Wirtschaftsumfeld | Polen | Körperschaftsteuer
Unternehmensverbände kritisieren Pläne des Finanzministeriums
Seit einigen Monaten diskutiert Polen über eine große Steuerreform. Teil des Projekts ist eine neue Abgabe für Unternehmensgruppen und Konzerne. Dagegen regt sich Widerstand.
17.09.2021
Von Christopher Fuß | Warschau
Die Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) kritisiert mit 14 weiteren Mitgliedern des internationalen Kammernetzwerkes (International Group of Chambers of Commerce; IGCC) eine geplante Steuerreform.
Nach Plänen des Finanzministeriums sollen Unternehmen eine Abgabe in Höhe von 0,4 Prozent auf ihre Einnahmen und in Höhe von 10 Prozent auf bestimmte Ausgaben, wie zum Beispiel auf Lizenzgebühren, leisten.
Von der Steuer betroffen wären Unternehmen, die Verluste erwirtschaften oder deren Gewinne nicht mehr als ein Prozent der Einnahmen ausmachen. Für bestimmte Gesellschaftsformen und Branchen gelten Ausnahmen. Nach Angaben des Finanzministeriums träfe die Reform vor allem große Firmen. Ziel sei es, Steuervermeidung einzudämmen.
Die AHK Polen kritisiert mit weiteren internationalen Kammern die neue Regelung als willkürlich und praxisfern. Analysen hätten gezeigt, dass eine Besteuerung der Einnahmen kein geeigneter Weg zur Bekämpfung von Steuervermeidung sei. Hilfreicher wäre eine genauere Erfassung steuerpflichtiger Gewinne. Auch die von der OECD im Juli 2021 beschlossene globale Mindeststeuer bemesse sich an Gewinnen. Die Reform diskriminiere ferner jene Wirtschaftszweige, die geringe Margen erwirtschaften. Auch sehen die Kammern eine Gefahr der Doppelbesteuerung. Der Einzelhandel zahle schon heute eine sogenannte Einzelhandelsumsatzsteuer.
Das IGCC Netzwerk in Polen umfasst circa 2.700 Firmen. Die AHK Polen verfügt über knapp 1.000 Mitgliedsunternehmen.
