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Wirtschaftsumfeld | Brasilien | Investitionsförderung

Fördermaßnahmen

Die Vielzahl und Komplexität der Maßnahmen zur Förderung von Investitionen erfordern fachliche Beratung. Die Instrumente reichen von Steuervorteilen bis zu günstigen Darlehen.

Von Johannes Dimas | Rio de Janeiro

Betriebsstätten direkt vom Ausland aus zu betreiben, ist in Brasilien fast unmöglich. Die Genehmigung zur Gründung einer Zweigniederlassung kann direkt auf der Internetseite der brasilianischen Regierung beantragt werden. Der Einfachheit halber bevorzugen Investoren oft eine Neugründung oder die Beteiligung an einem brasilianischen Unternehmen.

Im Land gegründete Unternehmen werden von Gesetzes wegen als brasilianische Unternehmen betrachtet, auch wenn sie vom Ausland aus kontrolliert werden. Damit stehen ihnen alle Förderungen für inländische Firmen offen.

Die Meldepflichten für ausländische Kapitalgeber gegenüber der Zentralbank von Brasilien (Banco Central do Brasil, BCB) sind unbedingt zu beachten. Zum Einsatz kommen verschiedene Online-Systeme. Am Anfang steht in der Regel eine Registrierung im System Sisbacen.  

In einigen Bereichen bestehen Einschränkungen für das Engagement ausländischer Investoren. Dazu zählen: Kernenergie, Telekommunikation, Postwesen (ohne Paketdienste), Massenmedien, Bergbau, Gesundheitswesen, Finanzinstitute und der Grunderwerb in ländlichen Regionen. Davon abgesehen herrschen in Brasilien liberale Rahmenbedingungen für Fusionen und Unternehmensbeteiligungen.

Die brasilianische Agentur für Export- und Investitionsförderung Apex-Brasil unterstützt ausländische Investoren. Zur Vereinfachung von ausländischen Direktinvestitionen hat Brasilien eine Ombudsstelle (Direct Investments Ombudsman, DIO) als zentralen Anlaufpunkt eingerichtet. Hier werden Anliegen, die zum Beispiel Bund und Länder betreffen, zentral bearbeitet.

GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

Steuerliche Anreize

Das brasilianische Steuersystem ist extrem komplex. Änderungen sind an der Tagesordnung und erhöhen das regulatorische Risiko. Der damit verbundene Zeitaufwand für Unternehmen ist enorm. Eine umfassende Steuerberatung ist unerlässlich.

Steuern und Abgaben werden auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene festgelegt und erhoben. Auf allen Ebenen sind in bestimmten Fällen Steuern und Abgaben, inklusive Zölle, individuell verhandelbar.

Steuervergünstigungen des Bundes heben meist auf eine Reduzierung der Körperschaftsteuer (IRPJ), der Sozialabgaben (PIS/Pasep, Cofins, CSLL), der Industrieproduktionssteuer (IPI) oder die Senkung von Zöllen ab. Viele Vergünstigungen dienen speziell der Förderung des Exports oder von favorisierten Industriezweigen, wie der Luftfahrt oder dem Automobilsektor.

Auf Landesebene werden Investitionsanreize über die Reduzierung der dort erhobenen Dienstleistungs-  und  Warenumlaufsteuer (ICMS) gewährt. Eine Vereinheitlichung dieser Steuer wird zwar diskutiert, bisweilen konkurrieren die Länder damit aber um Investoren.

Auf städtischer Ebene können für neue Investitionen Nachlässe auf die Steuer für Dienstleistungen (ISS) und die Grundsteuer gewährt werden.

Spezielle Steuerregime (Simples Nacional und MEI) für Mikro-, Klein- und Einzelunternehmen bieten eine vereinfachte Steuererhebung.

Auswahl branchenbezogener Förderprogramme in Brasilien

Programm

Erläuterung

RECAP

Steuerregelung für die Anschaffung von Investitionsgütern durch Exportunternehmen und Werften

REIDI

Steuerregelung für den Infrastrukturausbau

REPENEC

Anreizregelung für den Ausbau der Infrastruktur der Ölindustrie in den Regionen Nord, Nordosten und Mittlerer Westen

REPES

Steuerregelung für IT-Dienstleistungsexporte

REPORTO

Steuerregelung für die Modernisierung und Erweiterung der Hafeninfrastruktur

REPETRO-SPED

Zollregelung für die Ausfuhr und Einfuhr von Waren, die für die Erforschung und Förderung von Erdöl- und Erdgasvorkommen bestimmt sind

RETAERO

Sonderregime für die brasilianische Luftfahrtindustrie

Quelle: Brasilianische Bundessteuerbehörde (Receita Federal)


Finanzierung und Sicherheiten

Die Entwicklungsbank BNDES ist eine der führenden Entwicklungsbanken der Welt. Die Förderinstrumente reichen von langfristigen Darlehen über Beteiligungen bis zur Stellung von Sicherheiten. Regelmäßig sind dafür Auflagen zu erfüllen, etwa zur regionalen Wertschöpfung. Die maximale Finanzierung von Vorhaben kann für kleine und mittlere Unternehmen von sonst 80 Prozent auf bis zu 100 Prozent angehoben werden.

Deutsche Instrumente wie Investitionsgarantien und Landesbürgschaften sollten immer mitgeprüft werden.

Regionale Förderungen

Für weniger entwickelte Regionen bestehen Mechanismen, mit denen unter anderem die Körperschaftsteuer (IRPJ) reduziert werden kann. In den Regionen sind Fördergesellschaften als Ansprechpartner etabliert (SUDECO, SUDENE und SUDAM).

Einige Staaten betreiben eigene Agenturen zur Förderung von Investitionen, darunter São Paulo und Rio de Janeiro.

Neben der bekannten Freihandelszone Manaus (Zona Franca de Manaus, ZFM) existieren eine Vielzahl neuerer Freihandelszonen zur Exportförderung (Zonas de Processamento de Exportação, ZPE). Sie gewähren weitreichende Steuererleichterungen und Vorteile bei der Zollabwicklung.

Forschung und Entwicklung als Türöffner

Brasilien fördert Forschung und Entwicklung unter Einbindung von Universitäten und Instituten. Dies kann als Einstiegshilfe genutzt werden. Am bekanntesten ist das Gesetz "Lei do Bem" (Gesetz 11.196). Es erlaubt Abzüge von der Körperschaftsteuer (IRPJ) von bis zu 60 Prozent für Investitionen in Forschung und Entwicklung. Außerdem kann die Industrieproduktionssteuer (IPI) reduziert werden.

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