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Wirtschaftsausblick | Oman

Oman setzt auf grünen Wasserstoff

Die geringere Ölförderung drückt 2023 das Wirtschaftswachstum auf unter 2 Prozent. Der Aufbau einer Wasserstoffindustrie soll zur Diversifizierung der Wirtschaft beitragen.

Von Robert Espey | Dubai

Top-Thema: Oman strebt Führungsposition bei grünem Wasserstoff an

Oman will seine Wirtschaft diversifizieren und damit die weiterhin hohe Abhängigkeit vom Öl- und Gassektor vermindern. Einen wesentlichen Beitrag soll der Aufbau einer grünen Wasserstoffindustrie leisten. Die Planung sieht für 2050 eine Jahresproduktion von 8 Millionen Tonnen grünem Wasserstoff vor. Dazu wären eine Elektrolysekapazität von 100 Gigawatt sowie Solar- und Windparks mit einer Leistung von 185 Gigawatt erforderlich.

Die Regierung veranschlagt die bis 2050 im Wasserstoffsektor erforderlichen Investitionen mit 140 Milliarden US-Dollar (US$). Dabei sind auch Anlagen zur Herstellung von Derivaten sowie die gesamte Infrastruktur mit Pipelines, Tanks und Meerwasserentsalzungsanlagen berücksichtigt. Als zentrale Institution für die Entwicklung und Steuerung der grünen Wasserstoffwirtschaft wurde 2022 Hydrogen Oman (Hydrom) gegründet. Die Organisation gehört zur staatlichen Energy Development Oman (EDO).

Im Juni 2023 vergab Hydrom an fünf grüne Wasserstoffprojekte Flächen für den Bau von Wind- und Solarkraftwerken sowie für Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und Ammoniak. Die geplanten Wasserstoffkapazitäten dieser Projekte summieren sich auf jährlich 0,75 Millionen Tonnen. Die zugeteilten Flächen liegen in der Provinz Al Wusta, wo sich auch die große Wirtschaftssonderzone Duqm befindet.

Anfang 2024 will Hydrom Flächen für drei Wasserstoffprojekte in der Provinz Dhofar vergeben. Es wird erwartet, dass eines der Vorhaben "SalalaH2" ist. An diesem Projekt ist Linde beteiligt.

Wirtschaftsausblick: Mittelfristig nur moderates Wachstum erwartet

Die erhofften Impulse der omanischen Wasserstoffstrategie werden das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erst langfristig steigern. In den kommenden Jahren wird die Wirtschaftsleistung dagegen nur moderat zulegen. Die Analysten der Economist Intelligence Unit (EIU) prognostizieren von 2024 bis 2027 einen kontinuierlichen Rückgang des realen BIP-Anstiegs von 2,5 auf 1,9 Prozent - und weisen den Ölsektor als Konjunkturbremse aus. Die Ölförderung soll in den nächsten Jahren nicht mehr steigen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet von 2024 bis 2026 eine Beschleunigung des BIP-Wachstums von 2,7 auf 3,4 Prozent jährlich und in den beiden nachfolgenden Jahren nur noch jeweils 3,1 Prozent. Die Weltbank prognostiziert für 2024 und 2025 Zuwächse von 2,7 und 2,9 Prozent.

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Das Sultanat bleibt weiterhin stark von der Öl- und Gasförderung abhängig. Zusammen mit der volatilen Öl- und Gasmarktentwicklung erschwert dies Prognosen. Der Anteil des Öl- und Gassektors am realen BIP lag 2022 bei 35 Prozent.

Ein leichter Rückgang der Öl- und Gaswirtschaft und die Wachstumsschwäche des Nichtölsektors führten dazu, dass die BIP-Prognose für 2023 deutlich gesenkt werden musste. Der IWF rechnet jetzt mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von lediglich 1,2 Prozent. Etwas optimistischer sind die Weltbank mit 1,4 Prozent und die EIU mit 1,7 Prozent.

Die von der OPEC+ Gruppe beschlossene Drosselung der Ölproduktion führt in Oman 2023 zu einer Reduzierung der Rohölförderung (ohne Kondensate) um rund 4 Prozent. Dieser Rückgang kann teilweise durch eine gestiegene Gasproduktion und eine höhere Förderung von Kondensaten kompensiert werden. Insgesamt dürfte der Öl- und Gassektor 2023 nur um 1 Prozent schrumpfen.

Der Nichtölsektor zeigt 2023 keine große Dynamik. Bislang liegen nur vorläufige BIP-Daten für das 1. Halbjahr vor. Für die Nichtölwirtschaft wird ein Zuwachs von real 2,1 Prozent gemeldet.

Investitionen: Hoffnungen richten sich auf das Ausland und den lokalen Privatsektor

Ausländische Direktinvestitionen und der lokale Privatsektor sollen zukünftig zum Investitionswachstum maßgeblich beitragen. Mittelfristig wird mit einem Anstieg der Bruttoanlageinvestitionen um jährlich 3 bis 4 Prozent gerechnet. Neben dem Energiesektor dürften unter anderem die Petrochemie sowie die Tourismusbranche Investitionsschwerpunkte sein.

Da Oman eine Strategie der Haushaltskonsolidierung verfolgt, verlieren öffentliche Investitionen an Bedeutung. Im Haushalt 2023 sind Investitionsausgaben der Ministerien in Höhe von 2,3 Milliarden US-Dollar vorgesehen. Das sind 24 Prozent weniger als im Vorjahr.

Wichtige staatliche Investoren sind der Staatsfonds (Oman Investment Authority) und die für Öl, Gas und Wasserstoff zuständige EDO. Die für 2023 geplanten EDO-Investitionen betragen 5,8 Milliarden US$ und fließen vor allem in Öl- und Gasprojekte.

Außenhandel: Deutlicher Rückgang der Exporte, kein Zuwachs bei Einfuhren

Das Handelsvolumen Omans erreichte 2022 mit über 101 Milliarden US$ einen neuen Höchststand. Die wieder gesunkenen Ölpreise lassen im Jahr 2023 die Exporterlöse stark zurückgehen. Beim Import muss mit einer Stagnation oder sogar einem Minus gerechnet werden.

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Im 1. Halbjahr 2023 schrumpften die Ausfuhren um 13 Prozent auf 28,4 Milliarden US$. Die Einfuhren fielen um 5 Prozent auf 18,8 Milliarden US$. Wichtige Lieferländer waren die Vereinigten Arabischen Emirate (vor allem Reexporte über Dubai), China, Saudi-Arabien, Indien und die USA.

Deutsche Perspektive: Energiewende und Diversifizierung bieten Chancen

Die Fokussierung auf grünen Wasserstoff und der Ausbau der verarbeitenden Industrie bieten deutschen Unternehmen neue Geschäftschancen. Nach einer vierjährigen Schwächephase legten die deutschen Maschinenlieferungen 2022 um 33 Prozent auf 136 Millionen Euro zu. Auch für 2023 zeichnet sich ein deutliches Plus ab.

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Eurostat zufolge stiegen die deutschen Lieferungen nach Oman in den ersten acht Monaten 2023 um 1,7 Prozent auf 552 Millionen Euro. Kräftige Zuwächse gab es bei Maschinen, Straßenfahrzeugen sowie chemischen und pharmazeutischen Produkten. Die Exporte von Molkereiprodukten und sonstigen Beförderungsmitteln gingen hingegen stark zurück.

GTAI-Informationsangebote zu Oman

Weitere Informationen zu Oman bieten unter anderem unsere Reihen "Wirtschaftsstandort", "Wirtschaftsdaten kompakt" und "Branche kompakt". Ferner sind auf der GTAI-Länderseite zahlreiche Berichten zum Wirtschaftsumfeld, zu Branchen sowie Rechts- und Zollthemen zu finden.

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