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Wirtschaftsumfeld | Usbekistan | Wirtschaftsreformen

Usbekistan erfindet regionale Zusammenarbeit in Zentralasien neu

Der Reformer unter den Ländern an der Seidenstraße baut die grenzübergreifende Kooperation massiv aus. An den Landesgrenzen entstehen freie Wirtschaftszonen und Logistikzentren. 

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Die Regierung Usbekistans will sich in den kommenden Jahren deutlich stärker als bisher am internationalen Handel und der grenzüberschreitenden Kooperation beteiligen. Sie plant an ihren Landesgrenzen beträchtliche Summen zu investieren, um dort Freizonen, Logistikzentren und eine moderne Warenabfertigung aufzubauen. 

Mit diesen Aktivitäten verfolgen die zentralen Planer Usbekistans mehrere eng miteinander verbundene Ziele:

  • Förderung von Handel und Mobilität zwischen Usbekistan und seinen Nachbarn,
  • beschleunigte Erschließung neuer Absatzmärkte,
  • forcierte wirtschaftliche Entwicklung in den Grenzregionen,
  • Gewinnung von ausländischen Investoren für Engagements in Usbekistan. 

Usbekisch-kasachisches Zentrum für Handel und Kooperation wird aufgebaut

Anfang April 2021 erfolgte der offizielle Startschuss für ein ambitioniertes grenzüberschreitendes Projekt: das usbekisch-kasachische Zentrum für Handel und Wirtschaftskooperation. Es entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft des etwa 50 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Taschkent gelegenen Grenzübergangs Gisht-Kuprik/Schibek Scholy auf einem 400 Hektar großen Gelände. 

Der Grenzübergang öffnete im Herbst 1992 seine Pforten und gilt heute als einer der am stärksten frequentierten Posten an der über 2.200 Kilometer langen Staatsgrenze zwischen den beiden Ländern. Diese Pass- und Zollstelle haben im Jahr 2018 nach Angaben des Innenministeriums Usbekistans rund 10,2 Millionen Personen und 101.000 Fahrzeuge passiert.

Usbekischer Außenhandel mit den zentralasiatischen Nachbarländern (in Millionen US-Dollar)

Indikator

2017

2018

2019

2020

Exporte (Waren), insgesamt

2.108

2.523

3.152

2.968

Importe (Waren), insgesamt

1.236

2.098

2.659

2.760

Nach Ländern

  Kasachstan

    Exporte

1.058

1.352

1.393

903

    Importe

998

1.567

1.942

2.116

  Kirgisistan

    Exporte

178

270

670

757

    Importe

76

133

151

146

  Afghanistan

    Exporte

616

603

617

775

    Importe

2

2

3

2

  Turkmenistan

    Exporte

70

60

144

128

    Importe

108

243

410

399

  Tadschikistan

    Exporte

186

238

328

405

    Importe

52

153

153

97

Quelle: Staatliches Komitee für Statistik der Republik Usbekistan

Modernes Grenzmanagement erleichtert Handel

Das Projekt Handels- und Kooperationszentrum „Zentralasien“ an der usbekisch-kasachischen Grenze hat zwei Schwerpunkte. Mithilfe eines integrierten Grenzmanagements sollen die Abfertigungskapazitäten aufgestockt werden. Hinzu kommt die Errichtung eines international ausgerichteten Gewerbegebietes. Dort können Unternehmen aus beiden Ländern Vorhaben in der Kfz-Industrie, der Lebensmittelverarbeitung, der Textil- und Bekleidungsindustrie und der Logistik vorantreiben. Auch ausländische Investoren sollen einbezogen werden. 

Zurzeit laufen Vorbereitungen für das Projekt (Planung/Design, infrastrukturelle Erschließung von Grundstücken). In der ersten Phase ist vorgesehen, eine moderne Grenzinfrastruktur und ein Transport- und Logistikzentrum zu errichten. In der zweiten Etappe sind Investitionen in das Gewerbegebiet geplant, wo gemeinsame Betriebe, Handelsobjekte, Hotels und Verpflegungseinrichtungen errichtet werden sollen. Die tägliche Abfertigungskapazität des Grenzübergangs soll künftig 35.000 Personen und 5.000 Lastkraftwagen (in beide Richtungen) betragen.

Kasachstan investiert in drei Warenverteilzentren in Usbekistan

Die kasachische Regierung kündigte auch ihr Interesse an der Errichtung von drei einheitlichen Warenverteilungszentren auf dem Gebiet Usbekistans an. Diese sind für den Bedarf des Großhandels gedacht und sollen an Standorten in den Provinzen Surxondaryo (Surchandarja) und Farg´ona (Fergana) für schnelle und kostengünstige Warenlieferungen an die Abnehmer sorgen. Bei einer geplanten jährlichen Umschlagkapazität von 67.000 Tonnen Gütern sind Investitionen von etwa 23 Millionen US-Dollar (US$) erforderlich. 

Freizone Termiz an der afghanischen Grenze sendet positive Signale

Nicht nur im Norden Usbekistan, sondern auch im Süden des Landes an der Grenze zu Afghanistan (Grenzort Hairatan) wird zunehmend an der grenzüberschreitenden Kooperation gearbeitet. In Termiz, der Hauptstadt der Provinz Surxondaryo, wird der Aufbau eines internationalen Handelszentrums vorbereitet.

Das Zentrum entsteht auf dem Gelände der noch jungen freien Wirtschaftszone Termiz. Investoren genießen in dem Gewerbegebiet steuerliche und anderen Vorzugsbedingungen. Wie lange ein Unternehmen von der Gewinnsteuer befreit wird, hängt vom Investitionsvolumen ab: Die Spannweite reicht von drei Jahren (Anlagebetrag ab 300.000 US$) bis zu zehn Jahren (mehr als 10 Millionen US$).

Neben Logistikkapazitäten entstehen in dem Zentrum Büros, Hotels und Handelseinrichtungen. Außerdem ist eine moderne Warenverzollung nach dem Single-Window-Prinzip geplant. Bürger aus Afghanistan und anderen Staaten, mit denen es keine Vereinbarungen über eine visafreie Einreise gibt, sollen sich künftig bis zu zehn Tage ohne jegliche Registrierung in dem Handelszentrum aufhalten können.

Für die infrastrukturelle Erschließung des Geländes und den Bau von Verwaltungsgebäuden hat die regionale Verwaltung 20 Millionen US$ bereitgestellt. Eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Direktion und der Provinzverwaltung von Surxondaryo erstellt gegenwärtig ein Konzept für die Entwicklung des Handelszentrums. Des Weiteren ist die Arbeitsgruppe darum bemüht, Investoren zu gewinnen. 

Kirgisistan und Turkmenistan werden in regionale Kooperation eingebunden

Die usbekische Reformagenda sieht auch die Errichtung von Grenzzonen für den Freihandel mit den Nachbarländern Kirgisistan und Turkmenistan vor. Als potenzielle Standorte kommen die Landkreise Xoʻjaobod(Chodschaabad) in der Provinz Andijon (Andischan) an der Grenze zu Kirgisistan und Kungrad in der Autonomen Republik Qoraqalpog´iston (Karkalpakstan) an der Grenze zu Turkmenistan infrage. 

Der bisher noch wenig entwickelte Grenzhandel soll von folgenden Verbesserungen profitieren:

  • Ausbau von Kapazitäten für die Warenlagerung und -abfertigung, 
  • Zollbefreiung für alle in die Zone gelieferten und wieder ausgeführten Waren,
  • vereinfachte Modalitäten für die Einreise und den Aufenthalt in der Handelszone (visafreie Einreise und registrierungsfreier Aufenthalt von bis zu fünf Tage für kirgisische und turkmenische Bürger)

Beide Projekte befinden sich gegenwärtig noch in einer frühen Vorbereitungsphase.  

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