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Wirtschaftsumfeld | Madagaskar | Investitionsförderung

Praxischeck

Französisch-Kenntnisse sind unverzichtbar. Der geduldige Aufbau von Kontakten sowie Einsatzbereitschaft sind wichtige Voraussetzungen für den Erfolg.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Pioniergeist ist gefragt

Praktische Einschätzungen von deutschen Investoren in Madagaskar sind gar nicht so leicht zu bekommen, da es nur wenige Akteure gibt, die dort eine Niederlassung betreiben. Wer sich also für eine Aktivität in dem frankophonen Land entscheidet, ist ein Stück weit Pionier. Eine große deutsche Auslandsgemeinde wie zum Beispiel in Nairobi (Kenia) oder Johannesburg (Südafrika), mit der man sich über seine Erfahrungen austauschen kann, gibt es in Madagaskar nicht. Die Fähigkeit und Bereitschaft, über einen längeren Zeitraum Kontakte mit lokalen Geschäftspartnern oder Regierungsstellen aufzubauen, wird dadurch noch wichtiger.

Ohne Französisch-Kenntnisse kommt man nicht weiter. Auch wenn Madagaskar der überwiegend Englisch sprachigen Southern African Development Community (SADC) angehört und man daher vermuten könnte, dass sich das Land zunehmend auch sprachlich dieser Region angepasst hat. In den Behörden wird ausschließlich Französisch gesprochen – selbst die Investitionsfördereinrichtung Economic Development Board of Madagascar (EDBM) verfügt nur über eine französisch-sprachige Webseite. Immerhin sprechen zahlreiche EDBM-Mitarbeitende Englisch sowie Unternehmensvertreter, die international oft gut vernetzt sind.

Der größte deutsche Player in Madagaskar ist der Geschmacksstoffproduzent Symrise, der sich im lokalen Vanilleanbau engagiert. Dort verfügt das Unternehmen über Vertragspartnerschaften mit zahlreichen Bauern. Auf Madagaskar entfallen circa 60 Prozent der weltweiten Vanilleproduktion. Darüber hinaus ist das soziale Unternehmen Africa Green Tec in Madagaskar aktiv. Das Unternehmen engagiert sich in Dörfern beim Aufbau einer Solarstromversorgung sowie mit Zusatzdienstleistungen wie Kühlung und Wasserbereitstellung und -aufbereitung.

Für Vertriebsniederlassungen ist der Markt oft noch zu klein

Eine geschäftliche Niederlassung in Madagaskar kommt dann in Betracht, wenn die Finanzierungsfrage zumindest teilweise geklärt ist. Zum Beispiel wenn Geberorganisationen Gelder für bestimmte Aktivitäten bereitstellen (Infrastruktur) oder der Kundenkreis zahlungskräftig ist (Tourismus, Cash Crops, Mineralien). Hingegen gibt es so gut wie kein Unternehmen, welches in Madagaskar eine eigene Vertriebsfiliale gegründet hat. Dafür ist der Markt in vielen Branchen zu klein und auch Madagaskars regionale Reichweite ist sehr gering. In der Regel suchen sich deutsche Unternehmen für den Vertrieb von Maschinen, technischen Ausrüstungen oder Chemikalien einen Handelsvertreter in Madagaskar, Südafrika oder Frankreich.

Herausforderungen für Investitionen in Madagaskar sind die mitunter kleinen, schwach organisierten und daher auf den ersten Blick intransparenten Sektoren. Auch das Rechtssystem weist in der Praxis laut Einschätzungen von Unternehmen Schwächen auf. Seitens der Behörden lassen Entscheidungen oder Genehmigungen oft sehr lange auf sich warten. Andererseits treiben die madagassischen Finanzbehörden die Steuern recht strikt ein. Verfehlungen sollte man sich bei der Steuerabrechnung besser nicht erlauben. Je nach Branche stellt auch das Thema "Compliance" eine Herausforderung dar, wodurch weitere Kosten oder Verzögerungen entstehen.

Bestätigt wird das schwierige Geschäftsumfeld durch den Global Competitiveness Report des World Economic Forum. In sämtlichen Kategorien liegt Madagaskar auf den hinteren Plätzen. Der regionale Konkurrent Mauritius verfügt über ein deutlich einfacheres Geschäftsumfeld. Nur in der Kategorie "Marktgröße" liegt Madagaskar vor Mauritius. Dieses Argument dürfte in den kommenden Jahren aufgrund des Bevölkerungswachstums noch deutlich an Gewicht hinzugewinnen.

WEF-Länderrating 2019, Madagaskar (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 141 Ländern)

Kriterien

Madagaskar

Mauritius

Deutschland

Gesamtrang

132

52

7

1 Institutionen (bewertet unter anderem Eigentumsrechte, Unabhängigkeit der Justiz, Intensität der Auditierung)

131

29

18

2 Infrastruktur

138

64

8

3 ICT Adoption

136

43

36

4 Makroökonomische Stabilität 

114

57

1

5 Gesundheit 

125

82

31

6 Höhere Bildung und Ausbildung 

130

79

5

7 Effizienz der Gütermärkte (bewertet unter anderem benötigte Zeit für die Unternehmensgründung, Wettbewerbsintensität, Besteuerung, Zollvorschriften)

116

22

9

8 Effizienz des Arbeitsmarkts 

102

76

14

9 Entwicklung des Finanzmarkts (bewertet unter anderem Beschränkungen der Kapitalströme)

125

27

25

10 Marktgröße 

107

119

5

11 Dynamik des Geschäftsumfeldes 

114

38

5

12 Innovationsfähigkeit

131

70

1

Quelle: World Economic Forum, Global Competitiveness Report 2019; insgesamt wurden 141 Länder bewertet

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