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Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Außenhandel

Indonesien steigert Importe im 1. Halbjahr 2021 um 28 Prozent

Der Außenhandel des Archipels hat die Coronakrise überwunden. Allerdings profitieren Lieferanten aus Deutschland und Europa nicht von diesem Boom.

Von Frank Malerius | Jakarta

Indonesien hat nach Angaben des Statistikamtes BPS im 1. Halbjahr 2021 Waren für 91,0 Milliarden US-Dollar (US$) importiert. Das entspricht einem Wachstum von 28,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und ist der höchste Wert der vergangenen Jahre. Das ist ein erstaunlich positiver Trend, da die Wirtschaft in den ersten sechs Monaten des Jahres nur um 3,1 Prozent gewachsen war und damit deutlich unter dem Vorkrisenniveau lag.

Die Einfuhr war im 1. Halbjahr 2021 fast auf dem Kurs des Rekordjahres 2012, als Waren für 191,7 Milliarden US$ importiert worden waren. Doch der Lockdown im Juli und August dürfte die Nachfrage nach ausländischen Gütern gedämpft haben.

Gleichzeitig exportierte Indonesien von Januar bis Juni 2021 Güter für 102,9 Milliarden US$, das ist ein Plus von 34,8 Prozent. Damit könnte im Gesamtjahr sogar der hohe Außenhandelsüberschuss vom vergangenen Jahr übertroffen werden.

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Einfuhren aus Deutschland sanken

Indonesiens mit Abstand wichtigster Warenlieferant ist China. Die Volksrepublik konnte ihren Importanteil im 1. Halbjahr 2021 auf 28,2 Prozent steigern. Werden die Öl- und Gasimporte herausgerechnet, dann ist das Reich der Mitte bereits für fast ein Drittel der Einfuhren verantwortlich. Vor zehn Jahren hatte dieser Anteil noch circa 15 Prozent betragen.

Deutschland konnte vom Importboom allerdings nicht profitieren und lieferte laut Handelsstatistik Waren im Wert von nur 1,5 Milliarden US$ (noch niedriger liegen die deutschen Exportzahlen von Destatis). Damit rangiert Deutschland auf Rang zwölf der Importrangliste. Als einziges dieser zwölf Länder lieferte Deutschland weniger Waren als im selben Vorjahreszeitraum. Alle anderen, mit der Ausnahme von Japan, konnten ihre Lieferungen sogar im zweistelligen Prozentbereich steigern.

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Zudem bestätigen die aktuellen Zahlen den Trend der vergangenen Jahre und Jahrzehnte: Für Indonesien werden vor allem die regionalen Lieferanten wichtiger, während die Importe aus Europa und Nordamerika an Bedeutung verlieren. Zwei Drittel aller Auslandsbezüge kommen heute aus dem ostasiatischen Raum oder der ASEAN. Auf Nordamerika inklusive Mexiko entfallen nur noch 7 Prozent, auf Europa kaum mehr als 5 Prozent.

Zum Vergleich: Um die Jahrtausendwende hatten die USA einen Importanteil von mehr als 10 Prozent. Der deutsche Anteil war damals größer als der chinesische und höher als der gesamteuropäische heute.

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Schwache Nachfrage nach Maschinen

In allen größeren Produktgruppen legten die Importe im 1. Halbjahr 2021 im zweistelligen Prozentbereich zu. Ausnahme sind Maschinen. Denn die verarbeitende Industrie des Archipels erholt sich nur langsam von der Krise. Sie war 2020 stärker als die Gesamtwirtschaft geschrumpft und hat sich in den ersten sechs Monaten 2021 langsamer als diese erholt. Nach wie vor können ausländische Verkaufs- und Servicekräfte nicht oder nur unter erheblichen Schwierigkeiten ins Land kommen.

Die Importe von Petrochemie legten hingegen wertmäßig um 50 Prozent zu, die von Erdöl verdoppelten sich nahezu. Gründe dafür sind gestiegene Weltmarktpreise. Im vergangenen Jahr hatte der Archipel die niedrigen Preise dazu genutzt, Vorräte aufzufüllen. Indonesien fehlt es an petrochemischen Verarbeitungskapazitäten. Der Neubau von Raffinerien stockt. Zu Zeiten hoher Weltmarktpreise können Erdölprodukte bis zu einem Viertel der gesamten Importe ausmachen.

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Zu den wichtigsten Einfuhrgütern gehören mittlerweile Nahrungsmittel. Grund sind die schwache Landwirtschaft und die schlechten Investitionsbedingungen in diesem Sektor. Vor allem Weizen, der im Land nicht angebaut wird, Zucker sowie Obst und Gemüse müssen importiert werden.

Mit Abstand wichtigste deutsche Warengruppe im Nahrungsmittelsektor sind Milch- und Milcherzeugnisse. Im 1. Halbjahr 2021 wurden entsprechende Waren im Wert von 38 Millionen US$ aus Deutschland bezogen. Das entsprach einer Steigerung von zwei Dritteln gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Insgesamt erhöhte der Archipel von Januar bis Juni 2021 seine Einfuhr von Milch- und Milchprodukte leicht auf 671 Millionen US$.

Automobilimporte unerwünscht

Der Import von Kfz legte gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 um knapp 20 Prozent zu. Weitere Wachstumschancen sind aber begrenzt, denn die Regierung verfolgt einen strikten Lokalisierungskurs. Die Einfuhr von fertigen Automobilen und deren Ersatzteilen wird zunehmend erschwert. Entsprechend sinken die Importzahlen seit Jahren.

Die Montage von Bausätzen vor Ort als Alternative zum Import ist bei kleinen Verkaufszahlen ein mühsames Geschäft. Nach Angaben des Automobilverbandes Gaikindo setzten Mercedes, BMW, Volkswagen und Audi im 1. Halbjahr 2021 insgesamt gerade einmal 2.600 Pkw im Retail ab. Das ist ein gemeinsamer Marktanteil von nur etwa 0,7 Prozent.

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