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Wirtschaftsumfeld | Kroatien | Konjunktur

Überraschend hohes Wachstum

Kroatiens Wirtschaft zeigt 2021 eine unerwartet starke Dynamik. Das BIP-Wachstum im 2. Quartal war das fünfthöchste in der EU – nach Spanien, Frankreich, Ungarn und Italien.

Von Waldemar Lichter | Zagreb

Das kroatische Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm im 2. Quartal 2021 um real 16,1 Prozent gegenüber dem Vorjahrszeitraum zu. Es ist das erste Quartalswachstum seit Anfang 2020, dem Beginn der Coronakrise. Die auch im Vergleich mit anderen Ländern der Europäischen Union (EU) überdurchschnittlich hohe Zunahme wird allerdings durch die niedrige Ausgangsbasis des gleichen Vorjahresquartals (BIP-Rückgang von 14,6 Prozent) relativiert.

Tourismussaison besser als erwartet

Die starke Wachstumsdynamik setzt sich auch im 3. Quartal 2021 fort. Das ist vor allem den starken Ergebnissen der bisherigen Tourismussaison in Kroatien zu verdanken. Das Land gilt als besonders attraktive Destination in Zeiten der Coronapandemie. Gründe dafür sind die geografische Nähe und die gute Erreichbarkeit mit dem Auto aus den wichtigsten Herkunftsländern, wie beispielsweise aus Deutschland. Kroatien profitiert vom derzeitigen Trend, vor allem in vertraute und nahegelegene Länder zu reisen.

Wachstumsprognosen verbessert

Die Tourismuseinnahmen werden 2021 nach Schätzungen von Raiffeisen Research etwa 70 Prozent der Rekordsaison von 2019 erreichen. Der Tourismussektor wird wesentlich dazu beitragen, dass die Prognosen für das BIP-Wachstum für 2021 nach oben korrigiert werden dürften, so die Raiffeisen-Analysten. Sie gehen von einem realen BIP-Plus von mindesten 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus.

Abgesehen vom Tourismus hätten sich aber auch andere Wirtschaftssektoren als robust erwiesen. So haben sich zum Beispiel die Industrie sowie Landwirtschaft, Bauwirtschaft und Informationstechnologie als recht widerstandsfähig in der Coronakrise gezeigt. Hält die derzeitige Dynamik an, dann werde die kroatische Wirtschaftsleistung bereits Ende des 1. Halbjahres 2022 das Niveau von 2019 wieder erreichen, prognostizieren die Raiffeisen-Experten. 

Privater Verbrauch legt stark zu

Positiv bewertet wird, dass das Wirtschaftswachstum auf breiter Basis stattfindet. Mit einem Plus von 18,4 Prozent hat im 2. Quartal 2021 der private Verbrauch überraschend stark zugelegt. Dazu tragen auch Maßnahmen der Regierung zur Stützung des Arbeitsmarktes, etwa durch Lohnsubventionen bei. Wichtigster Beitrag für das Konsumwachstum dürfte aber aus dem Tourismussektor kommen.

Berichten zufolge habe der unerwartet hohe Bedarf bei einigen Konsumgütern sogar zur angespannten Versorgungslage und zu Knappheiten auf dem Markt geführt. Außerdem macht sich bei den Unternehmen im Gastgewerbe und in der Gastronomie zunehmend der Arbeitskräftemangel bemerkbar. Rekrutiert wird derzeit deshalb zunehmend Personal aus anderen, zum Teil fernen Ländern, etwa aus Asien.

Für Wachstumsimpulse sorgen auch die Ausfuhren. Deutlich angezogen haben nicht nur die Exporte von Dienstleistungen (Tourismus), sondern auch die von Waren. Das dürfte auf die wieder angezogene Konjunktur in der EU zurückzuführen sein. Gleichzeitig nehmen auch die kroatischen Einfuhren stark zu. Zum einen lässt der boomende Tourismus den Bedarf nach Importwaren steigen. Zum anderen wachsen die Einfuhren durch die stark gestiegenen Investitionen.

Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts nach Verwendung *)

1. Quartal 2020

2. Quartal 2020

3. Quartal 2020

4. Quartal 2020

1. Quartal 2021

2. Quartal 2021

Endverbrauch

1,8

-9,8

-4,6

-2,6

-0,3

14,0

   Private Haushalte

0,7

-14,0

-7,5

-4,5

-0,4

18,4

   Staat

4,7

1,7

3,0

3,1

0,2

4,0

Bruttoanlageinvestitionen

3,1

-14,7

-3,0

4,2

4,6

18,3

Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen; darunter

-2,0

-40,7

-32,3

-9,8

-0,9

40,9

   Waren

1,4

-24,5

-9,9

-3,6

1,0

35,2

   Dienstleistungen

-8,1

-66,9

-45.3

-35,0

-18,6

56,3

Einfuhren von Waren und Dienstleistungen; darunter

-5,0

-27,5

-14,1

-7,6

-2,1

30,3

   Waren

-0,9

-24,5

-9,9

-3,6

1,0

30,5

   Dienstleistungen

-23,5

-42,2

-33,3

-25,9

-19,7

28,9

BIP

0,2

-14,4

-10,1

-7,2

-0,7

16,1

*) Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal in ProzentQuelle: Statistikamt Kroatiens (DZS) 2021

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