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Wirtschaftsausblick | Japan

Japan fällt hinter Deutschland zurück

Die Abwertung des Yen schwächt die Kaufkraft von Japans Bevölkerung. Das dürfte 2024 das Wachstum bremsen. Exportorientierte Firmen verdienen gut und können mehr investieren.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Top-Thema: Yen-Abwertung verweist Japans Wirtschaft auf Rang vier

2023 hat der japanische Yen weiter kräftig an Wert verloren. Eine Wiederaufwertung des Yen ist erst zu erwarten, wenn die Notenbanken in den USA und in der Eurozone die Zinsen wieder senken oder die Bank of Japan diese erhöht. Nach Einschätzung von Marktkennern ist letzteres, wenn überhaupt, frühestens im 1. Quartal 2024 zu erwarten. Und selbst dann schränkt die hohe Staatsverschuldung den Spielraum der japanischen Zentralbank ein.

Der schwache Yen verstärkt die importierte Inflation. Dennoch ist die vom Ministry of Internal Affairs and Communication gemessene Inflation in Japan in der Spitze nur auf etwa vier Prozent gestiegen und lag im September 2023 wieder bei drei Prozent.

Die Abwertung des Yen führt dazu, dass Japan 2023 trotz eines höheren realen Wirtschaftswachstums den Rang als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt an Deutschland abgeben wird. Nach Prognosen des Internationalen Währungsfonds könnte Japan 2026 sogar hinter Indien zurückfallen. Diese Prognosen sind aber wegen schwankender Wechselkurse mit starken Unsicherheiten behaftet.

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Wirtschaftsentwicklung: Wirtschaft wird 2024 wieder langsamer wachsen

Japans Wirtschaft wuchs nach vorläufigen Angaben des Kabinettbüros in den ersten drei Quartalen von 2023 um real 1,7 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im 1. Quartal lag das Wachstum noch bei 2,0 Prozent. Im 3. Quartal fiel der Wert auf 1,2 Prozent. Schon vor dem Bekanntwerden der Daten für das 3. Quartal rechnete beispielsweise das Daiwa Institute of Research mit einem Sinken des Wirtschaftswachstums im Fiskaljahr 2024 auf knapp 1 Prozent.

Zwar läuft es etwa für die für Japan wichtigen Automobilhersteller angesichts des billigen Yen und der sich auflösenden Lieferkettenprobleme gut. Auch der Tourismusbranche geht es angesichts der Wiederöffnung des Landes für ausländische Touristen und dem Wegfall coronabedingter Beschränkungen deutlich besser. Andererseits schrumpfte beispielsweise im 1. Halbjahr 2023 die Wertschöpfung des Groß- und Einzelhandels. Generell schauen über alle Branchen hinweg viele kleine binnenmarktorientierte Firmen deutlich pessimistischer in die Zukunft als große exportorientierte Unternehmen.

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Investitionen ziehen an

Dank des schwächeren Yen steigen die Gewinne exportorientierter Firmen. Zugleich wachsen die Ausrüstungsinvestitionen der privaten Firmen zurzeit stärker als das Wirtschaftswachstum insgesamt. Zusätzlich helfen – ähnlich wie in Deutschland – staatliche Subventionen für Ansiedlungen in der Halbleiterindustrie. Die Kfz-Hersteller investieren im Fiskaljahr 2023 in einem Umfeld sich auflösender Lieferprobleme bei Halbleitern mehr als im Vorjahr. In der Chemieindustrie gibt es bei Halbleiterchemikalien viele Projekte. Die gut laufende Konjunktur im Tourismus führt zu vielen Hotelprojekten. Auch in die Logistik rund um den E-Commerce und in neue Datenzentren fließt einiges an Geld.

Das Thema Dekarbonisierung hat an Bedeutung gewonnen. Die Regierung treibt den Ausbau erneuerbarer Energien voran und will wieder mehr Kernkraftwerke in Betrieb nehmen. Bei Wasserstoff forschen viele Firmen an Lösungen für die Zukunft.

Geringere Kaufkraft lässt privaten Konsum schwächeln

Zwar steigen in Japan die Löhne nominal so stark wie lange nicht mehr. Allerdings ist die Inflation höher und die Reallöhne sinken. Höhere Ausgaben für Energie und Nahrungsmittel reißen trotz staatlicher Subventionen zur Begrenzung des Anstiegs der Energiepreise Löcher in die Budgets der privaten Haushalte. Daher dürfte sich das Wachstum des privaten Konsums abschwächen und in den Fiskaljahren 2023 und 2024 nicht an das Niveau vom Fiskaljahr 2022 von 2,5 Prozent heranreichen.

Sinkende Rohstoffkosten führen zu schrumpfendem Außenhandel

Im 1. Halbjahr 2023 sanken Japans Importe um 7,8 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres auf 403,7 Milliarden US-Dollar (US$). Hauptgrund sind geringere Ausgaben für Erdöl und Erdgas. Die Importe von Kraftfahrzeugen stiegen dagegen um 23,4 Prozent. Die Einfuhr von Kfz-Teilen legte um 11,6 Prozent zu. Die Exporte schrumpften um 6,0 Prozent auf 351,2 Milliarden US$. Der Rückgang erfolgte trotz einer Zunahme der Ausfuhren von Kraftfahrzeugen um 27,5 Prozent. Auf Yen-Basis stiegen die Importe nominal um 0,8 Prozent, die Exporte um 3,1 Prozent. 

Im Jahr 2024 dürften Japans Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen wieder real zulegen. Das prognostizieren wichtige Forschungsinstitute der Privatwirtschaft wie das Daiwa Institute of Research und Mitsubishi UFJ Research and Consulting.

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Deutsche Perspektive: Absatz deutscher Waren bleibt stabil

Die deutschen Ausfuhren nach Japan lagen in den ersten drei Quartalen von 2023 bei 15,3 Milliarden Euro. Das waren nominal 0,4 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit war Japan der zweitgrößte Käufer deutscher Waren in Asien und der drittgrößte Abnehmer außerhalb Europas.

Die billigere Landeswährung Yen macht den Absatz deutscher Produkte schwieriger. Gleichzeitig hilft eine bessere Konjunktur. Hinzu kommt, dass japanische Kunden zwar schwer zu gewinnen, dann aber in aller Regel treue Kunden sind. Der zurzeit schwache Yen bietet möglicherweise die eine oder andere Gelegenheit zum Kauf japanischer Firmen.

96 %

der deutschen Firmen in Japan bezeichnen die Stabilität und die Zuverlässigkeit der Geschäftsbeziehungen als Alleinstellungsmerkmal Japans (Quelle: Geschäftsklimaumfrage, Deutsch-Japanische Industrie- und Handelskammer und KPMG, März 2023)

Dank dem seit 2019 angewendeten Freihandelsabkommen mit der EU können Lieferungen der meisten Industriegüter mit Ursprung in Deutschland nach Japan zollfrei erfolgen. Allerdings hatte Japan bereits vor dem Abkommen mit der EU im internationalen Vergleich geringe Einfuhrzölle. Interessant ist der Zollabbau bei Nahrungsmitteln. Bei diesen sinken noch jedes Jahr Einfuhrzölle für deutsche Produkte in Japan, beispielsweise bei Käse.

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Weitere Informationen zu Entwicklungen in Japans Wirtschaft und wichtigen Branchen bietet die GTAI-Länderseite zu Japan

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