäftsbanken viele Vorhaben finanziell. Die Investitionsprojekte versprechen viele Absatzchancen für ausländische Lieferanten von Maschinen, Ausrüstungen, Fertigungskomponenten, Baustoffen und Zwischenprodukten auf dem Markt.
Finanzierungsquelle | 2021 | 2022 | 2023 |
---|---|---|---|
Investitionen, insgesamt | 23,1 | 26,1 | 29,6 |
Zentralisierte Investitionen | 4,8 | 5,1 | 5,5 |
Ausländische Investitionen und Kredite mit einer Bürgschaft der usbekischen Regierung | 2,9 | 3,2 | 3,4 |
Staatshaushalt | 1,6 | 1,6 | 1,8 |
Fonds für Wiederaufbau und Entwicklung der Republik Usbekistan | 0,3 | 0,3 | 0,3 |
Nicht-zentralisierte Investitionen | 18,3 | 21,0 | 24,1 |
Ausländische Direktinvestitionen und direkt vergebene Kredite | 7,7 | 9,3 | 11,1 |
Eigenmittel der Betriebe einschließlich Steuern, die den Unternehmen für Investitionen belassen werden | 5,3 | 5,8 | 6,4 |
Kredite von Geschäftsbanken und andere Darlehen | 3,7 | 4,1 | 4,6 |
Mittel der Bevölkerung (hauptsächlich für den Wohnungsbau und kleine unternehmerische Projekte) | 1,6 | 1,8 | 2,0 |
Für 2021 rechnet die Regierung mit einem Kapitalzufluss aus dem Ausland von 10,6 Milliarden US-Dollar. Davon entfallen 7,7 Milliarden Dollar auf Direktinvestitionen und direkt vergebene Kredite. Die Gelder fließen in Projekte mit einem Gesamtwert von 49,7 Milliarden US-Dollar. Zum 1. Januar 2020 betrug die Realisierungsquote dieser Vorhaben ein Drittel. Der übrige für 2021 prognostizierte Kapitalzufluss aus dem Ausland in Höhe von 2,9 Milliarden US-Dollar entfällt auf Darlehen und Investitionen, für die der usbekische Staat bürgt.
Die Direktengagements aus dem Ausland werden voraussichtlich gegenüber dem Jahr 2020 um 1,2 Milliarden US-Dollar, beziehungsweise um 16 Prozent, steigen. Etwa zwei Fünftel dieser Mittel kommen dem Ausbau der verarbeitenden Industrie zugute. Hauptanlagesektoren sind das Hüttenwesen sowie die Chemie-, Textil-, Bekleidungs-, Baustoff- und Nahrungsmittelindustrie. Gut ein Viertel der Investitionen sind für den Ausbau der Energiewirtschaft bestimmt. Der Fokus liegt auf der Gasförderung und -aufbereitung sowie der Stromerzeugung. Hierbei wird auch auf Photovoltaikanlagen gesetzt.
Viele ausländische Firmen kooperieren mit usbekischen Partnern in den bestehenden 21 freien Wirtschaftszonen. Daneben nutzen sie auch die 143 Industriezonen, welche für die Gewerbeansiedlung eingerichteten wurden. Insgesamt wurden in solchen Gebieten bisher 385 Projekte umgesetzt.
Ein großer Teil der ausländischen Investitionen und Kredite fließt zudem in den Auf- und Ausbau von Industrieclustern. Auch hier profitieren die Chemie--, Textil- und Nahrungsmittelindustrie vom Kapitalfluss. Die Investoren nehmen aber auch Projekte in Branchen wie Gesundheitswirtschaft oder Lederverarbeitung ins Visier. Mit ihrer Clusterinitiative will die Regierung leistungsfähige Wertschöpfungsketten errichten und die Wirtschaftsentwicklung in abgelegenen Landesteilen vorantreiben.
Von den für 2021 erwarteten Direktengagements entfällt die Hälfte (3,8 Milliarden US-Dollar) auf vier Länder: China, die Türkei, Deutschland und Russland. Chinesisches Kapital fließt vorrangig in die Telekommunikationsbranche und die Modernisierung von Wasserkraftwerken. Weitere anvisierte Sparten sind die Chemie-, Textil-, Seiden- und Baustoffindustrie sowie die Ernährungswirtschaft.
Türkische Unternehmen engagieren sich insbesondere im Hochbau (Wohnungsbau, Geschäftszentren, Hotels) und der Textil-, Baustoff-, Chemie- und Lederindustrie. Sie sind außerdem beim Bau von Wärmekraftwerken sowie im Agrarsektor (einschließlich Gewächshauswirtschaft) aktiv.
Deutsche Direktinvestitionen und direkt vergebene Kredite fließen hauptsächlich in die Textil- und Baustoffindustrie, Ernährungswirtschaft und Logistik, sowie die Unternehmensförderung. Deutsche Banken eröffneten Kreditlinien für usbekische Geschäftsbanken zur Finanzierung von Projekten.
Auf deutscher Seite sind die Commerzbank AG, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die KfW Bankengruppe, die ODDO BHF-Gruppe (deutsch-französische Bankengruppe) und die VTB Bank Europe S.E. beteiligt. Sie kooperieren hierbei mit den größten usbekischen Geldinstitututen (gemessen an der Bilanzsumme), darunter O´zmilliybank, Asakabank, Sanoatqurilishbank, Aloqabank und Agrobank.
Die Aktivitäten russischer Unternehmer und Banken konzentrieren sich 2021 auf die Geschäftsfelder Gaswirtschaft (Förderung und Aufbereitung, Erschließung neuer Lagerstätten) und Erzbergbau/Hüttenwesen. Daneben treiben sie Modernisierungsprojekte in der Stromwirtschaft voran und betätigen sich in der Baustoffindustrie und der Ernährungswirtschaft (einschließlich Agrarlogistik).
Internationale Geldgeber finanzieren im Jahr 2021 vorrangig Projekte für:
Allein die Asiatische Entwicklungsbank stellt für die Umsetzung von Infrastrukturprojekten im Jahr 2021 Finanzierungshilfen in Höhe von 686 Millionen US-Dollar bereit. Die Weltbank dürfte bis zu 550 Millionen US-Dollar Kreditmittel auszahlen. Andere große Kreditgeber sind die Japanische Agentur für Internationale Zusammenarbeit (JICA; geplanter Abruf 2021: 204 Millionen US-Dollar), die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD; 154 Millionen US-Dollar) und die Islamische Entwicklungsbank (IDB; 115 Millionen US-Dollar).