Deutsch-griechischer Handel leidet unter Coronakrise

Die gesamten griechischen Einfuhren aus Deutschland gingen um 2,4 Prozent zurück, genauso wie die Importe aus Italien (-8,8 Prozent) und China (-7,8 Prozent).

Mit der Unterstützung aus den europäischen Fördermitteln wächst die Hoffnung, dass sich die Wirtschaft schnell erholt und die gesamten Importe wieder ansteigen.

Einfuhr deutscher Medizinprodukte legte zu

Coronabedingt stieg im Jahr 2020 die Nachfrage nach Pharmaprodukten aus Deutschland um 6,2 Prozent. Organische Chemikalien verzeichneten sogar ein Plus von fast 40 Prozent. Auch die deutschen Lieferanten von Medizintechnik profitierten von der Coronakrise: Der Ausbau des griechischen Gesundheitssystems führte zu einer Importsteigerung von rund 6,5 Prozent. Die Lieferungen von Therapie- und Beatmungsgeräten legten um knapp die Hälfte zu. Auch die Importe von elektronischen Diagnosegeräten wuchsen um fast ein Drittel. Außerdem wurde etwa ein Fünftel mehr Sterilisatoren importiert. Dieser Trend wird sich auch 2021 fortsetzen. Die Ausbaupläne griechischer Krankenhäuser werden diese Importe auch in den nächsten Jahren begünstigen.

Auf Griechenlands Straßen rollen weniger deutsche Kfz

Ganz anders ist die Lage bei Kfz-Importen. Im Jahr 2020 fielen die Autolieferungen aus Deutschland coronabedingt um etwa 10 Prozent unter das Vorjahresniveau. Allein im April brachen sie um 85 Prozent ein. Obwohl später im Jahr eine Besserung eintrat, reichte diese nicht aus, um das Minus auszugleichen. Ein Drittel aller Autos stammen aus Deutschland. Die Entwicklung auf dem Kfz-Markt hängt weitgehend vom Tourismus ab. Die Erneuerung der Flotten der Autovermietungen sowie die Fördermittel für Elektroautos kurbeln die Nachfrage an.

Während die Lieferungen von Maschinen und elektrischer Geräte aus Deutschland um 8,8 Prozent zurückgingen, nahmen diese Importe aus China knapp um die Hälfte zu.

Die Umstellung auf Homeoffice und die Einführung digitaler Lösungen in Unternehmen trieben die griechischen Importe von Büro- und Datenverarbeitungstechnik in die Höhe: Im Jahr 2020 legten sie um fast ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr zu. Sobald der Arbeitsalltag wieder vermehrt präsent stattfindet, dürfte dieser Trend nachlassen.

China-Produkte sind gefragt

Deutschland ist das wichtigste Lieferland Griechenlands. China schaffte es im Jahr 2020 auf den dritten Platz der Importstatistik und wird weiterhin ein wichtiger Konkurrent Deutschlands bleiben. Aufgrund ihrer niedrigeren Preise sind besonders  chinesische Maschinen gefragt. Während die Volksrepublik im Jahr 2019 vorrangig Bekleidung nach Griechenland lieferte, waren es im Coronajahr 2020 Büro- und Datenverarbeitungstechnik sowie elektrische Maschinen. Insgesamt nahmen die Importe aus China jedoch um 7,8 Prozent ab.

Exportschlager Pharmazeutika

Die griechische Pharmaindustrie profitierte von der Coronakrise und der hohen Nachfrage aus dem Ausland. Die Exporte stiegen im Jahr 2020 um fast die Hälfte. Besonders die Lieferungen nach Frankreich und Japan, die um rund 130 beziehungsweise 4.090 Prozent zulegten, stechen hervor. Obwohl Pharmaprodukte die zweitwichtigste Exportkategorie im deutsch-griechischen Handel sind, gingen die griechischen Lieferungen um rund 3,6 Prozent zurück. Weitere wichtige Abnehmer waren das Vereinigte Königreich, Spanien und Zypern. 

Die nächsten 4 Jahre sind Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro in die Produktion sowie in Forschung und Entwicklung der pharmazeutischen Branche geplant. Solange die Pandemie anhält, wird auch die verstärkte Nachfrage aus dem Ausland anhalten.

Deutsche konsumieren mehr griechisches Gemüse und Früchte

In Deutschland erhöhte sich 2020 die Nachfrage nach griechischem Obst und Gemüse. Auch Milchprodukte, Eier und Olivenöl wurden stärker nachgefragt. Die griechischen Lieferungen von Fetten und Ölen nach Deutschland stiegen um rund ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr. Die gesamten griechischen Lebensmittelexporte legten um rund 7 Prozent zu. 

Fördermittel aus dem europäischen Wiederaufbaufonds und dem Partnerschaftsprogramm 2021 bis 2027 sollen in den nächsten Jahren der Agrarwirtschaft zugute kommen. Der Ausbau sowie die Modernisierung des Agrarsektors und der Lebensmittelindustrie sind geplant, um die Ausfuhren zu fördern.

Exporte von Erdölprodukten sanken um 40 Prozent

Der Einbruch des gesamten griechischen Exports ist vorrangig auf um 40 Prozent gesunkenen Ausfuhren von Erdölprodukten zurückzuführen. Der Einsturz liegt nicht nur an der geringeren Nachfrage, sondern auch an den im Laufe des Jahres 2020 gefallenen Erdölpreisen. 

Italien ist der wichtigste Abnehmer Griechenlands. Etwa 10,6 Prozent der griechischen Lieferungen landeten 2020 im Nachbarland, wenngleich sie im Vorjahresvergleich um 11,5 Prozent zurückgegangen sind. Deutschland nimmt den zweiten Platz mit einem Anteil von 7,8 Prozent ein, gefolgt von Frankreich, Zypern und Bulgarien.

Einnahmen im Tourismus und im Transportsektor gehen zurück

Für gewöhnlich verzeichnet Griechenland dank Tourismus und Schifffahrt einen Überschuss in der Leistungsbilanz. Im Jahr 2020 schrumpfte der Saldo aufgrund der geringeren Einnahmen aus dem Tourismus und aus dem Flugtransport um zwei Drittel, so die griechische Zentralbank. 

Die Aussichten für 2021 sind gut: Die Eindämmung der Pandemie wird das Reisen begünstigen. Die Ankurbelung der Weltwirtschaft, auch dank der großzügigen staatlichen Förderprogramme wie beispielsweise in der Europäischen Union und in den USA, wird auch die Schifffahrt wieder antreiben.