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Wirtschaftsumfeld | Japan | Forschung und Entwicklung

Forschungs- und Entwicklungslandschaft ist breit aufgestellt

Japans wirtschaftlicher Erfolg basiert auf regen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (F&E). Das Inselreich spielt beim Thema Innovationen weltweit vorne mit - noch.

Von Christiane Süßel | Bonn

Das World Economic Forum (WEF) hat Japan 2019 in seinem Global Competitiveness Report vor Deutschland und hinter den USA auf Platz sechs verortet. Die World Intellectual Property Organization (WIPO) listet das Land auf Platz 16. Es sieht Stärken in den Institutionen des Landes, bescheinigt aber bei kreativen Entwicklungen Nachholbedarf.

Große Geldtöpfe

Um technologisch auf dem neuesten Stand zu sein, fließt in Japan viel Geld in den Bereich Forschung und Entwicklung (F&E). Insgesamt summierten sich die F&E-Ausgaben laut Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 2019 auf 173,3 Milliarden US-Dollar (US$). Japan liegt somit bei den absoluten Werten weltweit deutlich hinter den USA (657,5 Milliarden US$) und China (525,7 Milliarden US$) auf Platz drei. Deutschland folgt mit F&E-Aufwendungen von 147,5 Milliarden US$ auf Rang vier.

Japans Forschungsausgaben

Jedoch standen die Ausgaben im Fiskaljahr 2019 (1. April bis 31. März) laut japanischem Statistikamt mit 179,6 Milliarden US$ anteilsmäßig für 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das ist ein wesentlich höherer Anteil als in den USA oder Deutschland.

Patente füllen Kassen

Der Erfolg der Forschung ist messbar. Die OECD weist für 2018 ganze 18.644 japanische Patente (triadic patents) aus, mehr als in anderen großen Forschungsstandorten. Besonders in den Bereichen Computer, Elektronik und der optischen Industrie liegt Japan vorne.

Doch die starke Position wackelt: Die Bertelsmann Stiftung bescheinigt in ihrer Studie zu Weltklassepatenten, dass das Land 2019 noch in 38 von 58 Zukunftstechnologien global unter den ersten Drei lag. Im Jahr 2000 hatte es der Archipel bei 49 Zukunftstechnologien unter die Top drei geschafft. Als Weltklassepatente gelten die weltweit zehn bedeutendsten Erfindungen eines Technologiefeldes. Japan hält Spitzenpatente in der Elektromobilität, Batterietechnik, bei Funktionsbeschichtungen, funktionalen Materialien und in der Photovoltaik. 

Patente und Technologien lassen die Kassen in Japan klingeln. Ganze 33,3 Milliarden US$ flossen im Fiskaljahr 2019 laut Statistikbüro als Einnahmen aus Technologieexporten zurück nach Japan. Im Gegenzug zahlten die Japaner 4,95 Milliarden US$ für Technologieimporte. Damit summiert sich der Überschuss im Technologiehandel auf 28,4 Milliarden US$.

Stark bei kommerzieller Forschung

Getrieben wird die Forschung und Entwicklung in erster Linie von japanischen Unternehmen. Im Fiskaljahr 2019 trugen sie laut japanischem Statistikbüro 72,6 Prozent der gesamten japanischen F&E-Aufwendungen. Non-Profit-Institute und öffentliche Institutionen standen für 8,4 Prozent, Universitäten und Hochschulen für weitere 19 Prozent. 

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Den kommerziellen Forschungssektor dominieren global aufgestellte Industriekonzerne aus den Bereichen Fahrzeugbau, Computer, Elektronik und Optik sowie Arzneimittel. Die OECD listet 2019 unter den Top 50 Investoren im Bereich F&E sechs japanische Konzerne: Die drei Autobauer Toyota, Honda und Nissan, die beiden Elektronikkonzerne Panasonic und Sony sowie den Automobilzulieferer Denso.

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Ein Vertreter der Deutschen Botschaft in Tokyo sieht für das Engagement ausländischer Investoren in F&E in Japan einige Hürden. Der demografische Wandel, der Personalmangel aber auch abweichende Industriestandards erschwerten Forschungsaktivitäten: „Zwar sind die F&E-Budgets hoch, dennoch sind die Japaner bei disruptiven Entwicklungen relativ schwach. Oft übernehmen große Konzerne daher Start-ups, um neue Technologien aufzugreifen.“

Die Bertelsmann-Studie bescheinigt, dass es durchaus Bereiche gibt, in denen japanische Firmen bei Forschung und Entwicklung weiter an der Spitze liegen. Dazu zählen die Materialwissenschaften (Cellulose und Nanofasern), die Batterietechnik und die Elektromobilität. In den zuvor starken Bereichen Gesundheit und Digitalisierung verlieren die Japaner hingegen an Einfluss.

Basisplan Wissenschaft und Technologie schiebt Society 5.0 an

Die Regierung will den Bedeutungsverlust bremsen und hat im fünften Basisplan Wissenschaft und Technologie (5th Science and Technology Basic Plan) das Thema Society 5.0 auf die Agenda gehoben. Auch der seit 2021 laufende sechste Basisplan soll die Wirtschaft und die Gesellschaft grundlegend digitalisieren.

Ergänzend zu diesem Basisplan hat die Regierung 2018 mit der Integrated Innovation Strategy beschlossen, Forschungs-, Innovations- und Wirtschaftspolitik stärker zu verzahnen. Der hierfür eingesetzte Integrated Innovation Strategy Promotion Council soll dafür sorgen, dass aus Grundlagenforschung schneller angewandte Projekte hervorgehen. Mit steigenden Forschungsbudgets soll sich Japan zum innovationsfreundlichsten Land der Welt entwickeln, so das ambitionierte Ziel. Die staatlichen Forschungsgelder sollen auf 1 Prozent und die privaten auf 4 Prozent des BIP zulegen.

Japan greift mit Moonshot-Programm nach den Sternen

Um bei disruptiver Forschung aufzuholen, hat die japanische Regierung 2018 im Moonshot-Programm, ihrer „Mondmisson“, sieben Ziele in den Bereichen Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft definiert, in denen bis 2050 die Forschung vorankommen soll. Auf der Agenda stehen etwa die Entwicklung eines Quantencomputers und die Koexistenz von Mensch und Roboter. Ausgearbeitet wurde das Programm vom Council for Science, Technology and Innovation (CSTI).

Es adressiert ausdrücklich auch ausländische Forscher und Unternehmen. „Die japanische Seite hält bei Moonshot jedoch die Zügel fest in der Hand, legt die Forschungsfelder fest und beteiligt nur dort Außenstehende, wo auf der japanischen Seite Lücken klaffen“, ordnet ein Vertreter der Deutschen Botschaft ein.

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