Wirtschaftsumfeld I Kanada I Inflation
Steigende Inflation drückt kanadischen Konsum
Kanadier müssen auch mittelfristig mit höheren Preisen leben. Steigende Energiekosten und Lieferkettenprobleme in der Industrie dürften sich fortsetzen.
14.10.2021
Von Daniel Lenkeit | Toronto
Die Hoffnungen, dass die seit Jahresbeginn erhöhte Inflation in Kanada ein vorübergehendes Phänomen sei, erfüllen sich nicht. Mittlerweile erwartet auch die Zentralbank eine "hartnäckigere" Inflation. Im August 2021 erreichte die Teuerungsrate über 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - weit über der Zielbandbreite der Bank of Canada von 1 bis 3 Prozent. Gleichzeitig macht die wirtschaftliche Erholung Rückschritte und das Bruttoinlandsprodukt sank im 2. Quartal um 0,3 Prozent (real, saisonbereinigt und annualisiert).
Die Haushalte schränken ihren Konsum aufgrund höherer Preise (Kfz, Baustoffe) ein oder haben durch Lieferkettenstörungen und Logistikprobleme von Großhändlern eingeschränkten Zugang zu Konsumgütern. Die Sparquote der Haushalte stieg von 12 auf 14 Prozent zwischen dem 4. Quartal 2020 und dem 2. Quartal 2021.
Die Hälfte des Anstiegs des Verbraucherpreisindexes seit Jahresbeginn geht auf erhöhte Kfz- und Immobilienpreise zurück. Seit Juni tragen auch höhere Energie- und Lebensmittelkosten stärker zur Inflation bei. Vor allem Öl- und Gas- aber auch Kfz-Preise dürften mittelfristig hoch bleiben.
Die Wirtschaft erholt sich weiter von der Coronapandemie. Die Niedrigzinspolitik trägt zu hoher Verschuldung der Haushalte und des Bundes bei. Deshalb sind der Zentralbank aktuell die Hände gebunden. Sie müsste die Konjunktur abwürgen, um die Teuerung zu regulieren. Vor allem der private Konsum - ein Zugpferd des Wachstums der letzten Jahre - würde darunter weiter leiden.