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Wirtschaftsumfeld l Tschechische Republik l Außenhandel

Deutsch-Tschechischer Warenaustausch erholt sich

Nach dem pandemiebedingten Rückgang 2020 legte der bilaterale Handel im 1. Halbjahr 2021 zu. Exporte und Importe waren auch größer als im Vergleichszeitraum 2019.

Von Miriam Neubert | Prag

Vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus am 8. und 9. Oktober 2021 ist die tschechische Volkswirtschaft weiter im Aufwind. Als sehr offenes und exportorientiertes Land, dessen Außenhandelsvolumen über 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht, kommt es für Tschechien viel auf externe Entwicklungen an.

Das Anziehen der Auslandsnachfrage - und damit der Exporte - im 2. Halbjahr 2020 war der Startschuss für die wirtschaftliche Erholung gewesen. Nach dem Ende des Lockdowns im Frühjahr 2021 nahm auch der Verbrauch der Haushalte wieder zu, lebte die Investitionsaktivität auf. Das förderte die Dynamik der Einfuhren.

Industrie fast auf Vorcorona-Niveau

Die Industrie, in der sich viele Niederlassungen deutscher Unternehmen finden, hat im 1. Halbjahr 2021 weiter Boden gut gemacht. Ihre Produktion lag nach Angaben des Tschechischen Statistikamts nur noch um 0,5 Prozent unter dem Vergleichswert 2019, in dem das bisher beste Ergebnis erzielt worden war. Obwohl sich die früheren Gewissheiten in den Lieferketten verloren haben, der Halbleiter- und Materialmangel die Unternehmen immer wieder bremst und viele halbfertige Autos auf Lager stehen, stieg die Auslastung im verarbeitenden Gewerbe Anfang des 3. Quartals 2021 auf 88 Prozent.

Geht es nach den Stimmungsindikatoren im September, entwickelte sich die Auftragslage im In- und Ausland solide. Probleme bereiten die erratische Liefersituation und der im Aufschwung wieder spürbare Arbeitskräftemangel. Das beeinträchtigt die Dynamik im 2. Halbjahr.

Zentralbank erhöht Leitzinsen auf 1,5 Prozent 

Auch die Teuerungen bei Rohstoffen, Vorerzeugnissen, Teilen, Energie und Löhnen belasten. Wegen des Inflationsdrucks hat die Tschechische Notenbank Ende September den Leitzins bereits zum dritten Mal 2021 angehoben und dies sehr nachdrücklich um 0,75 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent.  

Einfuhren und Ausfuhren nehmen zu

Trotz dieser Schwierigkeiten erholten sich Ausfuhren und Einfuhren im 1. Halbjahr 2021 - und das nicht nur gegenüber dem historischen Rückgang im Vorjahr, sondern auch dem Zeitraum vor der Pandemie. Laut der Methodik von Eurostat exportierte Tschechien weltweit Waren im Wert von nominal 95,8 Milliarden Euro. Das entsprach einem Plus von nominal 23,9 Prozent gegenüber 2020 und von 7,8 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2019.

Tschechiens Warenimporte beliefen sich im 1. Halbjahr 2021 im Zuge der anspringenden Binnennachfrage auf 86,4 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen sie um 22 Prozent und gegenüber 2019 um 9,3 Prozent. Auf beiden Seiten war die Dynamik besonders hoch bei elektrischen Ausrüstungen, chemischen Erzeugnissen, Arzneimitteln, Pkw, Computern, Gummi- und Kunststoffwaren.

Dabei waren die Zuwächse nicht allein den höheren Preisen geschuldet. Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung zeigt den Warenaußenhandel auch real (in den Preisen von 2015) auf höherem Niveau als 2019. 

Warenhandel mit Deutschland sank 2020 um 5,6 Prozent  

Für Tschechien ist Deutschland im Warenaußenhandel der mit Abstand wichtigste Partner - bei Import wie Export. Für Deutschland steht Tschechien laut Destatis als Handelspartner auf Rang 10 und damit vor Ländern wie Belgien, Spanien, Russland oder Japan. Es ist die Tschechische Republik, die im Handel mit Deutschland einen hohen Überschuss erzielt.

An diesem grundsätzlichen Beziehungsgefüge hat sich trotz des Schocks durch Corona auch 2020 nichts geändert. Gelitten aber hat der gemeinsame Handel, wenn auch weniger stark als zunächst befürchtet. Geht es nach vorläufigen Zahlen von Eurostat, ist der Wert des gemeinsamen Warenaustauschs 2020 nominal um 5,6 Prozent auf 96,8 Milliarden Euro gesunken. Doch überstieg er im 1. Halbjahr 2021 nicht nur den Vorjahreszeitraum um fast ein Viertel, sondern auch den des 1. Halbjahrs 2019 um 9 Prozent. 

Wichtigste Partner im tschechischen Import (in Milliarden Euro, Veränderung gegenüber Vorjahresperiode in Prozent)

Land

2020

Veränderung*)

1. Halbjahr 2021

Veränderung*)

Import insgesamt, davon

149,6

-6,5

86,4

22,0

  Deutschland

41,9

-8,5

24,7

24,7

  China

16,8

13,5

9,0

21,8

  Polen

13,2

-8,4

7,9

27,5

  Niederlande

10,0

1,1

5,5

12,9

  Slowakei

7,8

-10,8

4,7

31,0

  Italien

5,8

-7,5

3,5

28,0

  Österreich

5,5

-8,3

3,2

23,8

  Frankreich

4,6

-7,7

2,5

13,1

  Ungarn

4,2

-4,7

2,4

22,3

*) Veränderung in Prozent vor Aufrunden der AngabenQuelle: Eurostat

Wichtigste Partner im tschechischen Export (in Milliarden Euro, Veränderung gegenüber Vorjahresperiode in Prozent)

Land

2020

Veränderung*)

1. Halbjahr 2021

Veränderung*)

Export insgesamt, davon

167,6

-5,8

95,8

23,9

  Deutschland

54,9

-3,4

31,1

24,9

  Slowakei

12,8

-5,3

7,2

22,4

  Polen

10,5

-2,8

6,4

35,9

  Frankreich

7,9

-14,0

4,7

32,4

  Österreich

7,0

-8,8

4,2

27,4

  Italien

6,5

-4,7

3,8

20,8

  Vereinigtes Königreich

6,8

-15,4

3,7

17,2

  Niederlande

6,9

1,7

3,5

2,3

  Ungarn

5,6

-4,4

3,3

30,3

  Spanien

4,2

-27,0

2,6

35,9

*) Veränderung in Prozent vor Aufrunden der AngabenQuelle: Eurostat

Weiterhin wichtigster deutscher Kfz-Teilelieferant

Die Struktur der Warenbezüge hat sich nicht wesentlich verändert. Trotz des Rückgangs um ein Zehntel blieben auch 2020 die vom Wert her wichtigsten Güter am deutsch-tschechischen Handelsumsatz Kraftfahrzeuge und Teile der Kategorie SITC 78 (15,5 Milliarden Euro).

Dabei entwickelte sich der Handel mit Pkw positiv, während der Einbruch bei den Kfz-Teilen 16 Prozent ausmachte. Seit Jahren importiert Deutschland aus keinem anderen Land einen so hohen Wert an Kfz-Teilen wie aus Tschechien. Im bilateralen Warenaustausch folgen das Segment Elektronik (14,6 Milliarden Euro), Vorerzeugnisse (14,2 Milliarden Euro), verschiedene Fertigwaren (13,8 Milliarden Euro), Maschinen (13,4 Milliarden Euro) und Elektrotechnik (10,6 Milliarden Euro).

Entwicklung tschechischer Einfuhren aus Deutschland in den wichtigsten Warengruppen (in Milliarden Euro, nominale Veränderung gegenüber Vorjahresperiode in Prozent)

SITC

2020

Veränderung*)

1. Halbjahr 2021

Veränderung*)

Insgesamt, davon

41,9

-8,5

24,7

24,7

  Vorerzeugnisse (6)

6,7

-15,8

4,1

26,6

  Maschinen (70 bis 74)

6,8

-4,8

3,9

22,4

  Elektrotechnik (77 minus 776)

4,5

-3,7

3,1

54,2

  Fertigerzeugnisse (8)

5,2

-8,6

2,8

16,2

  Chemische Erzeugnisse (5 minus 54)

4,0

-3,2

2,6

34,6

  Sonstige Kfz und Kfz-Teile (78 minus 781)

4,0

-19,8

2,4

29,6

  Elektronik (75, 76, 776)

4,1

6,0

2,0

-6,4

  Nahrungsmittel und Getränke (0 bis 1)

2,2

1,7

1,2

4,8

  Pkw (781)

1,0

-6,2

0,7

89,6

*) Veränderung in Prozent vor Aufrunden der AngabenQuelle: Eurostat

Die tschechischen Einfuhren aus Deutschland sind 2020 um 8,5 Prozent und damit circa 2 Prozentpunkte stärker zurückgegangen als im Durchschnitt. Doch war die Erholung im 1. Halbjahr 2021 gegenüber 2020 dafür mit 24,7 Prozent um gut 2 Prozentpunkte stärker.

Höhere Werte als vor Corona importierte Tschechien aus Deutschland in den ersten sechs Monaten nicht nur bei Datenverarbeitungsgeräten, Nahrungsmitteln, organischen Chemikalien, Arzneimitteln und Kraftmaschinen - all jene Segmente, die bereits 2020 unter Corona positiv abgeschnitten hatten. Hinzu kamen mit zweistelligem Auftrieb Pkw, chemische Erzeugnisse insgesamt und elektrische Ausrüstungen. Positiv entwickelte sich gegenüber 2019 auch die Einfuhr von Gummi- und Kunststoffwaren, Industriemaschinen für allgemeine Zwecke oder Metallerzeugnisse.

Noch fast ein Zehntel unter dem Vorcorona-Niveau aber spielte sich die Einfuhr von Kfz-Teilen ab. Bei den Metallbearbeitungsmaschinen war es gut ein Drittel weniger, bei den anderen Transportmitteln ein Fünftel.

Entwicklung tschechischer Ausfuhren nach Deutschland in den wichtigsten Warengruppen (in Milliarden Euro, nominale Veränderung gegenüber Vorjahresperiode in Prozent)

SITC

2020

Veränderung*)

1. Halbjahr 2021

Veränderung*)

Insgesamt, davon

54,9

-3,4

31,1

24,9

  Elektronik (75, 76, 776)

10,5

8,6

5,5

29,2

  Vorerzeugnisse (6)

7,5

-4,6

4,5

20,7

  Fertigerzeugnisse (8)

7,6

-5,3

4,0

17,6

  Maschinen (70 bis 74)

6,6

-11,0

3,9

23,0

  Elektrotechnik (77 minus 776)

6,1

-1,5

3,7

35,6

  Sonstige Kfz und Kfz-Teile (78 minus 781)

5,1

-16,9

3,0

32,2

  Pkw (781)

5,3

6,0

2,6

11,3

  Chemische Erzeugnisse (5 minus 54)

1,7

-3,0

1,2

36,0

  Nahrungsmittel und Getränke (0 bis 1)

1,7

24,1

0,9

9,5

*) Veränderung in Prozent vor Aufrunden der AngabenQuelle: Eurostat

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