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Wirtschaftsumfeld | Oman | Konjunktur

Corona auf dem Rückzug, Wirtschaft erholt sich

Oman meldet stark gesunkene Neuinfektionen. Die Wirtschaftsdaten für 2020 wurden nach oben korrigiert. Der Öl- und Gassektor wächst wieder. Das Projektgeschäft ist geschrumpft.

Von Robert Espey | Dubai

Nach offiziellen Angaben sind die Covid-19-Neuinfektionen auf ein sehr niedriges Niveau gesunken. Zum 30. September 2021 lag die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner bei etwa 5 (Bevölkerung: 4,4 Millionen). Die Inzidenzwerte hatten in der zweiten Junihälfte 2021 mit über 300 einen neuen Höchststand erreicht. Im Verlauf des Monats Juli kam es zu einem starken Rückgang auf 70, Ende August waren es nur noch 16.

Die coronabedingten Einschränkungen für das öffentliche Leben und die Wirtschaft sind angesichts der niedrigen Infektionszahlen stark gelockert worden. Seit September 2021 ist aber in öffentlichen Gebäuden, Geschäften und der Gastronomie grundsätzlich der Nachweis eines vollen Impfschutzes notwendig. Dieser Nachweis ist in der omanischen "Tarassud+"-App hochzuladen. Zudem besteht weiterhin eine allgemeine Verpflichtung zum Tragen von Masken und zur Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln.

Vier Impfstoffe sind in Oman zugelassen (BioNTech/Pfizer, AstraZeneca, Sputnik V, Sinovac). Nach einem sehr zähen Start hat sich die Impfkampagne seit Juni 2021 stark beschleunigt. Ende September waren fast 5 Millionen Dosen verabreicht, etwa 42 Prozent der Bevölkerung dürften über einen vollen Impfschutz verfügen. Es werden vor allem die Vakzine von BioNTech/Pfizer und AstraZeneca eingesetzt.

Einreise mit vollem Impfschutz und PCR-Test

Für Ausländer ohne Aufenthaltstitel (Non-residents) ist mit vollem Impfschutz und aktuellem PCR-Test eine Einreise wieder möglich, ein entsprechendes Visum vorausgesetzt. Wer keinen PCR-Test vorlegen kann, muss sich bei der Einreise testen lassen, erhält zur Überwachung ein Tracking-Armband und hat sich bis zur Vorlage des Testresultats auf eigene Kosten in institutionelle Quarantäne zu begeben. Für Einreisende aus Iran und Irak ist eine Quarantäne verpflichtend.

Oman erkennt Impfungen mit folgenden Vakzinen an: BioNTech/Pfizer, AstraZeneca, Johnson & Johnson, Sinovac, Moderna, Sputnik V und Sinopharm. Die bei allen Impfstoffen (Ausnahme: Johnson & Johnson) für einen vollen Schutz notwendige Zweitimpfung muss mindestens 14 Tage zurückliegen. Ausländische Impfzertifikate werden nur anerkannt, wenn die Bescheinigung mit einem QR-Code versehen ist.

Wirtschaft kommt überraschend stabil durch die Coronakrise

Ein im September 2021 vom Internationalen Währungsfonds (IWF) veröffentlichter Bericht (Article IV Consultation) weist für 2020 eine reale (preisbereinigte) Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von lediglich 2,8 Prozent aus. Im Frühjahr lag die IWF-Schätzung bei einem Minus von 6,4 Prozent.

Die Economist Intelligence Unit (EIU) hatte noch im Juni 2021 für 2020 einen BIP-Rückgang um 6,2 Prozent ausgewiesen und korrigierte dann im Juli auf ebenfalls ein Minus von 2,8 Prozent. Die Weltbank hat eine entsprechende Änderung bislang nicht vorgenommen. In dem im August 2021 vorgelegten Gulf Economic Update wird für Oman unverändert mit -6,3 Prozent kalkuliert.

Das omanische Statistikamt hat zwar noch keine Daten zum realen BIP 2020 präsentiert, aber die Angaben zur nominalen BIP-Entwicklung deutlich nach oben korrigiert. Im April 2021 wurde für 2020 ein Rückgang um 15,3 Prozent angegeben, mittlerweile ist es lediglich ein Minus von 4,5 Prozent. Für den Öl- und Gassektor wurde von zunächst -23,4 Prozent auf -26,9 Prozent nach unten korrigiert. Aber in der Nichtölwirtschaft soll es den modifizierten Daten zufolge 2020 ein Plus von 6,8 Prozent gegeben haben, was den meisten Beobachtern wenig plausibel erscheint.

Im 1. Halbjahr 2021 hat das BIP nominal um 10,1 Prozent zugelegt, so das Statistikamt. Für den Öl- und Gassektor wird eine Zunahme von 8,7 Prozent angegeben, dies ist vor allem auf die Erholung der Ölpreise zurückzuführen. Für den Nichtölsektor wird eine Verbesserung um 11,1 Prozent gemeldet.

Die aktuellen Prognosen für die reale BIP-Entwicklung 2021 gehen von einem moderaten Anstieg aus. Der IWF und die Weltbank prognostizieren 2,5 Prozent, die EIU rechnet mit 1,7 Prozent.

Öl- und Gassektor wächst stärker als Gesamtwirtschaft

Der IWF erwartet 2021 im omanischen Öl- und Gassektor einen realen Anstieg um 3,5 Prozent, in der Nichtölwirtschaft um magere 1,5 Prozent. Auch in den nächsten beiden Jahren soll das reale Wachstum im Öl- und Gassektor höher ausfallen als im Rest der Wirtschaft. Für den Öl- und Gassektor wird 2022 mit 3,6 Prozent und 2023 mit 6 Prozent Wachstum gerechnet. Im Nichtölsektor soll das Wachstum 2,3 Prozent beziehungsweise 2,4 Prozent betragen.

In den ersten acht Monaten 2021 ist Omans gesamte Ölproduktion um 0,3 Prozent auf 0,96 Millionen bpd (barrel per day) geschrumpft. Davon entfielen 0,74 Millionen bpd auf Rohöl und 0,22 Millionen bpd auf Kondensate. Die in der OPEC+-Gruppe ausgehandelte schrittweise Erhöhung der Rohölproduktion erlaubt Oman im September 2021 eine Rohölförderung von 0,78 Millionen bpd. Im August hat Oman mit 0,76 Millionen bpd weniger als die zulässige Quote von 0,77 Millionen bpd gefördert.

Sollte Oman von September bis Dezember 2021 durchschnittlich 0,77 Millionen bpd fördern, würde im Gesamtjahr die Rohölproduktion gegenüber 2020 um 1,5 Prozent fallen. Kräftiges Wachstum ist aber beim Kondensataufkommen zu verzeichnen. Dies könnte 2021 zu einem Anstieg der gesamten Ölproduktion führen. Positiv entwickelte sich auch die Gasförderung. In den ersten acht Monaten 2021 erhöhte sich der Gasausstoß um fast 11 Prozent.

Projektvergabe ist rückläufig

Nach Angaben der MEED-Projektdatenbank lag in Oman die Projektvergabe in den ersten neun Monaten 2021 mit 3,5 Milliarden US-Dollar (US$) um mehr als 19 Prozent unter dem Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Auf Öl- und Gasvorhaben entfielen 2,9 Milliarden US$. Der größte Auftrag war eine Ölraffinerie der in Hongkong ansässigen Yanchang Petroleum International für 1,9 Milliarden US$. Der Bauauftrag ging an das Tochterunternehmen Beijing Petrochemical Engineering Company. Kanadas Genoil und die staatliche omanische Ras Madrakah Petroleum Industry Company sind am Vorhaben beteiligt.

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