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Wirtschaftsausblick | Saudi-Arabien

Gesamtwirtschaftlicher Ausblick

In Saudi-Arabien lassen Kürzungen der Ölproduktion die Exporteinnahmen einbrechen. Der Ausbau der Nichtölwirtschaft eröffnet deutschen Unternehmen Geschäftschancen.

Von Robert Espey | Dubai

Top-Thema: Geringere Ölproduktion verursacht Rezession

Auch künftig stellt der volatile Ölmarkt für die Konjunktur des Königreichs ein erhebliches Risiko dar. Die Diversifizierungspolitik der saudi-arabischen Regierung wird zwar zu einer tendenziell sinkenden Abhängigkeit vom Ölsektor führen, jedoch bleibt die Ölförderung mittel- und langfristig der mit Abstand wichtigste Wirtschaftszweig. Der Anteil des Ölsektors am realen BIP lag 2022 bei 39 Prozent und ist aufgrund der weiteren Förderdrosselung 2023 auf geschätzte 36 Prozent gefallen.

Nach vorläufigen Berechnungen des saudi-arabischen Statistikamtes schrumpfte 2023 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) (Reihenfolge: Jahr nach BIP nennen) um real 0,9 Prozent. Vor allem die Drosselung der Ölförderung verursachte den Rückgang. Der Ölsektor schrumpfte um 9,2 Prozent. Die private Nichtölwirtschaft konnte hingegen um 4,6 Prozent zulegen. Eine starke Ausweitung der Fördermenge ermöglichte 2022 ein BIP-Wachstum um 8,7 Prozent.

Saudi-Arabien hat 2023 seine Ölförderung um über 9 Prozent auf durchschnittlich 9,6 Millionen Barrel pro Tag zurückgefahren. Die Reduzierung der Fördermenge trug wesentlich dazu bei, den Verfall des Ölpreises zu stoppen. Die Drosselung ging über die von der OPEC+ Gruppe beschlossenen Produktionskürzungen hinaus.

Der Ölpreis befand sich im 1. Halbjahr 2023 auf Talfahrt und sank im Juni auf durchschnittlich 75,2 US-Dollar (US$; OPEC Basket Price). Im September wurde wieder die Marke von 90 US$ überschritten, anschließend folgte erneut ein Rückgang. Im Dezember fiel der Monatsdurchschnitt auf 79 US$. Der Jahresdurchschnitt lag bei 83 US$. Im Jahr 2022 waren es noch 100,1 US$.

Wirtschaftsausblick: Nichtölwirtschaft soll Wachstumsmotor sein

Der Ölsektor wird 2024 in Saudi-Arabien erneut das gesamtwirtschaftliche Wachstum abbremsen. Im 1. Quartal 2024 will das Königreich lediglich durchschnittlich 9 Millionen Barrel pro Tag fördern. Dies sind etwa 6 Prozent weniger als im Jahresdurchschnitt 2023 und 15 Prozent weniger als 2022. Das Ölministerium gab im Januar 2024 bekannt, die Pläne für eine Ausweitung der Ölförderkapazitäten von 12 Millionen auf über 13 Millionen Barrel pro Tag auf Eis zulegen. 

Die Analysten des Finanzdienstleisters Jadwa aus Riad gehen in ihrer jüngsten Prognose vom Dezember 2023 für 2024 von einer Schrumpfung des Ölsektors um lediglich 1,8 Prozent aus. Die Ölförderung soll im Jahresdurchschnitt auf 9,4 Millionen Barrel pro Tag sinken. In der Nichtölwirtschaft wird ein Plus von 5,2 prognostiziert. Damit würde das gesamte BIP um 2,3 Prozent zu legen.

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Die von Jadwa für 2024 angenommene Ölfördermenge würde im Zeitraum April bis Dezember gegenüber dem 1. Quartal eine Steigerung der durchschnittlichen Tagesproduktion um 6 Prozent bedeuten. (Hier komme ich nicht mehr mit:  warum werden hier unterschiedliche Jahreszeiträume miteinander verglichen? Und warum ist diese Information an der Stelle relevant? Es wurde doch schon oben erwähnt, dass die Produktion 2024 kleiner ausfallen soll ) Ob die Entwicklungen auf den internationalen Ölmärkten 2024 eine solche Ausweitung der Förderung ohne Preiseinbrüche ermöglichen, lässt sich nur schwer vorhersagen.

Das erwartete Wachstum der Nichtölwirtschaft soll vor allem durch den Ausbau der verarbeitenden Industrie und verschiedener Dienstleistungsbranchen generiert werden. Die "National Strategy for Industry" aus dem Jahr 2022 sieht vor, die industrielle Wertschöpfung bis 2030 zu verdreifachen. Im Dienstleistungsbereich haben unter anderem die Entwicklung des Freizeit- und Tourismussektors sowie der Logistikbranche Priorität.

Investitionen: Staatsfonds finanziert viele Großprojekte

Der saudi-arabische Public Investment Fund (PIF) verfügt im In- und Ausland über Vermögenswerte in Höhe von etwa 700 Milliarden US$. Er wird von Kronprinz Mohammad bin Salman kontrolliert und ist derzeit Hauptfinancier der fünf Gigaprojekte NEOM, Read Sea Tourism Project, Qiddiya Leisure and Sports Project, Roshn Housing Project und Diriyah Culture and Tourism Project.

Zudem hat der PIF in zahlreiche Firmen investiert. Dazu gehören unter anderem die neue Fluggesellschaft Riyadh Air sowie ein Unternehmen zur Realisierung eines gewaltigen Stadtentwicklungsprojekts in Riad (New Murabba Development). Im Oktober 2023 gründete der PIF die National Automotive and Mobility Investment Company. Das Unternehmen soll den Aufbau einer Elektrofahrzeugindustrie forcieren.

Konsum: Verbraucher sind wichtige Konjunkturstütze

Nach einem Einbruch des Konsums im Coronajahr 2020 werden die privaten Haushalte seit 2021 wieder ihrer traditionellen Rolle als zuverlässige Konjunkturstütze gerecht. Die Konsumausgaben lagen 2022 um 5,4 Prozent über dem Niveau von 2019. Für 2023 liegen die Schätzungen bei plus 3 bis 4 Prozent. Im laufenden Jahr könnte sich dieser positive Trend etwas abschwächen.

Außenhandel: Einfuhren steigen, Ausfuhren sinken

Der Handelsbilanzüberschuss könnte im Jahr 2023 von 221 Milliarden auf unter 110 Milliarden US$ gesunken sein. In den ersten neun Monaten 2023 ließen geringere Ölexporte die Gesamtausfuhr gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 23 Prozent auf 296 Milliarden US$ (fob) schrumpfen. Zugleich stiegen die Importe um 13 Prozent auf 195 Milliarden US$ (cif). Hauptlieferanten waren China, die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate (vor allem Reexporte über Dubai), Indien und Deutschland.

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Deutsche Perspektive: Partner der Diversifizierungsstrategie

Die Diversifizierung der saudi-arabischen Wirtschaft bietet deutschen Firmen große Kooperationschancen. So ist der deutsche Maschinenbau ein wichtiger Partner beim Ausbau der verarbeitenden Industrie. Die deutsche Maschinenausfuhr nach Saudi-Arabien erholte sich 2022 nach einer sechsjährigen Schwächephase deutlich. Die Lieferungen der Branche stiegen um 24 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Im 1. Halbjahr 2023 wurde ein Plus von 53 Prozent verzeichnet. SOHE: Es müssten mittlerweile Ganzjahreszahlen vorliegen

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Die deutschen Ausfuhren nach Saudi-Arabien waren 2021 mit 5,6 Milliarden Euro auf den niedrigsten Wert seit 2009 gesunken. Seit 2022 geht es wieder deutlich bergauf. Die Exporte stiegen 2022 um 20,6 Prozent. Für 2023 wird ein weiterer Zuwachs um 20,9 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro gemeldet.

GTAI-Informationsangebote zu Saudi-Arabien

Weitere Informationen zu Saudi-Arabien bieten unter anderem unsere Reihen "Wirtschaftsstandort", "Wirtschaftsdaten kompakt" oder "Branche kompakt". Ferner sind auf der GTAI-Länderseite zahlreiche Berichte zum Wirtschaftsumfeld, zu Branchen sowie Rechts- und Zollthemen zu finden.

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