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Wirtschaftsumfeld | Bahrain | Wirtschaftsentwicklung

Investitionen aus dem Ausland willkommen

Die Wirtschaft des Landes erholt sich langsam von den Negativauswirkungen der Covid-19-Pandemie. Besonders positiv entwickelt sich der E-Commerce-Sektor.

Von Heena Nazir | Dubai

Bahrain ist ein aus 33 Inseln bestehendes Königreich mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern im Persischen Golf. Es ist das kleinste Land des Golfkooperationsrates (GCC), einem Staatenbund zur Erleichterung des Handels (Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Oman, Katar, Kuweit und Bahrain). Rund 75 Prozent der Einwohner sind Schiiten. Die Herrschaft liegt seit rund 200 Jahren in den Händen sunnitischer Familien, die den König, Vizekönig und Premierminister stellen. Die Regierung wird vom König ernannt, der auch die Richterstellen besetzt. Das Land fühlt sich dem benachbarten Saudi-Arabien eng verbunden, das seit 1986 durch den 25 Kilometer langen King Fahd Causeway vom Festland zu erreichen ist.

Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) gehört die Golfmonarchie zu den wohlhabenderen Ländern. Im Jahr 2019 belegte sie mit 38,2 Milliarden US-Dollar (US$) beim BIP weltweit Platz 36. Im Jahr 2020 sank die Wirtschaftsleistung geschätzt auf 33,4 Milliarden US$, während für 2021 circa 37,2 Milliarden US$ prognostiziert werden.

Wie Dubai und Abu Dhabi versucht Bahrain seit Jahren, mit Landaufschüttungen den Archipel zu vergrößern, der mit rund 750 Quadratkilometern etwas kleiner als das Hamburger Stadtgebiet ist. Die Hauptstadt Manama verfügt mit dem 1962 eröffneten Tiefseehafen Mina über einen Containerterminal. Geschäftssprachen sind Arabisch und Englisch.

Der Staat besitzt eine moderne Infrastruktur, ein Finanzzentrum in Manama und hat mehrere bilaterale Handelsabkommen abgeschlossen. Solche Abkommen sind auch für ausländische Investoren interessant. Chancen ergeben sich Experten zufolge vor allem in der Informations- und Kommunikationstechnik, der Digitalisierung, dem Finanzsektor,  dem Maschinenbau und der Förderung von Öl und Gas. Im April 2018 gab die Regierung bekannt, auf die größten Öl- und Gasfelder seit den ersten Ölfunden in den 1930er Jahren gestoßen zu sein. Der "Doing Business 2020"- Bericht der Weltbank sieht Bahrain unter 190 Ländern auf Rang 43 und damit sogar deutlich vor Saudi-Arabien (62) und Katar (77).  Seit dem 27. Mai 2010 besteht ein Investitionsschutzabkommen mit Deutschland.

Deutsche Exporte steigen trotz Coronakrise

Im Jahr 2020 sanken die Importe Bahrains im Vergleich zur Vorjahresperiode um 17,8 Prozent auf 14,2 Milliarden US$ (fob). Vor allem die Öl-Einfuhren nahmen um 47,9 Prozent stark ab. Der Rückgang bei den Nicht-Öl-Einfuhren betrug 4,3 Prozent. Die Exporte sind im Vergleich zum Vorjahr um 22,4 Prozent gesunken und beliefen sich auf 14,1 Milliarden US$. Dies ist vor allem auf die fallenden Ölexporte zurückzuführen (-40 Prozent).

Im selben Zeitraum sind die deutschen Ausfuhren nach Bahrain im Vergleich zur Vorjahresperiode hingegen um 35,5 Prozent auf 574,5 Millionen US$ gestiegen, während diese sich in allen anderen Golfstaaten auf Talfahrt befinden. Ein besonders hoher Anstieg ist für die SITC-Gruppe 79 „Andere Beförderungsmittel“ zu beobachten. Hier wurden im Jahr 2019 Waren im Wert von 1 Million US$ eingeführt, 2020 waren es 143 Millionen US$. Branchenkennern zufolge handelt es sich hierbei überwiegend um den Import von Flugzeugteilen.

Sinkende Ölpreise und die Coronaviruspandemie haben den Inselstaat stark getroffen. So blieben Touristen vor allem aus Saudi-Arabien wegen der Lockdown-Maßnahmen aus. Es wird angenommen, dass durch staatliche Hilfspakete 2020 die Staatsverschuldung auf 130 Prozent des BIP ansteigen wird. Schätzungen zufolge stieg das Haushaltsdefizit im selben Jahr auf 4,3 Milliarden US$. Bereits 2018 erhielt Bahrain von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuweit ein fünfjähriges zinsloses Darlehen von 10,3 Milliarden US$. Im laufenden Jahr wird mit einer Erholung gerechnet. Dennoch schränkt der Schuldenstand die langfristigen Wachstumsaussichten ein, weil für den Schuldendienst mehr Ressourcen bereitgestellt werden müssen.

E-Commerce-Sektor entwickelt sich dynamisch

Änderungen im Konsumverhalten führen zu einer wachsenden Bedeutung des E-Commerce-Sektors, insbesondere für die kleinen und mittleren Unternehmen. Während der Pandemie gab es auch im Königreich einen starken Schub bei Online-Bestellungen von Lebensmitteln, Medikamenten, Drogeriewaren, Baumarkt-Produkten und weiteren Artikeln des Einzelhandels. Im Juni 2020 veröffentlichte die Industrie- und Handelskammer von Bahrain die Ergebnisse einer Umfrage: Etwa 61 Prozent der befragten Unternehmen verzeichneten einen Anstieg, 16 Prozent sogar ein starkes Wachstum bei der Nutzung elektronischer Zahlungen.

Die E-Payment-Plattform Bab al-Bahrain gewann viele Unternehmen, die ihre Waren und Dienstleistungen darüber erstmals online stellen konnten. Im März 2021 erleichterte die Regierung die Einrichtung von Online-Shops mit Subventionen. Gute Voraussetzungen für einen wachsenden E-Commerce-Sektor bietet die flächendeckende Abdeckung mit dem schnellen 5G-Netz, welches zwei der drei Mobilfunkanbieter für ihre Kunden bereits in Betrieb haben. Zu erwarten ist eine verstärkte Nachfrage des öffentlichen und privaten Sektors nach virtueller Kommunikation, E-Learning, künstlicher Intelligenz und cloud-basierten Dienstleistungen.

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