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Wirtschaftsausblick | Dänemark

Moderates Wachstum - Pharma sei Dank

Die Pharmaindustrie hat im Jahr 2023 die durchwachsene dänische Wirtschaftsleistung gestärkt. Trotz schwieriger globaler Rahmenbedingungen gibt es auch für 2024 Grund zur Hoffnung.

Von Judith Illerhaus | Stockholm

Wirtschaftsentwicklung: Dänemark trotzt der internationalen Flaute

Dänemark bleibt von der international schwierigen konjunkturellen Lage nicht unberührt. Hohe Energiepreise und geopolitische Zustände haben auch Deutschlands nördlichen Nachbarn mit hohen Inflationsraten und steigenden Zinsen konfrontiert und das Wirtschaftswachstum gedämpft. Inzwischen ist die Inflation weitgehend eingedämmt, sie liegt derzeit bei etwa 3,6 Prozent. 

Die dänische Pharmaindustrie stützt die Wirtschaftsentwicklung des skandinavischen Landes. Laut dänischem Statistikamt Dansk Statistik ist die Bruttowertschöpfung der Branche in den ersten drei Quartalen 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwa 50 Prozent gestiegen. Sie trug damit erheblich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. In den ersten drei Quartalen 2023 stieg die Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent – ohne den Beitrag der Pharmaindustrie wäre sie um 0,5 Prozent zurückgegangen.

Der dänische Wirtschaftsrat geht in seiner Herbstprognose von einem zukünftig etwas geringeren Beitrag der pharmazeutischen Industrie aus. Allerdings wird die Wiedereröffnung des Gasfeldes Tyra in der Nordsee dem BIP einen positiven Schub geben.

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Erhöhte Zinsen bremsen Investitionen aus

Nach wie vor sorgen hohe Zinssätze für ein gedämpftes Investitionsumfeld. Laut der EU-Kommission wird es aufgrund eines verlangsamten BIP-Wachstums zu einer nachlassenden Kapazitätsauslastung kommen. Diese Einschätzung deckt sich mit der Analyse des nationalen Statistikamts, das zwar auf steigende Bruttoanlageinvestitionen im 3. Quartal 2023 verweist. Diese seien jedoch insbesondere auf Investitionen in Transportmittel und geistiges Eigentum zurückzuführen. Noch verweist Dansk Statistik auf einen anhaltenden Rückgang der Wohnungsbauinvestitionen. Aber spätestens 2025 sollte sich auch diese Branche wieder dynamischer entwickeln.

Der zuletzt kontinuierlich gesunkene private Verbrauch soll sich im Laufe des kommenden Jahres allmählich erholen. Die Europäische Kommission rechnet mit einem steigenden Verbrauch von 1,3 Prozent im Jahr 2024. Höhere Nominallöhne und ein geringerer Inflationsdruck sorgen für steigende real verfügbare Einkommen der Haushalte.

Deutlicher Anstieg des Außenhandels

Seit 2020 steigen sowohl die Ein- als auch die Ausfuhren Dänemarks, wobei sich der Handelsüberschuss kontinuierlich verringert hat, auf zuletzt etwa 3 Milliarden Euro. Das nationale Statistikamt verweist auf große Anteile von Gas sowohl an den Im- als auch den Exporten, die zu den gesteigerten Raten in Höhe von 11,3 Prozent und 5,1 Prozent im 3. Quartal 2023 führten. 

Das Beratungsunternehmen Fitch Solutions schreibt Dänemark eine solide Außenwirtschaft zu, dank einer überschaubaren Auslandsverschuldung und einer deutlich positiven Bestandsstatistik der Direktinvestitionen.

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Top-Thema: Novo Nordisk poliert die dänische Bilanz

Das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk ist kein Neuling am Markt. Doch der derzeitige Erfolg des Diabetesmittelherstellers fußt auf zwei seiner Produkte: Wegovy und Ozempic. Beide Erzeugnisse werden insbesondere in den USA zur Behandlung von starkem Übergewicht genutzt und haben das Unternehmen nun wortwörtlich milliardenschwer gemacht. Der Unternehmenswert liegt umgerechnet bei mehr als 400 Milliarden Euro und übersteigt damit das gesamte BIP Dänemarks, das aktuell etwa 376 Milliarden Euro beträgt. Damit ist Novo Nordisk Dänemarks teuerstes Unternehmen.

Als Konsequenz des Erfolgs hat Novo Nordisk im November 2023 mit der Erweiterung seines Produktionswerks in Kalundborg begonnen. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf rund 5,6 Milliarden Euro. Regionale Spillover-Effekte werden sich für die Beschäftigungsquote, Lohnentwicklung und Kaufkraft sowie die Immobilienpreise ergeben.

Die makroökonomischen Auswirkungen nicht nur dieses Unternehmens, sondern einer ganzen Branche, haben Dänemark durch konjunkturell schwierige Zeiten geholfen und maßgeblich zu einem moderaten Wachstum beigetragen. Dies bestätigt der Dänische Wirtschaftsrat in seiner aktuellen Herbstprognose vom November 2023. Das dänische Wirtschaftsministerium will im kommenden Jahr die nationale Life Science-Strategie aktualisieren.

Deutsche Perspektive: Energie als verbindende Branche

Deutschland und Dänemark verbindet eine ungebrochene starke Kooperation – auch in diesem Jahr war Deutschland wieder mit großem Abstand dänischer Handelspartner Nr. 1.

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Dass Dänemark eine gute Anlaufstelle für Klimafragen ist, bestätigte erst kürzlich die Spitzenplatzierung beim Climate Change Performance Index, bekannt gegeben während der COP28 in Dubai. Etwa zeitgleich bescheinigte die Internationale Energieagentur Dänemark eine Vorreiterrolle im Hinblick auf die Dekarbonisierung. Insbesondere in den Bereichen Elektrizität mit Offshore-Windenergie, Biomethan, Fernwärme und der Entwicklung der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) diene Dänemark vielen Ländern als Vorbild.

So soll sich auch die Zusammenarbeit mit Deutschland weiter intensivieren: Erst kürzlich haben deutsche und dänische Unternehmen ein Abkommen zu grünem Wasserstoff getroffen. Von deutscher Seite sicherten sich unter anderem ThyssenKrupp, BASF, Stadtwerke Flensburg und Uniper den Zugang. Außerdem haben die dänische Energinet und die deutsche 50Hertz das Ausschreibungsverfahren für das gemeinsame Projekt Energie-Insel Bornholm gestartet. Von hier aus sollen mindestens 3 Gigawatt Ökostrom an dänische und deutsche Verbraucher geliefert werden.

Die hier ansässigen energieintensiven Industrien, darunter die Baustoff-, Chemie-, Glas-, Nichteisenmetall-, Papier- und Stahlindustrie, arbeiten derzeit aktiv an einer nachhaltigen, sicheren und wettbewerbsfähigen Energieversorgung in Form von grünem Wasserstoff. In diesem Kontext wird Dänemark als deutscher Partner bei der Belieferung dieses Energieträgers eine entscheidende Rolle spielen.

Andreas Wenzel Geschäftsführer, Deutsch-Dänische Handelskammer (AHK), Kopenhagen

Die dänische Energieagentur hat zudem verkündet, dass noch vor Ablauf des Jahres die Antragsrunde für die Genehmigung von Forschungslizenzen mit Blick auf Onshore-CCS geöffnet werden soll. Ebenfalls interessant für deutsche Unternehmen dürfte die Ausschreibung zum Ausbau der Bahnhofsstation Kopenhagen Flughafen in Höhe von rund 27 Millionen Euro sein. Stichtag ist der 5. Januar 2024.

Weitere Informationen zu Dänemark erhalten Sie auf der GTAI-Länderseite.

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