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Wirtschaftsumfeld | Vereinigte Arabische Emirate

VAE will attraktiver werden

Der Golfstaat gehört zu den größten Volkswirtschaften der arabischen Welt. Um seine Stellung weiter zu stärken, werden neue Anreize geschaffen und Reformen angekündigt.

Von Heena Nazir | Dubai

Seit der Gründung vor 50 Jahren bilden sieben formal eigenständige Emirate an der Küste des Persischen Golfs die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) (Abu Dhabi, Dubai, Adschman, Fudschaira, Ra`s al-Chaima, Schardscha und Umm al Qaiwain). Die Hauptstadt Abu Dhabi und die Finanzmetropole Dubai sind zugleich die Wirtschafts- und Kulturzentren. Amtssprache ist Arabisch, der Islam die offizielle Religion. Der Wüstenstaat verfügt über die siebtgrößten Ölvorkommen der Welt und zählt mit einem Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von über 30.000 US-Dollar (US$) zu den reichsten Ländern.

Abu Dhabi verfügt über rund 90 Prozent der gesamten Ölreserven des Landes. Traditionell stellt die Hauptstadt den  Präsidenten, der wiederum die Innen- und Außenminister sowie die Kultur- und Informationsminister ernennt. Gewählt wird der Präsident alle fünf Jahre von den Regenten der sieben Emirate.

Unbestritten entwickelte sich Dubai seit den 1960er Jahren zum wirtschaftlichen Zentrum im Nahen und Mittleren Osten. Es setzte ein immenser Bauboom mit Prestigeobjekten ein, darunter der Containerhafen von Jabal Ali, der Flughafen und der Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt. Die Wirtschaftskrise 2008 traf vor allem die Immobilienbranche mit voller Wucht. Mit seiner Finanzkraft bewahrte Abu Dhabi das Emirat Dubai vor dem drohenden Bankrott. Die  Coronakrise und sinkende Ölpreise stellten den Golfstaat 2020 erneut vor neuen Herausforderungen.

Diversifizierung der Wirtschaft hat Priorität

Von Covid-19 ist Dubai wegen seiner stärkeren Konzentration auf die Sektoren Handel, Tourismus und Luftfahrt stärker als Abu Dhabi betroffen. Auf dem Höhepunkt der Pandemie verließen viele ausländische Arbeitnehmer das Land. Daraufhin wurden die Aufenthaltsbestimmungen liberalisiert. Neben dem erleichterten Anspruch auf das zehnjährige „goldene“ Visum, welches nicht an einen Arbeitgeber gebunden ist, befördert eine „grüne“ Aufenthaltsgenehmigung für Investoren und Unternehmer sowie für hochqualifizierte Freiberufler den Aufbau einer innovationsorientierten Wirtschaft. Aktuell werden in den Emiraten Milliardenbeträge in die Entwicklung erneuerbarer Energien investiert. Der Energiesektor soll insgesamt diversifiziert und die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen reduziert werden. Im Jahr 2020 haben die VAE als erstes arabisches Land ein Atomkraftwerk in Betrieb genommen. Ebenfalls wird stark in das Vorantreiben der Wasserstoffindustrie investiert.

Liberalisierung des Marktes wird konkretisiert

Bisher benötigten ausländische Investoren einen lokalen Partner aus den VAE, der mindestens 51 Prozent der Anteile an einer Gesellschaft hielt. Erst Ende März 2020 gab es die erste Änderung mit einer Positivliste, welche 122 Aktivitäten in unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen enthielt. Solche Unternehmungen erlaubten eine 100-prozentige ausländische Beteiligung. Aufgeführt wurden 52 Aktivitäten im Dienstleistungssektor, 51 in der Industrie und 19 in der Landwirtschaft. Für alle anderen nicht genannten Bereiche, etwa im Banken- oder Versicherungssektor, galten gemäß einer sogenannten Negativliste die Beschränkungen weiterhin.

Bereits damals waren für Investoren aus dem Ausland Einzelfall-Regelungen möglich. Das „Commercial Companies Law“ gab den einzelnen Emiraten Ermessensspielräume, sodass die jeweiligen Positivlisten voneinander abweichen konnten. Unterschiedliche Auslegungen erschwerten die Investitionsentscheidungen und Geschäftstätigkeiten.

Überraschend stehen seit Anfang 2021 die Wirtschaftsbereiche der VAE ohne diese Unterscheidung für ausländische Investoren vollständig offen. Einzige Ausnahme: Im Öl- und Gassektor behält der Staat in den Gesellschaften seinen mehrheitlichen Einfluss. 

Freihandelszonen bieten attraktive Konditionen

Bei der Bewertung der nahezu vollständigen Liberalisierung darf nicht außer Acht gelassen werden, dass bereits vor 2021 die sieben Emirate eine stattliche Zahl von über 40 Freihandelszonen eingerichtet haben, in denen schon länger vollständige Investitionsfreiheit herrscht.

Von den dort tätigen Unternehmen werden 86 Prozent der Arbeitnehmer im privaten Sektor beschäftigt. Bei den meisten Freihandelszonen, die mit eigenen Gesetzen und Verwaltungsvorschriften unter behördlicher Aufsicht agieren, handelt es sich zumeist um Wolkenkratzer aller Größen, die in Häfen, an Flughäfen und auf dem Festland mit Anschluss an die großen Verkehrsadern eingerichtet wurden.

Als Alleinstellungsmerkmal ist bei den Freihandelszonen der Vorteil weggefallen, keinerlei Eigentumsbeschränkungen zu unterliegen. Attraktiv bleiben fehlende Unternehmens- und Einkommenssteuern, der Zugang zu Doppelbesteuerungs- und Investitionsschutzabkommen, keine Beschränkungen der Gewinnrückführung, eine schlanke Administration und die Verkehrsanbindungen an das Drehkreuz Dubai.

Die Behörden erwarten, dass die Liberalisierung den künftigen Zuflüssen ausländischer Direktinvestitionen einen kräftigen Schub verleiht. In den Emiraten wird mit einigen Fusions- und Übernahmeaktivitäten von größeren ausländischen Unternehmen gerechnet.

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