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Wirtschaftsumfeld | Afrika | Außenhandel

Deutscher Afrikahandel tritt auf der Stelle

Die deutschen Exporte nach Afrika stagnierten im letzten Jahrzehnt. Besonders wenig präsent sind deutsche Firmen in den vielen Märkten jenseits von Nord- und Südafrika.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Nach ganz Afrika lieferten Exporteure aus Deutschland 2020 weniger als nach Ungarn, zeigen die Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat. Der Absatz stagnierte im letzten Jahrzehnt in absoluten Zahlen. Relativ hat die Bedeutung Afrikas als Exportmarkt für Deutschland in dieser Zeit sogar etwas abgenommen. Obwohl der Anteil Afrikas an der Gesamtbevölkerung der Welt von 14,9 Prozent auf 17,2 Prozent zunahm.

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Afrika ohne den Norden und den Süden …

Die geringen Exportumsätze mit Afrika konzentrieren sich zudem auf einige wenige Länder, zuvorderst auf Südafrika. Ins Land am Kap alleine gingen in den letzten fünf Jahren durchschnittlich 37 Prozent aller Afrika-Exporte. Weitere 44 Prozent gelangten in die Mittelmeeranrainerstaaten Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Ägypten. Der große Rest des Kontinents nimmt damit nicht einmal ein Fünftel der deutschen Afrika-Ausfuhren auf. Anders ausgedrückt: Die fast 50 Subsahara-Staaten ohne Südafrika kauften zusammen weniger in Deutschland ein als Bulgarien und kaum mehr als Indonesien.

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… bleibt für Deutschland ein Mini-Markt

Bei der Präsenz in diesen vielen kleinen Subsahara-Märkten gab es mit Blick auf die deutsche Konkurrenz aus anderen Staaten der Europäischen Union starke Verschiebungen. Ähnlich wie die deutschen Lieferungen entwickelten sich in den letzten Jahren, je nach Basisjahr, die Exporte aus Italien, dem Vereinigten Königreich oder auch Spanien. Auffallend ist der Bedeutungsverlust Frankreich, lange Jahre der größte EU-Exporteur in Afrika ohne die Länder im extremen Süden und Norden. War Frankreich vor 20 Jahren dort noch mit Abstand größter europäischer Lieferant, so lag Made in France zuletzt nur noch auf dem dritten Rang.

Hohe Zuwachsraten verzeichneten hingegen die Niederlande und Belgien/Luxemburg, die laut Eurostat 2020 die größten EU-Lieferländer für Subsahara-Afrika ohne Südafrika waren. Große europäische Unternehmen versenden möglicherweise mehr Waren über die Benelux-Staaten, weil dies steuerliche Vorteile bringt und im europäischen Binnenmarkt auch recht problemlos machbar ist. Dies wäre eine Art Parallele zum "Rotterdam-Effekt": Der ergibt sich in manchen Fällen, wenn eine französische Chemielieferung über Antwerpen oder eine deutsche Maschine über Rotterdam verschifft wird.

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Von der Warenstruktur her entsprechen die deutschen Umsätze mit Kunden in Afrika weitgehend dem Portfolio der deutschen Anbieter auf dem Weltmarkt: Gut die Hälfte der Lieferungen bestehen aus Maschinen und Fahrzeugen (Kapitel 7 in der Standard International Trade Classification/SITC).

Deutsche Nahrungsmittel relativ stark gefragt

Beim Blick auf die kleinen Subsahara-Märkte fällt der hohe Anteil der Nahrungsmittellieferungen unter den deutschen Exporten auf. Auf Weizen & Co. entfällt gut ein Zehntel, das ist doppelt so viel wie im Schnitt aller Ausfuhren Deutschlands.

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In den Zahlen von Eurostat zeigt sich auch die geringe Entwicklung des Kfz-Marktes in Afrika jenseits der etwas wohlhabenderen Volkswirtschaften im Norden und Süden. Nur 10 Prozent aller deutschen Exporte nach Subsahara-Afrika außer Südafrika bestanden zwischen 2016 und 2020 aus Straßenfahrzeugen (SITC 78), global erreichte dieser Anteil 17 Prozent. Relativ große Bedeutung für deutsche Lieferanten in diesen Märkten haben Maschinen für spezielle Anwendungen sowie andere Maschinen.

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Umgekehrt bleibt Afrika für Deutschland ein Rohstofflieferant

Unter den Importen Deutschland aus den Ländern jenseits von Nord- und Südafrika wiederum finden sich, kaum überraschend, vor allem Öl und andere Rohstoffe sowie Nahrungsmittel. Auf diese meist wenig oder gar nicht verarbeiteten Waren entfielen in den letzten fünf Jahren 90 Prozent der deutschen Einfuhren aus der Region (SITC-Kapitel 0 bis 4). In der gesamten Importrechnung Deutschlands erreichte dieser Anteil nur 19 Prozent, der große Rest bestand aus mehr oder weniger verarbeiteten Waren.

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Die Länder Subsaharas sind also abhängig von Rohstofflieferungen und damit auch von den volatilen Preisen und Nachfragemengen an den Welt-Rohstoffmärkten. Ausdruck davon sind die Sprünge in der deutschen Importentwicklung über die letzten Jahre. Zudem zeigte die Tendenz zuletzt stark nach unten: 2020 war Deutschlands Rechnung für Importe aus Subsahara-Afrika ohne Südafrika weniger als halb so hoch wie vor sieben oder acht Jahren.

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