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Wirtschaftsumfeld | Kolumbien | Vertrieb

Groß- und Einzelhandel

Trotz eines schwierigen Jahres 2020 für den Einzelhandel steigen die Umsätze wieder – gerade durch Discounter. 

Von Janosch Siepen | Bogotá

Nach Angaben des kolumbianischen Statistikamtes DANE brach der Umsatz des Einzelhandels in 2020 um 7,8 Prozent ein. Der April war der härteste Monat für den Sektor aufgrund des Beginns der Ausgangsbeschränkungen im Land. Vor allem Kleidungsverkäufe sowie der Umsatz bei Fahrzeugen sowie Büchern und Zeitungen sank deutlich. Elektro- und Telekommunikationsartikel, Produkte zur Haushaltsreinigung und Lebensmittel wurden 2020 hingegen verstärkt gekauft. Gerade der Zuwachs bei Elektroartikeln verschaffte der Elektrohandelskette Alkosto ein Umsatzwachstum von 13,1 Prozent. Im Lebensmittelbereich ging der Trend hin zu günstigeren Produkten. Das hängt auch mit einem Anstieg der Armut im Land auf 42,5 Prozent zusammen.

Discounter wachsen deutlich

Zwar ist Éxito weiterhin die führende Einzelhandelskette in Kolumbien mit höherwertigen Lebensmitteln und Produkten im Sortiment. Doch im letzten Jahr waren es vor allem die drei Discounter D1, Ara und Justo y Bueno, die den größten Umsatzzuwachs verzeichnen konnten.

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Umsätze steigen wieder

Das Ende des Lockdowns in Kolumbien wirkt sich sehr positiv auf den Einzelhandel aus. So wuchs er in den ersten fünf Monaten 2021 laut DANE um 16,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dieser Trend besteht auch, wenn man den Umsatz mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2019 vor der Pandemie vergleicht. In diesem Fall sind es 3,8 Prozent. Vor allem in den kolumbianischen Bundesstaaten Cundinamarca und Antioquia stiegen die Verkäufe um bis zu einem Viertel. Auch künftig dürfte sich dieser Trend fortsetzen. Das Vertrauen in den Sektor stieg im Mai 2021 um 6,9 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat. Im Juni 2021 meldeten 59 Prozent der Händler eine Umsatzsteigerung.

Allerdings haben sich gerade im Mai 2021 viele Produkte verteuert. Aufgrund von landesweiten Blockaden und Angebotsengpässen im Rahmen der Protestwelle Mitte 2021 beschleunigte sich die Preisentwicklung im Mai deutlich. Der Index der Konsumentenpreise wuchs um 1 Prozent – die höchste Monatsrate seit 1998. Vor allem Nahrungsmittel und Getränke wurden teurer. Das könnte sich negativ auf den Einzelhandel auswirken.

Konkurrenz durch Tiendas und E-Commerce

Zwar zeigen die steigenden Umsatzzahlen der Discounter in Kolumbien, dass die traditionellen Nachbarschaftsläden (Tiendas) an Bedeutung verlieren. Doch sind diese immer noch populär: Laut dem Marktforscher Raddar entfielen im Dezember 2020 knapp die Hälfte aller Einkäufe auf Tiendas. Zudem hat der traditionelle Einzelhandel zunehmend mit den wachsenden Onlineverkäufen zu kämpfen, die im Jahr 2020 um 31 Prozent zulegten. Die kolumbianische Kammer für elektronischen Handel erwartet auch 2021 ein Wachstum des E-Commerce von 16 Prozent. Das hat in den letzten Jahren Einzelhandelsketten wie Justo y Bueno dazu veranlasst, ebenfalls Online-Lieferdienste anzubieten.

Führende Handelsgruppen sind die kolumbianischen Unternehmen Éxito, Colombiana de Comercio, Koba Colombia und Olímpica. Unter den rund 70 eingetragenen Einzelhandelsgruppen machten die vier Unternehmen 2020 knapp 45 Prozent der Umsätze aus. Dahinter finden sich allerdings gerade auch chilenische Unternehmen wie Sodimac, Censosud und Cruz Verde in den Top 10. 

Führende Einzelhandelsgruppen in Kolumbien (2020)

Handelsgruppe/-marke

Umsatz 2020 (in Mio. US$)

Veränderung zum Vorjahr (in %)

Almacenes Exito SA / Éxito
(Supermärkte)

3.071

4,4

Colombiana De Comercio SA / Alkosto
(Elektronikgeschäfte)

1.891

13,1

Koba Colombia SAS / D1
(Discounter)

1.856

47,9

Supertiendas y Droguerias Olimpica SA / Olimpica
(Supermärkte)

1.592

-4,1

Sodimac Colombia SA / Homecenter
(Baumärkte)

996

-0,2

Jeronimo Martins Colombia / Ara
(Discounter)

992

24,5

Cencosud Colombia SA / Jumbo, Metro
(Supermärkte)

983

0,4

Mercaderia SAS / Justo & Bueno
(Discounter)

815

25,3

Droguerias y Farmacias Cruz Verde SAS / Cruz Verde
(Drogerien)

663

11,6

Fallabella de Colombia SA / Fallabella
(Kaufhäuser)

490

-3,9

Quelle: Superintendencia de Sociedades

Im Großhandel sind vor allem Kraftstoffhändler unter den führenden Handelsgruppen vertreten. Auch die kolumbianischen Ableger multinationaler Konzerne wie Samsung oder Trafigura spielen im kolumbianischen Großhandel eine wichtige Rolle. Unter den größten finden sich auch regionale Akteure wie Primax aus Peru. Die führenden Großhändler Terpel und Kopps kommen allerdings aus Kolumbien, ebenso wie die etwas kleineren Pharmahändler Audifarma und Tecnoquimicas sowie der Kraftstoffhändler Biomax.

Führende Großhandelsgruppen in Kolumbien (2020)

Handelsgruppe (Segment)

Umsatz 2020 (in Mio. US$)

Veränderung zum Vorjahr (in %)

Organización Terpel SA (Kraftstoffe)

3.175

-26,4

Kopps Commercial SAS (Alkoholische Getränke)

1.577

-8,5

Primax Colombia (Kraftstoffe)

1.178

-22,3

Samsung Electronics Colombia SA (Elektronik)

832

-3,1

Audifarma SA (Pharmazeutika)

624

2,0

Biomax SA (Kraftstoffe)

555

-21,2

Tecnoquimicas SA (Pharmazeutika)

477

20,3

C.I. Trafigura Petroleum Colombia SAS (Kraftstoffe)

406

-58,0

HP Colombia SAS (Maschinen)

361

32,8

Unilever Andina Colombia Ltda (Drogerieartikel)

346

-2,1

Quelle: Superintendencia de Sociedades

Bogotá ist größtes Ballungsgebiet

Wichtige Handelszentren findet man in den großen Ballungsgebieten des Landes. Allen voran in der Hauptstadt Bogotá (7,8 Millionen Einwohner), gefolgt von Medellín (2,6 Millionen), Cali (2,3 Millionen) und Barranquilla (1,3 Millionen). Die Städte sind geografisch verteilt mit Bogotá im Zentrum des Landes und Barranquilla an der Küste. Die Amazonasregion, der Osten und die Pazifikküste sind dagegen arm und dünn besiedelt. Hier ist der Handel eher schwach. Bedeutend ist die Stadt Buenaventura an der Pazifikküste dennoch, da sie einen wichtigen Anlaufpunkt für die Im- und Exporte des Landes darstellt.

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