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Wirtschaftsausblick | Slowakei

Slowakei setzt ihren Wachstumskurs fort

Hohe Investitionen und Exportüberschüsse treiben das slowakische Wachstum voran. Ab 2024 soll der Konsum einen größeren Beitrag leisten. Deutsche Firmen bauen ihr Engagement aus.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Top-Thema: Neue Regierung will stärker in Wirtschaft eingreifen

In der Slowakei ist ein alter Bekannter zurück an der Macht: Robert Fico. Mit seiner Partei Smer-SD holte der Politiker bei den Parlamentswahlen im September 2023 die meisten Stimmen und führt nun zum vierten Mal in der Geschichte des Landes die Regierung an. Zusammen mit der Schwesterpartei Hlas und der nationalistischen SNS bildet Fico eine Koalition, die stärker in die Wirtschaft eingreifen wird. Die Regierung will die Preise für Energie und andere Waren oder Dienstleistungen regulieren, die Marktzinsen für Wohnungsbaukredite nach unten drücken und Immobilien stärker besteuern.  

Zu den Prioritäten gehört die Haushaltskonsolidierung. Als eine Maßnahme wird die Einführung einer Bankensteuer vorgeschlagen, um "Übergewinne" der Finanzinstitute abzuschöpfen. Bei der Energieversorgung soll Erdgas ein wichtiger Basisrohstoff bleiben, bis der Übergang zur kohlenstoffarmen Wirtschaft gelungen ist. Ihre Bezugsquellen will die Slowakei aber diversifizieren. Zugleich bleibt Kernkraft ein Pfeiler der Stromversorgung. Doch auch der Ausbau der erneuerbaren Energiequellen hat seinen festen Platz im Regierungsprogramm. 

Außerdem plant die Dreierkoalition eine "Dekade der Digitalisierung". Ziel ist es, die Bevölkerung für digitale Technologien zu qualifizieren, eine sichere Infrastruktur aufzubauen und die Verwaltung zu digitalisieren. 

Wirtschaftsentwicklung: Im Spitzenfeld der Eurozone

Die Konjunktur in der Slowakei entwickelt sich besser als in den meisten anderen EU-Ländern. Laut der Herbstprognose der Europäischen Kommission könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 um 1,3 Prozent wachsen und damit doppelt so schnell wie die Eurozone insgesamt. Auch für 2024 (+1,7 Prozent) und 2025 (+2 Prozent) stehen die Zeichen auf Wachstum. Die Analysten der slowakischen Nationalbank bestätigten im Oktober 2023 diesen positiven Ausblick. Sie erwarten für 2024 sogar einen BIP-Zuwachs um 2,7 Prozent und für 2025 um 3,4 Prozent.

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Unternehmen investieren in mehr Energieeffizienz

Während die Nachbarländer Tschechien und Ungarn 2023 in die Rezession abrutschten, konnte die Slowakei ihren Wachstumskurs halten. Dazu beigetragen haben der hohe Exportüberschuss und die Investitionen. Im verarbeitenden Gewerbe erhöhten vor allem die Chemieunternehmen, der Fahrzeugbau und die Metallindustrie ihre Bruttoanlageinvestitionen. Auch der Energiesektor hat kräftig modernisiert und die Effizienz der Anlagen verbessert.

Finanzielle Unterstützung gibt es bei solchen Vorhaben aus den gut gefüllten EU-Fonds. Bratislava beeilt sich, die Mittel aus dem Aufbau- und Resilienzplan zügig abzurufen. Im Sommer 2023 wurde der aktualisierte Plan mit einem Gesamtvolumen von 6,4 Milliarden Euro von der Europäischen Kommission gebilligt. Auch bei der Abschöpfung der Kohäsionsfonds soll es schneller gehen. Allein im 4. Quartal 2023 sind 130 Förderaufrufe geplant. Sie betreffen die Sanierung ökologischer Altlasten, den Ausbau des Fernstraßennetzes und die Gebäudesanierung. 

Neue Volvo-Fabrik sorgt für erste Investitionen

Zu den Stützen des Wachstums gehört erneut die Automobilindustrie, die massiv auf alternative Antriebe umstellt. Die ersten Investitionen für den fünften Autoproduzenten im Land laufen: Volvo hat bei Košice Grundstücke erworben und beginnt Personal zu rekrutieren. Außerdem orderte der Fahrzeughersteller bereits Karosseriepressen beim italienischen Zulieferer Idra, berichten slowakische Medien. Volvo Car plant eine Jahresproduktion von 250.000 Elektroautos in der Slowakei. 

Ab 2024 rechnen Volkswirte wieder mit einem stärkeren Beitrag des Privatkonsums zum Wirtschaftswachstum. Während die Arbeitslosenquote sinkt, schwächt sich die Preissteigerung ab. Dadurch könnten die Reallöhne 2024 laut Prognosen der Nationalbank um über 2 Prozent steigen. Das beeinflusst die Kauflaune positiv.

Belebung ist auch für den Außenhandel zu erwarten. Dieser litt 2023 unter der schwachen Auslandsnachfrage, wodurch sich die Exporte von Januar bis August um 3 Prozent zur Vorjahresperiode verringerten. Stark gesunken waren die Ausfuhren von Chemieprodukten und Nachrichtentechnik.

Noch schneller zurück ging der Importwert. Von Januar bis August 2023 lag das Minus im Vergleich zur Vorjahresperiode bei 9 Prozent. Das hing mit dem geringeren Wertvolumen bei fossilen Brennstoffen (-46 Prozent) zusammen. Gestiegen ist der Bedarf an Metallverarbeitungsmaschinen und Energieausrüstungen. Für 2024 rechnet die slowakische Nationalbank mit einem Anstieg der Exporte um 7 Prozent und der Importe um 8 Prozent.

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Deutsche Perspektive: Gute Stimmung und neue Investitionen

Der Rekord im deutsch-slowakischen Außenhandel von 2022 (36 Milliarden Euro) wird dieses Jahr nicht gebrochen. Zwischen Januar und August 2023 sanken die slowakischen Lieferungen nach Deutschland um 2 Prozent; die Importe gingen um 4 Prozent zurück. Schon 2024 dürften die Zahlen dank der Konjunkturbelebung wieder nach oben gehen. 

Viele Firmen bauen ihre Werke aus

Bedarf an Produkten aus Deutschland generieren vor allem die Projekte zur Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer Energien, der Ausbau der Infrastruktur und die Investitionen in der Automobilindustrie. Außerdem bauen die über 600 deutschen Unternehmen im Land ihre Aktivitäten aus. Schaeffler eröffnete im Juni 2023 in Kysuce ein Entwicklungszentrum für moderne Mobilitätslösungen und will dieses erweitern. Vaillant und Stiebel Eltron errichten neue Produktionskapazitäten für Wärmepumpen. Bosch baut in der Region Prešov ein Werk für E-Bike-Komponenten. 

Bei der Geschäftsumfrage AHK World Business Outlook im Herbst 2023 gab jedes fünfte deutsche Unternehmen an, seine Investitionen in der Slowakei zu erhöhen. Die große Mehrheit der Firmen erwartet eine stabile Geschäftsentwicklung für das nächste Jahr, 19 Prozent rechnen sogar mit besseren Ergebnissen.

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Weitere Informationen (zum Beispiel Rechtsinformationen oder Branchenberichte) finden Sie auf unserer Länderseite Slowakei.

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