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Wirtschaftsumfeld | Ruanda | Investitionsförderung

Praxischeck

Unternehmen bestätigen das vergleichsweise gute institutionelle Geschäftsumfeld in Ruanda. Es gibt jedoch auch Einschränkungen.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Eine nüchterne Analyse des Marktpotenzials für das eigene Produkt- oder Dienstleistungsangebot ist unerlässlich. Mitunter sorgt das zweifelsohne sehr gute Standortmarketing des Landes für überzogene Erwartungen bei Unternehmern, sodass es vereinzelt auch zu Enttäuschungen seitens der Unternehmen kommt. Bei allen guten Bewertungen in puncto "investorenfreundliches Geschäftsumfeld" spielt die Frage nach Marktgröße und Kosten, zum Beispiel für den Warentransport, eine mindestens genauso wichtige Rolle.

Unternehmen, die ihr passendes Geschäftsmodell nach sorgfältiger Prüfung in Ruanda implementiert haben, berichten überwiegend positiv vom Geschäftsumfeld im Land und auch vom Umgang mit den staatlichen Stellen. Ein viele Jahrzehnte in Ruanda aktiver ausländischer Unternehmer sieht "Good Governance" als Alleinstellungsmerkmal Ruandas in der Region. Insbesondere wird die vergleichsweise hohe Transparenz sowie die minimale Ausprägung von Korruption hervorgehoben. Positiv äußern sich Unternehmen auch darüber, dass es in Ruanda hoch motiviertes Personal gibt. Dieses mag nicht immer bestens ausgebildet sein, aber die Bereitschaft, sich weiterzubilden und hart zu arbeiten, wird immer wieder hervorgehoben.

Tendenz zur Regulierung erhöht die Kosten

Positiv wird auch berichtet, dass Behörden wie das Rwanda Development Board (RDB), die Finanzbehörde Rwanda Revenue Authority (RRA) oder die Rwanda Food and Drugs Authority (FDA) schnell und transparent arbeiten, jedoch auch strenge Regeln für Unternehmen implementieren und deren Einhaltung auch kontrollieren. Ruanda ist also kein typisch afrikanischer Markt mehr, durch den man sich als Unternehmer "durchwurschteln" kann, sondern der Markt ist strenger reguliert und daraus resultieren teilweise hohe Kosten für Unternehmen. 

Ein Unternehmer berichtet, dass zum Beispiel Einzelhändler von der RRA Kassensysteme für viel Geld erwerben müssen. Diese Kassen sind direkt mit der RRA verbunden, sodass die Kontrolle hier sehr stark ist. Die FDA kontrolliert Einfuhren nach Angaben von Importeuren ebenfalls sehr streng und stellt mitunter unrealistische Ansprüche an die lückenlose Vorlage von Dokumenten. Auch sind die Registrierungskosten für einzelne Importprodukte sehr hoch, sodass sich die Registrierung nur noch für Produkte lohnt, die man sicher in großen Mengen importiert. Viele Nischenprodukte werden daher seit einigen Jahren nicht mehr nach Ruanda eingeführt.

Devisen sind teilweise knapp

Zu Verzögerungen kann es kommen, wenn Unternehmen die versteuerten Gewinne in Form von Devisen aus dem Land heraustransferieren möchten. Dies ist zwar nicht verboten, gleichwohl ist es nicht immer leicht, Devisen zu beschaffen. Das liegt vor allem am wenig entwickelten Finanzsektor des Landes. Die Kapitalbasis der lokalen Banken ist vergleichsweise gering und so kann es gerade bei größeren Beträgen vorkommen, dass die lokale Bank den Devisenbetrag nicht vorrätig hat und sich der Umtausch dadurch in die Länge zieht.

Dass Ruanda im letzten veröffentlichten WEF-Länderrating 2019 von insgesamt 141 bewerteten Ländern "nur" Platz 100 belegt, liegt vor allem daran, dass es bei den wichtigen Themen "Marktgröße", "Infrastruktur", "Höhere Bildung und Ausbildung" sowie "ICT-Adoption" eher schlecht abschneidet. Speziell die letzten drei Aspekte hat die Regierung im Blick und versucht durch Investitionen in diesen Bereichen deutliche Verbesserungen herbeizuführen.

WEF-Länderrating 2019

Kriterien

Ruanda

Uganda

Deutschland

Gesamtrang

100

115

7

1 Institutionen (bewertet unter anderem Eigentumsrechte, Unabhängigkeit der Justiz, Intensität der Auditierung)

36

101

18

2 Infrastruktur

111

115

8

3 ICT Adoption

111

125

36

4 Makroökonomische Stabilität 

96

89

1

5 Gesundheit 

107

120

31

6 Höhere Bildung und Ausbildung 

128

122

5

7 Effizienz der Gütermärkte (bewertet unter anderem benötigte Zeit für die Unternehmensgründung, Wettbewerbsintensität, Besteuerung, Zollvorschriften)

66

109

9

8 Effizienz des Arbeitsmarkts 

45

69

14

9 Entwicklung des Finanzmarkts (bewertet unter anderem Beschränkungen der Kapitalströme)

90

110

25

10 Marktgröße 

129

86

5

11 Dynamik des Geschäftsumfeldes 

46

91

5

12 Innovationsfähigkeit

100

111

1

Quelle: World Economic Forum: The Global Competitiveness Report 2019 (insgesamt wurden 141 Länder bewertet)

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