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Wirtschaftsumfeld | Kuwait | Konjunktur

Trotz Coronaeindämmung noch wenig Schwung in der Wirtschaft

Die Coronakrise scheint weitgehend überwunden zu sein. Mit dritten Impfungen wird begonnen. Die Belebung der Ölnachfrage könnte 2022 ein kräftiges Wirtschaftswachstum bringen. 

Von Robert Espey | Dubai

In Kuwait hatte die Coronapandemie in der ersten Juliwoche 2021 mit einer 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner (Bevölkerung: 4,6 Millionen) von fast 280 den Höchststand erreicht. Es folgte bis Ende Juli ein kontinuierlicher Rückgang auf 131. Ende August lag der Inzidenzwert bei 27, dann Ende September bei 6. Aktuell (Stand: 5. Oktober 2021) wird ein Wert von 7 gemeldet.

Nur noch wenige stationäre Coronapatienten

Gemäß den Daten des Gesundheitsministeriums haben sich in Kuwait seit Beginn der Epidemie rund 412.000 Personen infiziert, etwa 2.500 sind an oder mit Corona gestorben. Gegenwärtig gibt es nur noch sehr wenige Todesfälle, der 7-Tagesdurchschnitt liegt derzeit bei einem Sterbefall pro Tag. Am 5. Oktober wurden 46 Coronapatienten stationär behandelt, davon 7 intensivmedizinisch.

Angesichts der niedrigen Infektionszahlen sind die Restriktionen für das öffentliche Leben und die Wirtschaft weitgehend aufgehoben worden. Für Ungeimpfte gelten aber erhebliche Restriktionen. Im September sind die staatlichen Einrichtungen weitgehend zum Normalbetrieb zurückgekehrt. Während der Coronakrise war ein Großteil der Belegschaft ins Home-Office gewechselt.

Mit Beginn des neuen Schuljahres am 3. Oktober wurde in Kuwait auf Wechselunterricht umgestellt. Die Schulen hatten ab März 2020 ununterbrochen Distanzunterricht praktiziert. Von Lehrern und Schülern ab 12 Jahre wird ein wöchentlicher PCR-Test verlangt, wenn kein Nachweis über einen Impfschutz vorliegt. Lehrer müssen vollständig geimpft sein, bei den Kindern ist die erste Impfung ausreichend. Freizeitparks für Kinder sind ebenfalls wieder geöffnet.

Hohe Impfquoten erreicht

In Kuwait sind vier Impfstoffe zugelassen worden (BioNTech/Pfizer, AstraZeneca, Moderna, Johnson & Johnson). Vorwiegend werden BioNTech/Pfizer und AstraZeneca verabreicht. Angaben zum Impffortschritt werden nur sporadisch veröffentlicht und sind zudem lückenhaft.

Am 23. September veröffentlichte das Gesundheitsministerium eine Statistik zu Impfquoten in den fünf  Regionen des Landes. Demnach waren in der Hauptstadtregion 83 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vollständig geimpft. Für die vier anderen Regionen werden Quoten zwischen 56 und 77 Prozent angegeben. Diese Quoten müssten der Verabreichung von insgesamt 6 Millionen bis 7 Millionen Dosen entsprechen, einschließlich nur einmal Geimpfter.

Seit Ende September bietet Kuwait eine dritte Impfung (Booster Shot) an. Die zweite Impfung muss mindestens sechs Monate zurückliegen. Da vor sechs Monaten nur sehr wenige Personen vollständig geimpft waren, ist der relevante Personenkreis noch entsprechend klein. Das Angebot gilt zunächst für Personen über 60 sowie für Beschäftige im Gesundheitswesen und für Personen mit Immunschwächen.

Einreise weiterhin mit erheblichen Beschränkungen

Zum Schutz vor der Einschleppung von Coronainfektionen aus dem Ausland gelten für die Einreise nach Kuwait weiterhin starke Beschränkungen. Kuwaiter ohne Impfschutz dürfen das Land nicht verlassen. Eine Einreise ist derzeit grundsätzlich nur für kuwaitische Staatsbürger, andere GCC-Staatsangehörige (Gulf Cooperation Council) und Nicht-GCC-Ausländer mit Aufenthaltstitel möglich.

Für eine Einreise sind ein vollständiger Impfschutz und ein PCR-Test, der beim Check-in nicht älter als 72 Stunden sein darf, erforderlich. Es werden nur die in Kuwait zugelassenen Impfstoffe anerkannt. Allerdings ist jetzt eine Einreise auch möglich, wenn nach einer vollständigen Impfung mit Sinopharm, Sinovac oder Sputnik V eine dritte Impfung mit einem der vier in Kuwait zugelassenen Vakzine erfolgt ist. Nach der Einreise ist eine siebentägige Quarantäne verpflichtend, die jedoch durch einen erneuten PCR-Test vorzeitig beendet werden kann.

Wirtschaft stark geschrumpft, Ölsektor geht auf Expansionskurs

Die Ölmarktschwäche und die zusätzlichen Effekte der Coronaepidemie haben Kuwaits Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2020 real (preisbereinigt, in Kuwait-Dinar) um 8,9 Prozent schrumpfen lassen, so die ersten vorläufigen Daten des Statistikamtes. Der Ölsektor kam auf -8,9 Prozent, die Nicht-Ölwirtschaft auf -8,8 Prozent.

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Für 2021 zeichnet sich ein nur schwaches BIP-Wachstum ab. Die National Bank of Kuwait (NBK) erwartet einen realen BIP-Zuwachs von lediglich 0,5 Prozent. Dabei wird mit einem Plus im Nichtölsektor von 3,0 Prozent und einem Minus im Ölsektor von 1,6 Prozent kalkuliert. Die von der NBK prognostizierte Schrumpfung der Ölproduktion 2021 auf durchschnittlich 2,40 Millionen bpd (barrel per day) könnte aber etwas geringer ausfallen.

Die im 2. Halbjahr 2021 wieder steigende Ölförderung dürfte Kuwaits Ölproduktion 2021 nur auf durchschnittlich 2,42 Millionen bpd absinken lassen (2020: 2,44 Millionen bpd; 2019: 2,68 Millionen bpd). Für 2022 sieht es nach einer deutlichen Ausweitung der Ölproduktion aus.

Steigender Ölpreis lässt Budgetdefizit  sinken

Die 2020 weiter reduzierte Ölproduktion in Verbindung mit einem stark gesunkenen Ölpreis sowie die von der Coronakrise verursachten Steuermindereinahmen bei gleichzeitig Epidemie bedingten Mehrbelastungen haben im Haushaltsjahr 2020/2021 (April bis März) zu einem Rekorddefizit von umgerechnet 35,3 Milliarden US-Dollar (US$) geführt (2019/20: -13,0 Milliarden US$). Dieser Wert entspricht etwa einem Drittel des BIP. Der Staatshaushalt wird traditionell zu etwa 90 Prozent durch Öleinnahmen gespeist, der niedrige Ölpreis ließ die Quote 2020/2021 auf 83 Prozent absinken.

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Die erst im Juni (2021) vom Parlament genehmigte Haushaltsplanung 2021/2022 weist ein Defizit von rund 39 Milliarden US$ aus. Dabei wird von steigenden Ausgaben und kaum wachsenden Einnahmen ausgegangen. Die durchschnittliche Ölproduktion ist mit 2,4 Millionen bpd veranschlagt, der Ölpreis mit nur 45 US$ pro Barrel. Tatsächlich dürfte die Ölförderung höher ausfallen und der Ölpreis möglicherweise bei 65 bis 70 US$ liegen. Entsprechend ist mit einem erblich geringeren Budgetdefizit zu rechnen.

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