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Wirtschaftsumfeld |Italien |Investitionsklima

Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen

Die vielen Projekte des mit EU-Geldern üppig ausgestatteten Recovery Plans sichern in Italien auch für die kommenden Jahre interessante Investitionsmöglichkeiten.  

Von Oliver Döhne | Mailand

Nach einem überraschend starken Jahr 2021 wird Italiens Wirtschaft 2022 real nur noch um rund 2 bis 3 Prozent wachsen, wobei die Investitionen als Konjunkturlokomotive fungieren und 2022 zwischen 6 und 9 Prozent zulegen könnten. Weitere Informationen zur aktuellen Wirtschaftslage finden Sie in unserem Wirtschaftsausblick Italien.

Investitionen stützen Wachstum

Mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 1,7 Billionen Euro (2021) und 59 Millionen Einwohnern ist Italien die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone und hinter Frankreich und vor Kanada weltweit die Nummer acht. Gemeinsam mit Deutschland und Frankreich bildet Italien die industrielle Kernregion Europas. Die Lieferketten Italiens und Deutschlands sind eng verzahnt und vom Mittelstand geprägt.

Viele italienische Universitäten und Forschungsinstitute gelten als exzellent. Herausforderungen sind unter anderem die schwerfälligen Institutionen, die politische Instabilität und Intransparenz bei größeren Projekten. Weitere Informationen zu Standortvor- und -nachteilen finden Sie in unserer SWOT-Analyse Italien

Mietpreisentwicklung in Italien (Euro pro Quadratmeter/Jahr)

Indikator

2019

2020

2021

Rom Zentrum

365

360

370

Rom Stadt

280

275

280

Rom Stadtrand

155

150

150

Mailand Zentrum

380

380

390

Mailand Stadt

230

225

235

Mailand Stadtrand

130

125

125

Quelle: Scenari Immobiliari 2022

Recovery Plan sorgt für gutes Investitionsklima

Eine gute Gelegenheit bieten die fast 191 Milliarden Euro des Recovery Fonds, die Europa Italien für Fördermittel bereitstellt, um den grünen und digitalen Wandel zu bewerkstelligen. Bis 2026 gibt es hier eine Vielzahl von Ausschreibungen in den Feldern Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Gesundheit, Mobilität, Entwicklung des Südens sowie Bildung und Forschung. Eine Übersicht über den Stand der Projekte bietet die Regierung auf der Seite "Italia Domani".  

Wieder höhere Kapitalzuflüsse 2021

Nach dem schwächeren Jahr 2020 floss 2021 wieder mehr Kapital ins Land. Laut der Unternehmensberatung EY nahm die Zahl der FDI-Projekte (Foreign Direct Investment, ausländische Direktinvestitionen) 2021 gegenüber dem Vorjahr um 83 Prozent auf 207 Projekte zu, womit Italien erstmals wieder in die Top 10 Europas einzieht, aber noch immer deutlich hinter Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Deutschland liegt.

Nach Angaben der italienischen Zentralbank sind 27,8 Prozent des ausländischen Kapitals in der verarbeitenden Industrie investiert, 10,8 Prozent im Finanz- und Versicherungsbereich, 10,4 Prozent im Handel und 9,5 Prozent im Kommunikationssektor. Größter Investor war beim Bestand 2020 (gemessen am tatsächlichen Ursprungsland, ultimate investing country, UIC) Frankreich (19,5 Prozent), vor den USA (11,3 Prozent), Deutschland (8,5 Prozent) und dem Vereinigten Königreich (8,2 Prozent). 

Die Übernahmen (Merger and Aquisitions, M&A) italienischer Unternehmen durch ausländische Firmen stiegen 2021 nach einem Bericht der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG wertmäßig um 202 Prozent auf rund 17,2 Milliarden Euro und anzahlmäßig um 68 Prozent auf 367 Deals. Wichtigste Akteure waren die USA, Frankreich und das Vereinigte Königreich. Deutschland rutschte mit 23 Übernahmen von Rang 4 im Vorjahr auf Rang 6 ab. Zielbranchen der Akteure waren 2021 die Telekommunikation, der Einzelhandel, Support-Dienste/Infrastruktur, Finanzdienstleistungen, Industrie und Energie. 

Ausländische Direktinvestitionen in Italien (in Milliarden Euro)

Indikator

2018

2019

2020

Nettotransfer

31,9

16,2

-20,6

Kumulierter Bestand

379,6

394,8

382,4

Quelle: Banca d'Italia 2022

Deutsche Firmen investieren weiterhin stetig in Italien, meist in der Form von Erweiterungsinvestitionen. Besonders im Handel expandieren deutsche Ketten wie der Discounter Lidl oder die Drogeriemarktkette dm spürbar. Auch im Logistik- und Transportbereich ist Bewegung, wie beispielsweise am Engagement der Hamburger Hafen und Logistik AG im Hafen Triest zu sehen ist. Weitere Sektoren, die deutsche Investitionen anziehen, sind Erneuerbare Energie, wo unter anderem RWE Renewables einen Windpark in Sizilien baut, und die Pharmabranche, wo Aenova seine Produktionsanlagen bei Latina erweitert.  

In einer Mitgliederbefragung der Deutsch-Italienischen Handelskammer (AHK Italien) von Mai 2022 gaben 23 Prozent der Befragten an, dass sie ihre Investitionen in den kommenden 12 Monaten in Italien erhöhen wollen. Rund 53 Prozent wollen das Investitionsniveau konstant halten, während sich 24 Prozent weniger oder gar nicht engagieren wollen.

Etwa 40 Prozent der von der AHK Mailand befragten Mitgliedsfirmen planen neue Mitarbeiter einzustellen, 49 Prozent wollen den Personalbestand konstant halten und 11 Prozent planen Personal abzubauen.

Als Hauptrisiken (Mehrfachnennungen möglich) sahen die Unternehmen einen Rückgang der Nachfrage (75 Prozent), wirtschaftspolitische Entscheidungen (61 Prozent), Finanzen (22 Prozent), Arbeitskosten (22 Prozent), Energiepreise (15 Prozent), die Dauer von Rechtsprozessen (15 Prozent), Handelsschranken (15 Prozent), Mangel an qualifiziertem Personal (12 Prozent) und die Infrastruktur (12 Prozent). Hierbei fällt im Vergleich zum Vorjahr auf, dass besonders die Risiken von politischen Entscheidungen und die Arbeitskosten kritischer bewertet werden. 

Deutsche Direktinvestitionen in Italien *) (in Milliarden Euro)

Indikator

2017

2018

2019

2020

Nettotransfers

3,1

3,5

9,1

1,5

Kumulierter Bestand

35,5

37,9

43,9

44,6

* Ultimate Investing CountryQuelle: Deutsche Bundesbank 2022

Deutsche Unternehmen sind zum Teil schon sehr lange in Italien aktiv, sie tragen einen wichtigen Teil zur lokalen Wertschöpfung bei. Nach einer Studie der Bank Intesa Sanpaolo erwirtschaften rund 1.900 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung rund 72 Milliarden Euro und beschäftigen 168.000 Personen. Schwerpunkt ist neben dem Handel (unter anderem Metro, Aldi, Lidl, Phoenix Pharmahandel) die verarbeitende Wirtschaft, die rund 400 Unternehmen mit rund 51.000 Beschäftigten und 19 Milliarden Euro Umsatz zählt.  


Größte deutsche Industrie-Investitionen in Italien (Stand: 2021)

Unternehmen

Segment 

Standorte (Produktion)

Beschäftigte 

Bosch

Konsumgüter, Mobilitätslösungen, Industrietechnik, Energie und Bautechnologie

Cremona, Modena, Bergamo, Udine, Bari

6.000 

Siemens

Energie- und Elektroindustrie, Automation, Mobilität

Cairo Montenotte, Trento

3.300 

Volkswagen (Ducati, Lamborghini)

Sportwagen- und Motorräderproduktion

Sant'Agata Bolognese, Borgo Panigale

2.500

Bayer

Agrarchemikalien, pharmazeutische Vorprodukte

Garbagnate Milanese, Filago

1.800 

BASF

Agrarchemikalien, chemische Vorprodukte

Fino Mornasco, Giussano, Zingonia,

Pontecchio Marconi, Rom, Latina, Villanova d'Asti, Treviso 

1.500 

HeidelbergCement (Italcementi)

Zement, Beton

Bergamo und zahlreiche weitere Produktionen

1.500 

Fresenius Kabi Italia

Medizintechnik

Cremona

700

SAP Italia

Softwarelösungen für Unternehmen

Vimercate (Monza) , Rom

700

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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