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Lohn- und Lohnnebenkosten | Schweiz

Lohnkosten

Selbst bei günstiger Entwicklung dürften die Reallöhne in der Schweiz frühestens 2023 wieder steigen. Hingegen dürften 2022 Reallohnverluste unausweichlich sein.

Von Udo Sellhast | Bonn

Löhne und Gehälter 

Die Löhne haben in der Schweiz 2021 nominal um 0,7 Prozent zugelegt. Real haben sie dagegen wegen der negativen Preisentwicklung fast stagniert, der Anstieg lag bei nur 0,1 Prozent. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die steigenden Inflationsraten machten sich bemerkbar. Für das Jahr 2022 prognostiziert die KOF selbst im günstigen Szenario Reallohnsenkungen von 1,1 Prozent. Bei einem langen Kriegsverlauf und hoher Inflation wäre allerdings sogar ein noch stärkeres Absinken der Reallöhne denkbar. Dies liegt auch daran, dass die meisten Unternehmen in der Schweiz die Gehälter nur einmal jährlich um den Jahreswechsel herum anpassen. Der derzeitige Preisanstieg wird also 2022 unterjährig zumeist nicht durch weitere Lohnrunden kompensiert. Für 2023 erwartet die KOF Nominallohnanstiege zwischen 1,7 Prozent und 1,8 Prozent.

Top-Position im World Competitiveness Ranking

Die in der Schweiz gezahlten Löhne gehören seit Langem zu den höchsten weltweit. Laut einer Erhebung der OECD lagen die durchschnittlichen Bruttogehälter in der Schweiz im Jahr 2020 rund 20 Prozent über dem deutschen Niveau. Positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit wirkt sich die vergleichsweise hohe Produktivität der schweizerischen Arbeitnehmer aus. Nach der im Juni 2021 veröffentlichten Studie des Lausanner Instituts für Managemententwicklung (IMD) liegt die Schweiz daher bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit trotz der hohen Gehälter weltweit auf Rang eins vor Schweden und Dänemark.

Entwicklung der durchschnittlichen Bruttomonatslöhne

2018

2019

2020

2021

nominal (in Schweizer Franken, sfr)

6.560

6.597

6.665

6.732

nominal (in Euro)

5.680

5.933

6.223

6.227

reale Veränderung (in %) *)

-0,4

0,5

1,5

0,1

Wechselkurs (1 Euro = ... sfr)

1,155

1,112

1,071

1,081

*) gegenüber Vorjahr bezogen auf Landeswährung Quelle: Bundesamt für Statistik 2021; KOF 2022

Der regionale Vergleich der jüngsten Lohnstrukturerhebung 2020 zeigt, dass die Löhne in den Regionen unterschiedlich ausfallen. In Zürich, dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes, wurden 7 Prozent mehr als im Landesdurchschnitt gezahlt. Auch die Nordwestschweiz mit den großen Pharmaunternehmen im Raum Basel gilt als Hochlohnregion. Tessin bildete mit 17 Prozent unterhalb des Durchschnitts klar das Schlusslicht.

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Regionen

2020 (in sfr)

Veränderung 2020/18 (in %) *)

2020 (in Euro)

Landesdurchschnitt

6.665

1,9

6.223

Größte Stadt (Zürich)

7.113

2,1

6.641

Hochlohnregion (Nordwestschweiz)

6.789

1,1

6.339

Niedriglohnregion (Tessin)

5.546

3,4

5.178

*) nominal; die Lohnstrukturerhebung wird nur alle zwei Jahre durchgeführtQuelle: Bundesamt für Statistik, Schweizerische Lohnstrukturerhebung 2020

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen

2020 (in sfr)

Veränderung 2020/18 (in %) *)

2020 (in Euro)

Insgesamt

6.665

1,9

6.223

Telekommunikation

9.200

4,0

8.590

Finanzwesen, Banken, Versicherungen

9.630

3,7

8.992

Immobilienbranche

6.859

1,5

6.404

Verarbeitendes Gewerbe, darunter

6.535

1,5

6.102

  Pharmazie

10.040

3,0

9.374

  Chemische Industrie

7.735

0,2

7.222

  Maschinenbau

7.141

1,9

6.668

  Elektrotechnik/Elektronik

6.973

2,1

6.511

  Fahrzeugbau

6.275

3,2

5.859

  Metallurgie

6.185

1,0

5.775

  Papierindustrie

6.056

4,2

5.655

  Holzindustrie

6.003

-0,7

5.605

  Gummi- und Kunststoffindustrie

5.999

0,7

5.601

  Textilindustrie

5.362

-1,4

5.007

  Nahrungsmittel-/Getränkeindustrie

5.190

-0,4

4.846

Bergbau

6.311

1,4

5.893

Bauwirtschaft

6.299

1,3

5.881

Transport und Logistik

6.172

1,2

5.763

Handel, Reparaturen

5.692

1,0

5.315

Hotel und Gastronomie

4.482

1,6

4.185

*) nominal; die Lohnstrukturerhebung wird nur alle zwei Jahre durchgeführt; Wechselkurs 2020: 1 Euro = 1,071 Schweizer Franken (sfr) Quelle: Bundesamt für Statistik 2021

Bei Ansiedlungsvorhaben tritt ein ausländischer Investor in der Regel als neuer Mitbewerber am regionalen Arbeitsmarkt auf. Er muss einen Teil der zukünftigen Belegschaft von anderen Arbeitgebern abwerben. Deshalb wird er sich sowohl an Branchenerfahrungswerten und statistischen Durchschnitten als auch an den spezifischen Verhältnissen vor Ort orientieren müssen. Ferner ist zu beachten, dass zwischen den Löhnen in den Städten und in ländlichen Regionen eine Differenz von ungefähr 15 Prozent besteht. Die nachfolgenden Gehaltsangaben können daher nur eine grobe Orientierung bieten.

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach ausgewählten Positionen

2020 (in sfr)

Veränderung 2020/19 (in %) 1)

2020 (in Euro)

Geschäftsführerin einer größeren Niederlassung 2)

50.000

k.A.

46.700

Geschäftsführerin eines kleinen bis mittleren Unternehmens

25.000

k.A.

23.500

Vertriebsleiterin

17.000

0,8

15.800

Ingenieurin

12.000

1,0

11.200

Programmiererin/Softwareentwicklerin

10.000

1,0

9.300

Sekretärin mit Fremdsprachenkenntnissen

8.000

0,8

7.500

Buchhalterin

8.300

0,8

7.800

Kraftfahrerin

6.000

0,8

5.600

1) nominal; 2) zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Tabelle bei den Berufsbezeichnungen die jeweilige Begrifflichkeit sowohl für die männliche als auch die weibliche Form verwendetQuelle: Kienbaum/Handelszeitung: Kadersalärstudie 2021; Robert Half: Gehaltsübersicht 2021

Die Höhe der Vergütung bei Geschäftsführern beziehungsweise Topmanagern schwankt ganz erheblich von Branche zu Branche und hängt zudem von der Größe und Marktposition des Unternehmens ab. Unter den großen Branchen führen Banken und Versicherungen vor Chemie/Pharma das Ranking an. Nach Erhebungen der Handelszeitung zahlen rund 20 schweizerische Konzerne ihren Vorständen durchschnittliche Jahresgehälter von mehr als 2 Millionen Schweizer Franken (sfr; einschließlich Boni in bar oder Aktien/Optionen sowie Altersvorsorgeleistungen). 

Bruttolöhne (Produktion)

2020 (in sfr)

Veränderung 2020/18 (in %) 1)

2020 (in Euro)

Angelernte Arbeiterin (Tätigkeiten, die in wenigen Tagen zu erlernen sind und für die keine spezielle Berufsausbildung notwendig ist) 2)

5.300

1,7

4.950

Mitarbeiterin, die unter Aufsicht Tätigkeiten ausführt, für die eine mehrjährige Berufsausbildung erforderlich ist; z.B. Metallarbeiterin, Mechanikerin

6.100

1,7

5.700

Ausgebildete Mitarbeiterin mit mehrjähriger, praktischer Berufserfahrung, die Aufgaben zuverlässig ohne Aufsicht durchführen und Fertigungsprozesse einrichten kann; z.B. männlicher Facharbeiter, 10 Jahre Berufserfahrung, Raum Basel

Pharma: 9.900, Maschinenbau: 7.500

1,7

Pharma: 9.200, Maschinenbau: 7.000

Mitarbeiterin mit mehrjähriger Erfahrung und Leitungsbefugnis, die als Vorarbeiterin die Arbeit von Produktionsbereichen verantwortet; z.B. männlicher Vorarbeiter, mittlere Führungsverantwortung, Raum Basel

Pharma: 13.200, Maschinenbau: 10.700

1,7

Pharma: 12.300, Maschinenbau: 10.000

1) nominale durchschnittliche Gehaltserhöhung; 2) zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Tabelle bei den Berufsbezeichnungen die jeweilige Begrifflichkeit sowohl für die männliche als auch die weibliche Form verwendetQuelle: Bundesamt für Statistik: Lohnstrukturerhebung 2018; Gehaltsrechner Salarium (mit letztverfügbaren Werten des Jahres 2018)

Weitere Lohnbestandteile

Über ein Drittel der Angestellten in der Schweiz erhält Boni. Allerdings ist der Einsatz dieses Motivationsinstruments in einzelnen Branchen sehr unterschiedlich. Der jüngsten nationalen Lohnstrukturerhebung zufolge, die Daten des Jahres 2020 auswertet, entfallen gut 6 Prozent aller Löhne auf Sonderzahlungen. Beschäftigte ohne Führungsverantwortung erhielten durchschnittliche Jahresboni von 3.998 sfr (etwa 3.733 Euro). Bei Führungskräften des oberen Kaders war die Spanne der Bonushöhe äußerst weit. Sie reichte von durchschnittlichen jährlichen Bonuszahlungen in Höhe von 23.097 sfr (etwa 21.566  Euro) im Handel über 90.264 sfr (etwa 84.280 Euro) in der Pharmaindustrie bis zu 134.381 sfr (etwa 125.472 Euro) bei Banken.

Boni und Dienstwagen sind verbreitet

Variable Bestandteile spielen bei den Vergütungspaketen für Führungskräfte eine große Rolle. Bis zu ein Drittel der Vergütung ist variabel. Sie besteht insgesamt betrachtet nahezu ausschließlich aus Barzahlungen sowie Beiträgen zu freiwilligen Pensionskassen (sogenannte Kaderpläne). Aktien und Optionen kommt dagegen kaum eine Bedeutung zu. Der Anteil von Fringe Benefits wie Dienstwohnungen, Clubmitgliedschaften sowie Kredite zu vorteilhaften Konditionen sind ebenfalls vergleichsweise unbedeutend. Weit verbreitet sind die private Nutzung geschäftlicher Handys sowie die Gewährung eines Dienstwagens, der auch privat genutzt werden darf. Etwa drei Viertel der Geschäftsführer – so schätzt KPMG – steht ein Dienstwagen zur Verfügung. Die beliebteste Marke ist Audi.

Sozialversicherungsbeiträge 

Traditionell zählt die Krankenversicherung nicht zur von Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam finanzierten Sozialversicherung. Die Krankenversicherung ist ebenfalls obligatorisch, fällt aber einkommensunabhängig an und muss von jeder Person individuell gezahlt werden (siehe Anmerkung zur Krankenversicherung in Tabelle "Sozialbeiträge 2022").

Mit dem Bundesgesetz über die Familienzulagen (FamZG) sind die Familienzulagen außerhalb der Landwirtschaft bundesrechtlich geregelt. Das FamZG schreibt Mindestansätze für Kinder- und Ausbildungszulagen vor. Die Kantone können höhere Familienzulagen als im FamZG vorsehen, weshalb die ausgerichteten Leistungen in den Kantonen unterschiedlich sind. Hierzu zählen Kinder-, Ausbildungs- und Geburtszulagen.

Sozialbeiträge 2022 (in Prozent der Bemessungsgrundlage) 1)

Rentenversicherung AHV (Arbeitgeberanteil)

4,35

Krankenversicherung (Arbeitgeberanteil)

0,0 2)

Invaliditäts-, Erwerbsersatz- und Mutterschaftsschutzversicherung (Arbeitgeberanteil)

0,95

Arbeitslosenversicherung ALV (Arbeitgeberanteil)

1,1 3)

Sonstige Versicherungen (Arbeitgeberanteil)

3 bis 12 4)

1) Gehalt, wenn nicht anders angegeben; 2) vom Versicherten selbst zu zahlen; 3) bis 148.200 sfr Jahresgehalt, darüber 0,5 Prozent; 4) je nach Kanton und Art der betrieblichen Pensionskasse, zuzüglich individueller Prämien für die Unfallversicherung Quelle: Bundesamt für Sozialversicherungen 2022

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