Wirtschaftsumfeld | Ruanda | Wirtschafts-, Außenwirtschaftsförderung
Geschäftspraxis Ruanda
Ruanda als kleines Binnenland in Ostafrika will sich als Hub der Region etablieren. Mit den Vorgaben und strategischen Ambitionen der Regierung könnte das zumindest teils gelingen.
24.06.2021
Von Christian Engels (AHK) | Nairobi
Ruanda wird oftmals als „Anker der Region“ bezeichnet - nicht nur aufgrund der stabilen politischen Lage in einer volatilen Region (Burundi, Östlicher Kongo, Südsudan, etc.), sondern auch aufgrund des kontinuierlichen Wirtschaftswachstums (abgesehen von COVID-19 Auswirkungen seit März 2020). Das Wirtschaftsklima im Land ist geprägt von breitgefächerten institutionellen Reformen, gezielter Wirtschaftsförderung, starker Korruptionsbekämpfung, Leap-Frogging in Bereichen wie Digitalisierung sowie erfolgreicher Investitionsanwerbung. Auch umweltbewusste, grüne Initiativen sowie sozialpolitische Maßnahmen werden sehr stark von der Regierung gefördert. Das Land ist somit in vielen Bereichen ein Musterbeispiel auf dem afrikanischen Kontinent. Ein einzigartiges Beispiel ist hierbei der monatliche Putztag (Umuganda): An jedem letzten Samstag im Monat ruht tagsüber der Verkehr und das Geschäftsleben, weil alle Einwohner damit beschäftigt sind, gemeinsam Müll zu sammeln sowie Straßen und Wege zu fegen.
Rahmenbedingungen für Ruanda
Ausländische Investoren können in fast allen Wirtschaftssektoren Ruandas ohne lokale Beteiligung über eine Firmengründung geschäftlich tätig werden. Das Rwanda Development Board (RDB) unterstützt als One-Stop-Center bei der Unternehmensgründung oder Investition vor Ort. Die ruandische Regierung hat in den letzten Jahren neue, online-basierte Plattformen für bestimmte staatliche Dienstleistungen eingeführt, um den Nutzern zahlreiche Behördengänge zu ersparen. Hierzu gehören beispielsweise das Rwanda Trade Portal oder Business Procedures, Webseiten die jegliche relevante Informationen, Verfahren, Lizenzen, entsprechende Rechtsgrundlagen, etc. für ausländische Unternehmen frei zur Verfügung stellen.
In Ruanda bestehen kaum Vorschriften zu Local Content Regulationen. Es wurde jedoch die Initiative „Made in Rwanda“ ins Leben gerufen, wodurch die Herstellung von lokalen Produkten anstelle von Einfuhrgütern gestärkt und örtliche Arbeitskräfte vor ausländischen Angestellten bevorzugt beschäftigt sollen werden.
Zwischen Ruanda und Deutschland besteht kein Doppelbesteuerungsabkommen. Unternehmensgewinne werden generell mit 30 Prozent besteuert. Nach Abzug der Steuern können ausländische Investoren grundsätzlich Gewinne ausführen. Deutsche Unternehmen bevorzugen meist lokale Partnerschaften oder Joint Ventures, um im ruandischen Markt aktiv zu werden und ihre Produkte und Lösungen zu vertreiben. Potenzielle Partner sollten eine Importlizenz für das zu importierende Produkt besitzen und auch im Exportgeschäft tätig sein.
„Doing Business“ in Ruanda - Verhaltenstipps
Jedes Gespräch mit ruandischen Geschäftspartnern hat jeweils einen sehr individuellen Charakter und der Erfolg und die Verbindlichkeit hängen in Ruanda eher von Personen als von den Institutionen ab, welche die Gesprächspartnerinnen und -partner repräsentieren. Es empfiehlt sich, einen lokalen Partner zu suchen, der die Gepflogenheiten vor Ort kennt und Kontakte vermitteln kann. Abkommen werden oftmals im informellen Rahmen getroffen; wobei diese, oft auch nur mündlichen, Absprachen nicht in allen Fällen als bindend zu betrachten sind. Daher empfiehlt es sich, Abmachungen angemessen schriftlich festzuhalten.
Im persönlichen Umgang sind ruandische Geschäftsleute vornehmlich freundlich und würden selbst bei wenig Interesse von einer Absage von Terminen absehen. Eine direkte Absage fällt insbesondere Vertreterinnen und Vertretern kleinerer Unternehmen schwer. Daher wird manchmal Interesse bekundet, auch wenn dieses faktisch nur gering ist. Zusätzlich sollte beachtet werden, dass auch wenn Interesse besteht, teilweise mehrfache persönliche Treffen notwendig sind, bis ein Vertrag unterschrieben wird.
Bei Geschäftsgesprächen mit ruandischen Partnern sollten kulturelle Empfindlichkeiten berücksichtigt und heikle politische Themen vermieden werden. Es sollte auf die religiöse Orientierung von Geschäftspartnerinnen und -partnern Rücksicht genommen werden. Themen wie Religion, Weltanschauung und Politik, insbesondere das Thema Genozid von 1994, sollten gemieden werden.
Ruandische Geschäftspartnerinnen und -partner legen anders als viele andere ostafrikanische Länder sehr viel Wert auf Pünktlichkeit. Es empfiehlt sich zudem, Termine im Voraus zu vereinbaren und nicht spontan zu Geschäftstreffen aufzutauchen. Es sollte formale Geschäftskleidung (Anzug ohne Krawatte ist ausreichend) getragen werden. Beim Geschäftstreffen werden zu Beginn Business Cards ausgetauscht. Auch bei hochrangigen, politischen Geschäftsleuten gehören „Gmail“ und „Yahoo“ zur Norm. Deutsche Unternehmen sollten den lokalen Partnern die ersten Worte zur Einführung überlassen. Geschäftssprachen sind Englisch und Französisch.
Die Dos und Don’ts im Doing Business in Ruanda
|