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Wirtschaftsausblick | Griechenland

Griechische Wirtschaft wächst moderat

Die griechische Wirtschaft blickt optimistisch in die Zukunft. Die EU-Fördermittel und der Tourismus tragen maßgeblich dazu bei.

Von Michaela Balis | Athen

Top Thema: Griechenland erklimmt "Investment Grade"

Internationale Ratingagenturen wie die deutsche Ratingagentur Scope sowie die amerikanischen Agenturen S&P Global und Fitch bewerten Griechenland nach gut 13 Jahren wieder als anlagewürdig. Somit wird die Wertentwicklung griechischer Wertpapiere positiv eingestuft. Seit der Wirtschaftskrise hatte das Land den Ramschstatus. Die griechische Regierung hofft, dass die bessere Bonität der Wirtschaft zusammen mit Reformen und europäischen Hilfen die Investitionen im Land ankurbeln wird.

Wirtschaftsentwicklung: Fördermittel und Tourismus treiben Wirtschaft voran

Das griechische Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird 2024 real um 2,3 Prozent wachsen, erwartet die Europäische Kommission in ihrer Herbstprognose. Im Jahr 2025 soll sich das Wirtschaftswachstum fortsetzen. Die Finanzmittel aus dem EU-Aufbaufonds bleiben die treibende Kraft der Wirtschaft, die Investitionen mobilisieren.

Die Tourismusbranche wird weiterhin ausschlaggebend zum BIP-Wachstum beitragen. Im Jahr 2023 wird der Branchenumsatz voraussichtlich auf knapp 19,5 Milliarden Euro steigen. Für das Jahr 2024 geht das griechische Finanzministerium von einem Zuwachs der Einnahmen auf rund 21 Milliarden Euro aus.

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Steigende Preise trüben Stimmung bei den Konsumenten

Für das Jahr 2024 geht die EU-Kommission von einer Inflationsrate in Höhe von 2,8 Prozent aus. Im Vergleich zu 4,2 Prozent im Jahr 2023 ist dieser Wert geringer. Trotzdem steigen die Lebenshaltungskosten weiter an, insbesondere die Lebensmittelpreise: Im Oktober 2023 lagen sie rund 10 Prozent über dem Vorjahresmonat. Auch die Mieten steigen rasant, zwischen 2018 und 2022 um durchschnittlich 40 Prozent. 

Die hohen Preise bereiten den Verbrauchern Sorgen. Das gaben etwa 80 Prozent der rund 1.000 Teilnehmer an einer Umfrage des Forschungsinstitutes des Einzelhandels für Verbrauchsgüter (Ielka) vom November 2023 an. Die Befragten (98 Prozent) sind überzeugt, dass die hohen Preise auf die Profitgier der Händler zurückzuführen sind.

Umweltkatastrophen zwingen zur Anpassung des EU-Aufbaufonds

Nach der Flutkatastrophe in Thessalien und den Waldbränden im Sommer 2023 sah sich die griechische Regierung gezwungen, die Nutzung der Finanzmittel aus dem EU-Aufbaufonds an die neuen Bedürfnisse anzupassen. Im Vordergrund stehen nun die Wiederherstellung der Straßennetze, der Bahnlinie und der Brücken in Thessalien. In den Bezirken Evros und Rodopi müssen in den von den Waldbränden betroffenen Gegenden Maßnahmen für den Hochwasser- und Korrosionsschutz ergriffen werden. Gestrichen wurden unter anderem elektronische Mautgebühren sowie mehrere Hochwasserschutzprojekte.

EU-Aufbaufonds kurbelt Investitionen an

Nach einer Aufstockung der Fördermittel aus dem EU-Aufbaufonds um rund 5 Milliarden Euro stehen Griechenland nun 36 Milliarden Euro in Form von direkten Zuschüssen und Krediten zur Verfügung. Die Auszahlung der Fördermittel setzt die zeitige Umsetzung zahlreicher Reformen voraus. Das betrifft unter anderem die Vereinfachung der Genehmigungsverfahren oder die Schaffung eines Flächennutzungsplans. 

Etwa 38 Prozent der Finanzmittel fließen in grüne Technologien und Projekte, beispielsweise in Energiespeicherungsanlagen sowie in Energieeffizienzmaßnahmen für öffentliche, betriebliche und private Gebäude. Rund 22 Prozent stehen bereit für Digitalisierungsprojekte

Ende November 2023 stellte die griechische Regierung den Antrag für die Auszahlung der dritten Tranche aus dem EU-Aufbaufonds in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. Der Antrag für die vierte Tranche über 1,7 Milliarden Euro folgt im 1. Quartal 2024. 

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Deutsche Perspektive: Unternehmen planen hohe Investitionen

Dank stabiler Rahmenbedingungen und großzügiger Förderung planen die deutschen Tochtergesellschaften Investitionen: Boehringer Ingelheim investiert bis 2025 rund 100 Millionen Euro in neue Produktionsanlagen für innovative Diabetesmedikamente. Die Einzelhandelskette Lidl plant bis 2026 Investitionen in Höhe von 120 Millionen Euro in neue und modernisierte Filialen sowie in Logistikzentren. Und Fraport will nach der Modernisierung der 14 von ihm betriebenen Regionalflughäfen weiterhin rund 50 Millionen Euro pro Jahr in deren Ausbau investieren.

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Deutschland bleibt wichtigster Handelspartner

In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 war Deutschland erneut Griechenlands wichtigster Handelspartner. Mit einem Anteil von rund 10 Prozent an den gesamten griechischen Importen bleibt Deutschland auch der bedeutendste Lieferant. An 2. Stelle folgt in diesem Jahr erstmals China. Bis 2021war dieser Platz Italien vorbehalten. 

In der Rangliste der wichtigsten Abnehmer griechischer Produkte liegt Deutschland hinter Italien auf Platz 2. Es folgen Bulgarien und Zypern. 

Importe deutscher Kfz steigen

Griechenland importiert mehr Autos. In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 wurden rund ein Drittel mehr Fahrzeuge eingeführt als im Vorjahr. Knapp 30 Prozent der Autos auf griechischen Straßen kommen aus Deutschland. Die Kfz-Importe aus Deutschland stiegen um rund 16 Prozent. Damit bleibt das Land auf Platz 1 der Autolieferanten. Einen beeindruckenden Anstieg verzeichneten die Autoimporte aus Spanien: Sie legten im gleichen Zeitraum um rund 170 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Damit belegt das südliche Land den 2. Platz nach Rang 5 im Vorjahr.

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