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Wirtschaftsausblick | Indonesien

Ausländische Investoren sollen Industrialisierung vorantreiben

Indonesien will durch eine wirtschaftliche Öffnung verarbeitendes Gewerbe anziehen. Doch das bleibt jenseits der Rohstoffverarbeitung bisher erfolglos.

Von Frank Malerius | Jakarta

Top-Thema: Reform des Investitionsrechts trägt noch keine Früchte

Indonesien ist investitionsfreundlicher geworden, seitdem Anfang 2021 das Investitionsrecht und das Arbeitsrecht als Teil der sogenannten "Omnibus Law On Job Creation" liberalisiert wurden. Das umfangreiche Reformvorhaben öffnete hunderte Wirtschaftssektoren für ausländische Eigentümerschaft und vereinfachte Genehmigungsverfahren. Mit dem Schritt will die Regierung die industrielle Basis stärken, die sich bisher weitgehend auf günstige Lohnfertigung beschränkt. Dabei sollen wertschöpfungsstarke Produktionen ins Land geholt und gut bezahlte Arbeitsplätze geschaffen werden.

Wirtschaftsentwicklung: Ausländische Firmen bleiben skeptisch

Die Reform kommt zu einem günstigen Zeitpunkt, da internationale Unternehmen nach Produktionsstandorten außerhalb Chinas suchen, um das Risiko regional besser zu streuen und den steigenden Löhnen in der Volksrepublik zu entgehen. Bislang trägt die Maßnahme jedoch kaum Früchte. Ausländische Firmen machen weiterhin einen Bogen um Indonesien. Teils, weil die Reform den schlechten Ruf des Investitionsstandorts Indonesiens gegenüber den anderen fünf großen Volkswirtschaften der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) nicht ausgleichen kann. Teils, weil die mangelnde Einbindung in internationale Lieferketten eine Ansiedlung erschwert. Zudem sind Fachkräfte vor Ort schwierig zu finden. Somit sinkt der Industrieanteil an der indonesischen Wirtschaftsleistung weiter.

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Indonesiens Wirtschaft lebt noch immer von der Ausfuhr fossiler Energieträger wie Kohle und Gas, dem Export von Mineralien wie Kupfer und Nickel sowie Agrargütern wie Palmöl und Kautschuk. Wo möglich, soll nun mehr Wertschöpfung im Land gehalten werden. Deshalb hatte die Regierung 2020 ein Exportverbot für unverarbeitetes Nickelerz verhängt. Daraufhin löste der chinesisch geführte Bau von Nickelschmelzen nahe der Lagerstätten in Sulawesi und den Nordmolukken einen wahren Wirtschaftsboom aus. 

Auch andere Industriezweige sollen durch protektionistische Maßnahmen zur Ansiedlung gezwungen werden, etwa durch nichttarifäre Handelshemmnisse wie die beschränkte Vergabe von Importlizenzen, Quotenregelungen, unangekündigte Importverbote, die Verwendung des nationalen Produktstandards Standar Nasional Indonesia (SNI) oder undurchsichtige Local-Content-Regelungen.

Ein aktuelles Beispiel ist der Ausschluss von importierter Medizintechnik in der öffentlichen Beschaffung. Zudem hat die Regierung angekündigt, den Import von Vorprodukten mit einem sogenannten Commodity-Balance-Mechanismus staatlich zu regulieren. Indonesiens Wirtschaft bleibt protektionistisch – trotz der Reform des Investitionsrechts.

Auslandsinvestitionen und Außenhandel treiben Wachstum an

Obwohl die aktuelle Industriestrategie stockt, hat Indonesien in den vergangenen 20 Jahren mit einem durchschnittlichen jährlichen Wirtschaftswachstum von mehr als 5 Prozent enorme Wohlstandszuwächse erzielt. Die Weltbank nahm den Archipel sogar in die Kategorie der Upper-Middle Income Economies auf. Die Staatsfinanzen gelten als solide. In den kommenden beiden Jahren wird mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 5 Prozent gerechnet. Ein Grund dafür ist der boomende Außenhandel, vor allem mit Rohstoffen.

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Ein weiterer sind die Auslandsinvestitionen, die schon 2022 ein Rekordhoch erreichten. Größere Mittel sind laut Investitionsministerium in den Bergbau und die Stahlproduktion im Osten des Archipels geflossen. In beiden Sektoren ist in den kommenden Jahren mit weiteren Großinvestitionen, vor allem aus China, zu rechnen. In der verarbeitenden Industrie bleibt die Anwerbung von ausländischen Investoren wegen der ungünstigen Rahmenbedingungen dagegen schwierig.

Der private Konsum ist mit einem Anteil von über 50 Prozent an der BIP-Verwendung wichtigster Konjunkturmotor. Nach dessen Einbruch während der Coronakrise nähert er sich nur langsam wieder dem Normalniveau an. Im 1. Halbjahr 2023 war der private Konsum mit 4,9 Prozent noch um 0,2 Prozentpunkte geringer gewachsen als die Gesamtwirtschaft. Die Economist Intelligence Unit (EIU) prognostiziert für 2024 ein Konsumwachstum von 5,0 Prozent, das entspricht dem erwarteten allgemeinen Wirtschaftswachstum. Auch die sinkende Inflation dürfte den Konsum weiter antreiben.

Deutsche Perspektive: Exporte legen zu, Investoren warten aber ab

Die Anzahl deutscher Unternehmen in Indonesien wird auf nur 300 bis 400 geschätzt. Das Interesse am Inselstaat ist nach Angaben von Wirtschaftskanzleien vor Ort durch die Investitionsrechtsreform zwar gestiegen. Doch gehe es zumeist um die Umstrukturierung des eigenen Geschäftes, Investitionen in neue Produktionsstätten sind hingegen selten. Immerhin waren die deutschen Exporte nach Indonesien im 1. Halbjahr 2023 auf einem Zehnjahreshoch. Insbesondere die Lieferung von Maschinen, Kfz und Stahl boomt.

Allerdings hat die Bedeutung deutscher Unternehmen in Indonesien in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Waren sie 1990 noch drittwichtigster Warenlieferant, so lagen sie 2022 mit einem Importanteil von nur noch 1,6 Prozent auf Rang 15.  Verantwortlich dafür ist vor allem der rasant gestiegene Einfluss Chinas im Handel, bei Investitionen sowie großen Infrastrukturprojekten.

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Mehr Informationen erhalten Sie auf der Länderseite Indonesien.

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