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Wirtschaftsumfeld | Ungarn | Klimawandel

Klimaneutralität bis 2050 gesetzlich festgelegt

Die Erreichung dieses Ziels wird milliardenschwere Investitionen erforderlich machen. Wasserstoff- und Solarenergie gewinnen an Bedeutung.

Von Waldemar Lichter | Budapest

Als eines der ersten Länder in der Europäischen Union (EU) hat sich Ungarn nicht nur deklarativ, sondern auch per Gesetz verpflichtet, bis 2050 die vollständige Klimaneutralität zu erreichen. Auf welchem Weg das bewerkstelligt werden soll, wurde nun in der Strategie für nachhaltige Entwicklung (Clean Development Strategy) beschrieben, die Anfang September 2021 von der Regierung verabschiedet wurde.

Das Klimaschutzziel soll dabei erreicht werden, ohne die Wachstumsdynamik und die wirtschaftliche Prosperität des Landes zu beeinträchtigen, so Attila Steiner, für Energie- und Klimapolitik sowie die Kreislaufwirtschaft zuständiger Staatssekretär im Ministerium für Innovation und Technologie (ITM) in Budapest. Das werde möglich sein, weil Ungarn seinen Treibhausgasausstoß bereits seit 1990 um 32 Prozent reduziert habe.

Zu einem der Eckpfeiler der Strategie soll nach dem Wunsch der Regierung gehören, dass der größte Teil der Kosten der Umstellung von den Verursachern der Emissionen (Unternehmen) getragen wird, während die privaten Haushalte nicht belastet werden dürften. Von grundlegender Bedeutung bleiben auch in Zukunft die Kernenergie und das Erdgas im Energiemix des Landes.

Solarenergie erhält mehr Kapazitäten

Dennoch werden sich im Energiesektor in den nächsten Jahren einige Verschiebungen ergeben. Zum einen sollen erneuerbare Energiequellen, allen voran die Solarenergie, eine deutlich größere Bedeutung erhalten. Zum anderen wird Wasserstoff als Energieträger ab 2030 immer mehr in der ungarischen Wirtschaft eingeführt werden. Entschieden werden muss ferner das weitere Schicksal des verbliebenen großen Kohlekraftwerks Mátra.

Die Fotovoltaikkapazitäten könnten von derzeit 680 Megawatt auf 4.000 Megawatt bis 2030 und über 7.000 Megawatt bis 2040 steigen. Zur Energieerzeugung stärker genutzt werden sollen ferner Biomasse, die geothermale Energie und Wärmepumpen. Bis 2030 könnten so etwa 90 Prozent der Stromerzeugung in Ungarn frei von Kohlendioxid sein, so die Vision.

Elektromobilität wird gefördert

Einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen soll die Elektrifizierung im Verkehrssektor leisten. Dazu dienen zum einen die Subventionen für die Beschaffung von Elektro- und Hybridautos. Zum anderen hat die Regierung das mit erheblichen Fördermitteln ausgestattete Programm „Green Bus“ aufgelegt. Es soll den Anteil umweltfreundlicher beziehungsweise elektrischer Busse im öffentlichen Personennahverkehr mittelgroßer ungarischer Kommunen schrittweise erhöhen.

Auch im Bahnsektor soll die Dekarbonisierung vorangetrieben werden. Ungarns Fernbahnnetz ist bereits weitgehend elektrifiziert. Für nicht elektrifizierte Streckenabschnitte wird der Einsatz von batteriebetriebenen Fahrzeugen verstärkt. Erhebliche Einspareffekte bei Treibhausemissionen werden ferner im Wohnungssektor und durch Maßnahmen in der Kreislaufwirtschaft, etwa durch die Steigerung der Energieeffizienz von Anlagen erwartet.

EU-Gelder sollen die Transformationskosten decken

Die Kosten der Umstellung der ungarischen Wirtschaft, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, werden von der Regierung auf umgerechnet 143 Milliarden Euro geschätzt oder bis 2050 rund 2,5 Prozent des ungarischen Bruttoinlandsprodukts pro Jahr. Zur Finanzierung sollen vor allem EU-Fördergelder genutzt werden.

Das sind zum einen Fördermittel der EU-Finanzierungsperiode 2021-2027. Zum andern Mittel, die aus dem Corona-Wiederaufbaufond (Recovery and Resilience Facility, RRF) fließen sollen. In beiden Fällen steht die Genehmigung der ungarischen Pläne durch die Europäische Kommission und damit die Auszahlung der Mittel an Ungarn noch aus.

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