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Wirtschaftsumfeld | Kolumbien | Verhandlungspraxis

Kultureller Hintergrund

Die Menschen in Kolumbien gelten als warmherzig und freundlich. Unpassende Kommentare zu Drogenhandel oder Entführungen kommen nicht gut an.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Die Menschen in Kolumbien sind bekannt für ihre Lebensfreude und Gastfreundschaft. Auf deutsche Geschäftsleute kann die Höflichkeit und Zuvorkommenheit fast schon übertrieben wirken. Diese Mentalität sollte jedoch wohlwollend akzeptiert werden. Arrogantes Auftreten und offene Zweifel an der Kompetenz des kolumbianischen Geschäftspartners sind fehl am Platz. Das Gleiche gilt für ungeduldiges Verhalten und eine direkte Ansprache.

Herablassende Äußerungen über kolumbianische Ineffizienz oder Langsamkeit kommen ebenso schlecht an wie unpassende Kommentare zu Drogenhandel oder Entführungen. Das Thema ist ernst und viele Menschen in Kolumbien haben darunter gelitten oder sind es müde, immer wieder von Ausländern darauf angesprochen zu werden. Interessierte Fragen zur Sicherheitslage oder zum Friedensprozess mit der Guerilla können jedoch durchaus gestellt werden. Auch Staus oder löchrige Straßen können auf humorvolle Weise angesprochen werden. Gerne hören die Kolumbianer Komplimente über die natürliche Schönheit des Landes und die landestypische Kulinarik. Auch Fußball bietet Gesprächsstoff.

Tief religiös und hohes Sicherheitsbedürfnis

Der über 60 Jahre andauernde bewaffnete Konflikt hat in der Lebenseinstellung der kolumbianischen Bevölkerung seine Spuren hinterlassen. Die vermeintliche Haltung, dass man nur im Hier und Jetzt lebt und die Konsequenzen des eigenen Handelns keine Rolle spielen, zeigt sich zum Beispiel im Straßenverkehr. Ausländischen Gästen erscheint die Fahrweise der Einheimischen oft als hochriskant. Begünstigt wird diese Haltung durch tiefe Religiosität und Gottvertrauen. Rund 90 Prozent der Menschen im Land sind katholisch.

Aufwändige Sicherheitskontrollen in Gebäuden oder schwerbewaffnete Militärpolizei in den Straßen Bogotás mögen heute teilweise übertrieben wirken und sind ein Überbleibsel aus den Achtziger- und Neunzigerjahren, als Guerilla und Drogenkartelle regelmäßig Anschläge in den Großstädten verübten. Gerade in der Mittel- und Oberschicht herrscht ein hohes Sicherheitsbedürfnis. So sind gesicherte Einkaufszentren populär, ärmere Stadtviertel werden gemieden. Auch das trägt zur hohen geografischen Segregation der verschiedenen Schichten bei. 

Frauen haben starke Stellung

Frauen haben im Geschäftsleben eine starke Stellung. Sie sind ebenbürtige Verhandlungspartnerinnen, erwarten aber gleichzeitig, dass Männer ihnen beispielsweise die Tür aufhalten oder in den Mantel helfen. Deutsche Frauen haben im kolumbianischen Geschäftsleben keine Probleme und werden respektiert. Dabei sollten sie das zuvorkommende Verhalten kolumbianischer Geschäftspartner freundlich hinnehmen.

Klimazonen und Business-Etikette: Die richtige Kleiderwahl

Ein konservativer Dresscode ist die Regel bei Geschäftstreffen in Bogotá und Medellín. Herren tragen Anzug und Krawatte, Damen Kostüm oder Hosenanzug. Bogotá verfügt trotz Äquatornähe wegen seiner Höhe über ein gemäßigtes Klima. Die Sonne scheint intensiv auf 2.600 Metern Höhe, ein Sonnenschutz ist sinnvoll bei Außenaktivitäten. Nachts können die Temperaturen auf unter 10 Grad Celsius fallen. Wer nach Bogotá reist, sollte wegen des Höhenunterschiedes einen freien Tag zum Akklimatisieren einplanen. Das Klima in Cali und den Küstenstädten Cartagena, Barranquilla, Santa Marta und Buenaventura ist heiß, hier ist ein legeres Business-Outfit angebracht. Plötzliche Regenschauer, gerne am späten Nachmittag, sollten eingeplant werden, vor allem von April bis Mai und von Oktober bis November.

Termine vereinbaren: Brücken- und Feiertage berücksichtigen!

In Kolumbien gibt es pro Jahr rund 20 arbeitsfreie Feiertage. Die Feiertage werden meist auf einen Montag verlegt, um ein verlängertes Wochenende zu ermöglichen ("puente"). Dies gilt jedoch nicht für die wichtigsten Feiertage wie die Osterfeiertage oder den Unabhängigkeitstag (20. Juli). Dafür haben Beschäftigte nur einen geringen gesetzlichen Urlaubsanspruch von 15 Tagen. Ungünstige Zeitpunkte für Geschäftstermine sind die Osterfeiertage sowie Weihnachten und die 9 Tage davor (Novena de Aguinaldos). Auch Neujahr eignet sich nicht. Unbedingt sollte man sich bei der Reiseplanung nach Überschneidungen mit Feiertagen erkundigen.

Ethnische Zusammensetzung der kolumbianischen Bevölkerung

Die kolumbianische Bevölkerung setzt sich aus drei ethnischen Gruppen zusammen: Nachfahren der indigenen Bevölkerung, Nachkommen der europäischen, zumeist aus Spanien stammenden Kolonisten sowie Nachfahren von Sklaven aus Afrika. Einwohner mit gemischten Wurzeln (europäischen, indigenen und afrikanischen Ursprungs) machen rund 85 Prozent der Bevölkerung aus. Rund 10 Prozent aller Kolumbianer werden als rein afrikanischstämmig klassifiziert. Sie leben hauptsächlich an der Pazifikküste und in der Umgebung der Stadt Cali. Weniger als 5 Prozent der Gesamtbevölkerung sind indigene Ethnien.


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